Köln – Am Morgen nach der sportlichen Bankrotterklärung trat Horst Heldt am Geißbockheim vor die Kameras. Und wirkte mächtig angefressen. Der Sportchef des 1. FC Köln sprach von einer inakzeptablen Leistung, anders ist ein 0:5 in Freiburg wohl auch nicht zu erklären. Nach dieser Niederlage könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
Heldt: „Spieler forderten nicht Kopf des Trainers"
Und das tat Heldt auch nicht. Mittags kam es zu einem Krisengespräch mit drei Spielern aus dem fünfköpfigen Mannschaftsrat. Kapitän Jonas Hector und seine Stellvertreter Marco Höger und Timo Horn wurden bei Heldt im Büro vorstellig. Die erfahrenen Spieler beschwerten sich allerdings nicht über Trainer Markus Gisdol, schon gar nicht forderten sie dessen Demission. Das bestätigte Heldt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Die Inhalte bleiben intern, aber solch ein Gespräch kann natürlich auch schon mal falsch interpretiert werden. Daher möchte ich nur sagen, dass die Spieler nicht bei mir waren, um den Kopf des Trainers zu fordern. Das könnten sie auch gar nicht. Es war allerdings wichtig, dass wir uns nach diesem Auftritt schnell ausgetauscht haben.“
Heldt hatte schon vorher klargestellt, dass Gisdol die Mannschaft auch beim kommenden Heimspiel gegen Hertha BSC betreuen wird. „Markus wird am Samstag auf der Bank sitzen. Wir halten an ihm fest, so lange wir überzeugt sind.“ Doch die Überzeugung schwindet. Heldt würde das Wort „Ultimatum“ zwar wohl nie benutzen, aber die Interpretation, dass die Partie gegen Berlin für Gisdol ein Endspiel ist, die ist wohl zulässig. Nach einem weiteren sportlichen Offenbarungseid wie in Freiburg dürfte für Gisdol Schluss sein. Allerdings auch nur dann.
Versagen eine Frage der Einstellung?
Das Versagen von Freiburg ist für Heldt nicht mit taktischen Vorgaben oder Systemfragen zu erklären, sondern mit der Einstellung eines jeden Einzelnen. „Wir haben alles vermissen lassen, was wir im Abstiegskampf brauchen. Das ist zum ersten Mal in der Form passiert“, sagte der Sportchef. Mit einer Leistung wie in Freiburg „bleiben wir nicht in der Liga. Wir haben keine Zeit, zu warten“, sagte Heldt und fügte an: „Wenn die Spieler nicht anfangen, sich zu hinterfragen, werden sie in die Richtung geschoben. Ab Dienstag werden wir uns jeden Tag sehen – und zwar intensiv.“
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Warum die Mannschaft einen derart desaströsen Auftritt hingelegt hat, darüber rätseln die Verantwortlichen noch. Daher soll es in den kommenden Tagen zu weiteren Gesprächen kommen, um das Spiel „erklärbar zu machen“ und den Fokus auf die kommenden Duelle mit Hertha, Schalke, Hoffenheim und Bielefeld zu legen. Gisdol sei „genauso enttäuscht, wütend und sauer wie jeder, der eine andere Erwartungshaltung hat“, sagte Heldt.
Trainer stellt sich erneut schützend vor das Team
Direkt nach dem Abpfiff hatte sich das beim Trainer noch anders angehört. Der Coach hätte allen Grund gehabt, gegen seine Mannschaft zu ledern, doch er stellte sich erneut schützend vor sie und sprach tatsächlich davon, dass die Spieler „ihr Bestes versucht“ hatten und es am Ende halt nicht gereicht habe. Zwischenzeitlich, so befand Gisdol, sei seine Mannschaft sogar „ganz gut drin“ im Spiel gewesen.
In Wahrheit hatten die Kölner den Freiburgern nichts entgegenzusetzen und hätte noch mehr Gegentore kassieren können als jene durch Ermedin Demirovic (18.), Nicolas Höfler (39.), Roland Sallai (59.), Philipp Lienhart (69.) und Lucas Höler (79.). Die ersten beiden Gegentore fing sich der FC nach unerklärlichen Patzern von Timo Horn und Salih Özcan. Beim 0:3 und beim 0:5, das fast eine Kopie des 0:3 war, präsentierten sich einige Spielern eher wie Verteidiger-Darsteller. Statt Gegenwehr gab es Geleitschutz. Es fehlten „Laufintensität, Zweikampfverhalten, Kompaktheit“, schimpfte Heldt: „Es war ein außerordentlich schlechter Tag.“
Auch nach vorn ging mal wieder so gut wie nichts. Stürmer Anthony Modeste ist derzeit ein Schatten früherer Tage, der Franzose wurde allerdings auch nicht mit brauchbaren Zuspielen gefüttert. Das lag auch daran, dass Ondrej Duda ungewohnt ideenlos agierte, Salih Özcan und Ellyes Skhiri mehr mit sich selbst beschäftigt waren und Ismail Jakobs nach seinem Infekt noch gehemmt wirkte.
Immerhin stuften die Spieler ihre Nicht-Leistung als solche ein. „Insgesamt hatten wir über das ganze Spiel keine Chance“, sagte Timo Horn. Marius Wolf befand: „So gewinnst du kein einziges Spiel. Jeder muss sich hinterfragen, ob er alles gegeben hat.“
Am Samstagnachmittag sah das nicht so aus. Am Samstagnachmittag sah das nicht so aus. Und am Sonntagabend folgte noch eine weitere Quittung: Da Bielefeld sein Heimspiel gegen Hertha BSC gewann, fiel der FC hinter die Arminia auf den Relegationsrang zurück.
Trio in U21 versetzt
Kölns Sportchef Horst Heldt teilte am Sonntag mit, dass drei Profis ab sofort nicht mehr bei der Bundesliga-Mannschaft mittrainieren. Frederik Sörensen (28), Christian Clemens (29) und Robert Voloder (19) wurden bereits am Freitag zur U21 versetzt. Es würden einfach zu viele Spieler im Trainingsbetrieb mitmischen, erklärte Heldt. „Das ist keine schöne Maßnahme, aber es geht um den 1. FC Köln, nicht um einzelne. Wir müssen mehr Qualität in die Trainingsarbeit bekommen.“
Die Verträge von Sörensen und Clemens laufen in diesem Jahr am 30. Juni aus, der FC will beide bereits im Winter abgeben. Voloder, der noch einen Kontrakt bis 2023 besitzt, soll ausgeliehen werden und Spielpraxis sammeln. (LW)