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Jetzt rege ich mich aufVorwurf an das Fußballgeschäft nach Sieg des Ex-FC-Trainers

Lesezeit 3 Minuten
Beierlorzer Mainz Sieg Hoffenheim

Achim Beierlorzer, Trainer beim 1. FSV Mainz 05, jubelt mit der Mannschaft über das Tor zum 1:4 in Sinsheim. 

  1. Der bis Sonntag ziemlich erfolglose FSV Mainz 05 gewann bei der TSG Hoffenheim in Unterzahl 5:1.
  2. Das wäre für sich genommen kein Skandal, wenn dies nicht unter einem Trainer geschehen wäre, der exakt 16 Tage zuvor gegen Hoffenheim 1:2 verloren hatte. Mit dem 1. FC Köln.
  3. In seiner Kolumne „Jetzt rege ich mich auf“ richtet Frank Nägele seinen Vorwurf nicht an den Trainer, der ein Angebot angenommen hat, das er schwer ablehnen konnte.
  4. Sondern an das Fußballgeschäft und seine Ruchlosigkeit, die vor keiner fragwürdigen Gelegenheit halt macht, wenn sie nur irgendwie Erfolg verspricht.

Köln – Im Fußball ist der Wahnsinn so normal geworden, dass es schwer fällt, sich ernsthaft über Fragen von Stil und Sittlichkeit aufzuregen. Der Gewinner hat sowieso immer Recht, und es gibt keinen Blödsinn, der nicht zuvor schon von hundert anderen gesagt und getan wurde. Hier jedoch liegt ein besonderer Fall vor.

Der bis Sonntag ziemlich erfolglose FSV Mainz 05 gewann bei der TSG Hoffenheim in Unterzahl 5:1. Das wäre für sich genommen kein Skandal, wenn dies nicht unter einem Trainer geschehen wäre, der exakt 16 Tage zuvor gegen Hoffenheim 1:2 verloren hatte. Mit dem 1. FC Köln. Das ist ein Skandal, und man muss kein Fan des FC sein, um die Chance zu haben, sich wahnsinnig darüber aufzuregen.

Was sich banal liest, muss man erst einmal in eine richtige Wahrheit übersetzen. Dazu hilft ein Vergleich. Was der Trainer Achim Beierlorzer innerhalb kürzester Zeit für zwei verschiedene Herren geleistet hat, ist etwa so, als würde ein CDU-Ministerpräsident eine Landtagswahl verlieren, aus der Partei geworfen werden, in eine andere Partei eintreten, sagen wir einmal die SPD, nein unrealistisch: Sagen wir die Grünen – und dann wenige Wochen später die nächste Landtagswahl haushoch gewinnen, während seine alte Partei immer weiter absackt.

Die wahnsinnige Welt des Fußballs

Nicht darstellbar in diesem Vergleich ist, dass der neue Sieg dem alten Dienstherren massiv schadet, denn Mainz 05 ist direkter Konkurrent des 1. FC Köln im Kampf um den Ligaverbleib, und ganz bestimmt haben die Erkenntnisse aus der Niederlage des FC dazu beigetragen, dass der FSV schon am nächsten Spieltag denselben Gegner schlagen konnte.

Wir alle wissen nicht ganz genau, welche Modalitäten bei der Vertragsauflösung zwischen Beierlorzer und Köln dazu geführt hatten, dass ein Trainer mit Vertrag bis 2021 auf der Stelle frei wurde für die Arbeit bei einem anderen Klub. Aber es müsste dagegen ein Gesetz im Fußball geben, das stärker ist als nur Moral und Ehrenkodex. Dies ist kein Vorwurf an den Trainer Beierlorzer, der ein Angebot angenommen hat, das er schwer ablehnen konnte.

Hier geht es um viel Geld und die Präsenz auf der größten Fußball-Bühne in Deutschland. Das schlägt kaum jemand aus. Dies ist ein Vorwurf an das Fußballgeschäft und seine Ruchlosigkeit, die vor keiner fragwürdigen Gelegenheit halt macht, wenn sie nur irgendwie Erfolg verspricht.Der galoppierende Wechsel des Trainers Achim Beierlorzer zwischen zwei Wirtschaftsunternehmen, deren Interessen extrem nah beieinander liegen, ist fragwürdig und ärgerlich.

Vermutlich hat auch der 1. FC Köln einen Fehler gemacht, als er nicht auf eine Regelung beharrte, die das, was passiert ist, verhinderte. Aber es sollte eben nicht die Aufgabe der Vereine sein, solch anrüchige Geschäfte zu verhindern, sondern die einer Branche selbst, in der Identifikation mit den Klubfarben und der Wert von Bodenständigkeit pausenlos gepredigt wird.

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Achim Beierlorzer ist ein freundlicher Mensch mit guten Manieren. Aber was soll er den Spielern des FSV Mainz über ihren Klub, ihre Region und die Tradition ihres Arbeitgebers erzählen können? Nichts. Er hat alleine davon profitiert, dass diese Profis heilfroh waren, einen anderen Trainer als den alten zu sehen und dann von der Erfahrung, die er wenige Tage zuvor bei der Niederlage des 1. FC Köln gegen Hoffenheim gemacht hatte.

In einer Welt, wie sie sein sollte, würde so etwas nicht möglich sein. Aber die Welt ist nicht, wie sie sein sollte. Und die wahnsinnige Welt des Fußballs erst recht nicht.