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Analyse nach dem Mainz-RemisDer 1. FC Köln sucht nach der alten Frische

Lesezeit 5 Minuten
FC leeres Stadion

Die Kölner Mannschaft nach dem Schlusspfiff am Sonntagnachmittag im Rhein-Energie-Stadion

  1. Der 1. FC Köln hat beim Restart der Bundesliga ein 2:0 aus der Hand gegeben und musste sich am Ende mit einem Remis gegen Mainz zufrieden geben.
  2. Was ist passiert? Hat die Corona-Pause der Mannschaft so zugesetzt?
  3. Jedenfalls ist der FC nun auf der Suche nach der alten Frische vor der Auszeit.
  4. Eventuell brachte aber auch der vermeintliche Verstoß beim Auswechseln Unruhe ins Spiel. Die Analyse.

Köln – Zwischendurch hatte es an der Seitenlinie endgültig ausgesehen wie während eines Testkicks im Hochsommer. Zwischen dem 1. FC Köln und Mainz 05 lief die 83. Spielminute, es stand 2:2, als es eng wurde zwischen den Trainerbänken. Der 1. FC Köln wechselte doppelt, brachte Ehizibue für Schmitz und Terodde für Córdoba. Die Mainzer tauschten gleich drei Spieler auf einen Schlag aus, für Kunde, Onisiwo und Boetius kamen Latza, Burkardt und Barreiro. Ein- und Auswechselspieler, dazu der Vierte Offizielle, die Trainer – es herrschte Hochbetrieb wo die Mittel- auf die Seitenlinie trifft.

Und während alle Beteiligten versuchten, Überblick und Abstandsregeln einzuhalten, tauchte Horst Heldt auf, gestikulierend. Der Manager des 1. FC Köln hatte Gesprächsbedarf. Grundsätzlich dürfen die Bundesligateams in der Zeit des Sonderspielbetriebs zwar fünf Wechsel pro Partie vornehmen, weil die Vorbereitung nach der langen Spielpause kurz war. Allerdings ärgerte Heldt, dass die Mainzer eine Absprache gebrochen hatten. Denn eigentlich, so hat es die „Kommission Fußball“ der Deutschen Fußball-Liga empfohlen, sollen maximal zwei Spieler gleichzeitig ausgewechselt werden.

Perfekte Hygiene: Gisdol gibt Uth die Faust

„Natürlich hat Mainz regelkonform gehandelt“, sagte Heldt später bei „Sky“: „Aber wir hatten ein Agreement formuliert.“ Achim Beierlorzer war der einzige Trainer am ersten Spieltag unter den veränderten Bedingungen, der einen Dreierwechsel vorgenommen hatte. Es war eine Premiere, deren Tragweite sich Beierlorzer gar nicht bewusst war. Er habe „von dieser Idee der DFL“ gehört, sich aber offenbar nicht weiter damit befasst.

Mainzer vermuten Verstoß gegen Absprachen beim FC

Die Mainzer hatten in derselben Minute ebenfalls einen Verstoß gegen die Absprachen vermutet, und zwar aufseiten der Kölner. Denn bis Freitag hatte es geheißen, die fünf Wechsel seien auf drei Wechselzeitpunkte zu verteilen, damit niemand auf die Idee kommen könnte, in der Schlussphase vier Wechsel nacheinander über die Bühne zu trödeln. Diese Regel war jedoch ergänzt worden: Neben drei Zeitpunkten während des Spiels dürften weitere Wechsel in der Halbzeitpause vorgenommen werden. Auch das hatten die Mainzer nicht gewusst, was ja irgendwie für sie sprach.

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Entscheidend war das alles nicht, es war ja beim 2:2 geblieben. Interessanter war hinterher eher die Frage, wie die Partie wohl mit Fans auf den Tribünen geendet wäre. Eher für Köln, hatte zum Beispiel Torschütze Mark Uth angemerkt, denn bei einer 2:0-Führung der Heimelf „sitzt hier keiner mehr“, und Abwehrmann Toni Leistner ergänzte: „Wenn es die Corona-Krise nicht gegeben hätte, hätten wir es wohl über die Runden gekriegt.“

Vorbereiter Drexler (l.) gratuliert Kainz zu dessen 2:0.

Die Zuschauer hätten gewiss ihre Rolle gespielt. Allerdings schien Mainz die Trainingspause besser deutlich weggesteckt zu haben. Beierlorzer hatte eine im Vergleich zum Auftritt vor zwei neun Wochen gegen Fortuna Düsseldorf (1:1) runderneuerte Mannschaft aufgeboten und sich auf vielen Positionen für die Physis entschieden. Mit Erfolg, die Kölner hatten nie zur Ruhe gefunden, durch Uth per Foulelfmeter (6.) und Kainz (53.) zwar etwas überraschend geführt, dann aber noch zwei Gegentreffer kassiert. „Am Ende hat ein wenig die Puste gefehlt, da hat man gemerkt, dass die Vorbereitung doch recht kurz war“, sagte Winterzugang Leistner.

Körperliche Schwierigkeiten und taktische Unsicherheiten

Zu den körperlichen Schwierigkeiten kam am Sonntag eine taktische Unsicherheit. In den Wochen vor der Unterbrechung durch die Coronakrise hatten die Kölner unter ihrem neuen Trainer Markus Gisdol einen Spielstil entwickelt, der mit Schlichtheit imponierte und extrem erfolgreich war. Die Kölner warteten mit Eiseskälte auf Fehler des Gegners, um blitzschnell umzuschalten und mit zwei, drei Pässen vor das Tor zu kommen. Gerade über angeschlagene Mannschaften wie Hertha BSC (5:0) und Schalke 04 (3:0) waren die Kölner mit aller Konsequenz hergefallen.

Am Sonntag gegen Mainz war von der Kölner Ergebnismaschinerie nur eine Ahnung geblieben, und Markus Gisdol räumte ein, dass seine Mannschaft zuletzt vor allem „über das Taktische gekommen“ sei. Um da anzuknüpfen, wo die Mannschaft vor der Pause aufgehört hatte, sei „die Vorbereitung zu kurz“ gewesen. Daran werde man nun arbeiten, kein Problem.

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Überhaupt wollte Gisdol die Mannschaft nicht allein an den starken Resultaten seit dem vergangenen Dezember messen. Schließlich kamen die Kölner aus einer finsteren Zeit. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, aufgrund der tollen Ergebnisse zu vergessen, was davor war“, sagte Gisdol am Sonntag, der Klassenerhalt sei noch nicht gesichert: „Wir wissen nicht, wie sich die Rahmenbedingungen nach dieser Pause verändern. Deshalb sind wir immer noch total auf der Hut“, sagte er.

Am kommenden Sonntag (18 Uhr) empfangen die Kölner Fortuna Düsseldorf, den 16. der Tabelle. Zehn Punkte Vorsprung hat der FC auf den Relegationsplatz, für Toni Leistner eine aussichtsreiche Position: „Wenn wir nächste Woche 13 Punkte Vorsprung haben“, sagte er, „können wir vielleicht an etwas anderes denken.“