Köln – Jetzt hat sich Steffen Baumgart also öffentlich festgelegt, wer vorerst zwischen den Pfosten des 1. FC Köln steht. Und er hat es geschickt gemacht. Die Nachricht, dass Marvin Schwäbe vorläufig den Vorzug vor Timo Horn erhielt, war für Beobachter des Klubs keine überraschende mehr. Auch wenn der Trainer betonte, dass die nachvollziehbare Entscheidung erst einmal nur bis nach dem Bochum-Spiele gelte, so könnte sie dennoch zur Zäsur werden.
Denn dass Horn aus Leistungsgründen auf die Bank muss, das gab es beim FC noch nie. Seit der Saison 2012/13 ist der gebürtige Kölner die Konstante, der Unangefochtene im Tor. 327 Profi-Pflichtspiele, das sagt alles. Einen ernsthaften Konkurrenten, einen wirklichen Herausforderer hatte er nicht. Das ist nun anders.
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Für Baumgart war es allerdings nicht schwierig, diese Entscheidung zu begründen und zu moderieren. Eine Fügung des Zufalls half ihm dabei. Als sich Horn am Knie verletzte, schlug die Stunde von Schwäbe. Den hatte der FC ohnehin vom dänischen Meister Bröndby geholt, damit der längst nicht mehr unumstrittene Horn neue, ernsthafte Konkurrenz erhält. Als Zeichen stand der 26-Jährige bereits bei den Pokalspielen im Tor.
Schwäbe nutzte seine Chance
In Abwesenheit von Horn nutzte Schwäbe seine Chance, spielte so gut wie fehlerfrei und überzeugte durch Ruhe und starkes Passspiel. Horn hatte zuvor zwar eine sehr solide Hinrunde gespielt und sich gesteigert, doch schon seit geraumer Zeit hat er keinen einfachen Stand bei vielen Fans mehr. Hatte er Schwächephasen, und davon gab es einige, kassierte er schnell Pfiffe, ein Raunen im Stadion war sofort zu vernehmen. Das war auch für die Mannschaft nicht immer einfach. In den sozialen Netzwerken sah sich Horn zudem oft Kritik ausgesetzt, die inakzeptabel und unter der Gürtellinie war.
Da der 28-Jährige ohnehin erst vor wenigen Tagen erst wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt war, hatte Baumgart für seine Entscheidung pro Schwäbe insgesamt sehr viele Argumente auf seiner Seite. Doch der Coach lässt Horn überhaupt nicht fallen und im Pokal ran. Ein geschickter und feiner Zug.
Dennoch wird sich Horn, der bis 2023 unter Vertrag steht, sicherlich seine Gedanken machen. Der Keeper ist charakterlich in der Lage, mit dieser umzugehen und sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Das bewies er bereits in der Verletzungspause, als er sich vorbildlich verhielt. Und Horn weiß aus eigener Erfahrung, dass der Fußball ungemein schnelllebig sein kann. Auch Schwäbe muss dem Druck als neue Eins erst einmal standhalten.