Der 27-jährige Offensivspieler des FC pendelt derzeit zwischen Startelf und Bank.
„Die Leistung war okay“Kölns Top-Transfer Luca Waldschmidt gibt sich noch gelassen
Recht früh, Anfang/Mitte Juni, hatte der 1. FC Köln den Wechsel von Luca Waldschmidt offiziell verkündet. Von einer Signalwirkung war die Rede, der 27-jährige Offensivspieler galt als so etwas wie der Königstransfer, wie es im Branchenjargon oft so schön heißt. Kein Wunder, schließlich stehen in Waldschmidts Vita nicht nur sieben A-Länderspiele und 15 für die U21 des DFB, sondern auch Vereine wie Benfica Lissabon, Eintracht Frankfurt, VfL Wolfsburg und der Hamburger SV, in denen er schon so viel erlebt hat — Positives wie Negatives.
Zur erhofften Verstärkung kann Waldschmidt natürlich immer noch werden. Das hofft auch der FC, der nach der Saison eine Kaufoption für den Angreifer hat, der bisher für ein Jahr vom VfL Wolfsburg ausgeliehen wurde. Doch bisher verläuft die Saison für seine Mannschaft schlecht und auch für Waldschmidt persönlich noch nicht richtig rund. Der gebürtige Siegener pendelt derzeit zwischen Startelf und Bank. Bei den Heimniederlagen gegen Hoffenheim (1:3) und zuletzt gegen Stuttgart (0:2) wurde er erst nach der 60. Minute von Trainer Steffen Baumgart eingewechselt.
1. FC Köln: Waldschmidt schätzt Baumgarts Ehrlichkeit und Direktheit
Der Neuzugang gibt sich geduldig, sagt aber auch: „Generell will ich immer spielen. Dass ich nicht erfreut bin, wenn ich auf der Bank sitze, ist doch klar.“ Doch an seinem guten Verhältnis zu Baumgart hat das freilich nichts verändert. „Mir ist es wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der mir ein ehrliches Feedback gibt. Im Guten wie im Schlechten. Genau das brauche ich. Baumgart ist ein Energielieferant, nach unseren Gesprächen wäre ich am liebsten gleich losgelaufen“, hatte Waldschmidt vor rund drei Monaten im „Kicker“ den Coach gelobt. Dieses klare Feedback erhält Waldschmidt offenbar jetzt auch von diesem, wie der Neuzugang sagt – und auch die erhoffte Rückendeckung. „Ich spüre das Vertrauen des Trainers. Das hat nichts damit zu tun, ob ich von Anfang an spiele, oder zunächst auf der Bank sitze. Wir haben einen offenen und ehrlichen Austausch“, meint der frühere Nationalspieler.
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Dass die sportliche Fehllage mit nur einem Punkt aus sechs Ligaspielen auch an Baumgart nagt, darf man getrost als Selbstverständlichkeit annehmen. Doch im Verhältnis zur Mannschaft und in der Ansprache hat sich der Trainer laut Waldschmidt nicht verändert: „Er ist wie immer. Er versucht, uns an die Hand zu nehmen und uns mit seiner Erfahrung zu helfen. Auch bei individuellen Themen. Er gibt alles, was er hat – genauso wie vorher auch.“
Doch der Liga-Start kann und darf eigentlich auch nicht die Spieler zufrieden stimmen. Waldschmidt entgegnet zwar, dass die bisherige Punkteausbeute natürlich zu gering sei. „Die Leistung war okay. Nicht immer superschlecht, aber auch nicht immer supergut. Die guten Dinge sollten wir mitnehmen.“ Ob intern anders gesprochen wird? Der erfahrene Waldschmidt will lieber den Blick nach vorne richten. „Wir kommen immer wieder in Situationen, in denen wir Tore schießen können. Wir müssen einfach im letzten Drittel öfter die richtige Entscheidung treffen. Es fehlt uns nicht an Intensität. Man sieht auch, dass wir zusammenhalten und fighten.“
Doch bei erst vier erzielten Toren hapert es offensichtlich an einigem. Die Kölner haben große Probleme, in den gegnerischen Strafraum einzudringen. Es fehlt an Durchschlagskraft und wohl auch an Qualität. Einige Spieler kämpfen mit sich, andere sind angeschlagen oder dauerverletzt. Mit Ausnahme von Davie Selke erzeugt fast keiner Torgefahr. Im Schnitt gibt der FC pro Spiel auch nur sechs Schüsse innerhalb des gegnerischen Strafraums ab; das ist der schwächste Wert der Bundesliga. Besonders auffällig: Die Flankenqualität lässt absolut zu wünschen übrig. Zwar schlagen die Kölner ligaweit weiter die meisten Flanken (knapp 22 pro Partie), doch sie kommen mit einer viel zu großen Streuung. Gegen Stuttgart erreichten nur indiskutable 15 Prozent den eigenen Mann.
FC macht sich Mut: „Im Derby kann man sich vieles zurückholen“
Die von Waldschmidt erwähnte richtige Einstellung, die Annahme des Kampfes: Das sind auch die Grundvoraussetzungen, damit der FC die Wende einleiten kann. Vom Papier her wird es für die Kölner nicht einfacher: Nach dem Derby — wahlweise Nachbarschaftsduell — am Sonntag (15.30 Uhr) bei Bayer 04 Leverkusen kommt es nach der Länderspielpause zum großen Derby gegen den Erzrivalen Gladbach, danach steht die schwierige Aufgabe bei RB Leipzig an.
Am Sonntag sind die Rollen in der BayArena so klar verteilt wie lange nicht mehr: Hier der stark verstärkte Spitzenreiter Bayer, der derzeit Woche für Woche beeindruckt, einen Lauf hat und fast über den Dingen zu schweben scheint. Da der personell geschwächte FC, der mit sich und den Umständen ringt und auf den vorletzten Tabellenplatz abgestürzt ist. „Leverkusen spielt aktuell wirklich sehr gut. Wenn du sie neutral betrachtest, macht das Spaß. Wenn du gegen sie spielst, musst du Lösungen finden“, befand bereits Baumgart.
Doch die jüngsten zwei Gastspiele in Leverkusen konnte der FC für sich entscheiden – was an starken Kölner Leistungen, aber auch an einer gewissen Leverkusener Überheblichkeit lag. Waldschmidt sieht in der großen Aufgabe jedenfalls auch eine echte Chance für seine Mannschaft. „Davie Selke hat es schon mal gesagt: In einem Derby kann man vieles zurückholen, was man in den Wochen zuvor verpasst hat. Ein Derby hat für alle noch mal eine besondere Bedeutung. Wenn du da etwas ziehst, ist die Stimmung zügig wieder auf der anderen Seite. Es ist uns bewusst, dass die Spiele für die Fans sehr wichtig sind. Klar wollen wir die gewinnen“, sagt Waldschmidt, der mit Leverkusens Freistoßkünstler Alejandro Grimaldo in der Saison 2020/21 gemeinsam bei Benfica Lissabon gespielt hat und sich an diese Zeit erinnert: „Da haben wir relativ regelmäßig im Training Freistöße geschossen.“
Grimaldo versenkte in dieser Spielzeit bereits zwei Freistöße herrlich im Tor. Doch Waldschmidt hat im Abschluss eigentlich auch seine Stärken — so zu sehen bei seinem bisher einzigen Saisontor am zweiten Spieltag gegen Wolfsburg. Die Kölner hoffen darauf, dass der Königstransfer sie noch mehr zeigt. Am besten bereits am Sonntag.