AboAbonnieren

Baumgart verkleinert FC-Kader„Jeder ist heiß, sich noch einmal zu zeigen"

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt

FC-Verteidiger Timo Hübers am Freitag bei der Anprobe der Bodycam

Köln – Nach dem Training am Freitag wurde an Timo Hübers ein bisschen herumgefrickelt. Der Verteidiger des 1. FC Köln wurde probeweise schon mal mit einer Bodycam ausgestattet. Die Kamera wurde in eine tragbare Weste integriert, durch einen Schlitz im Trikot wird gefilmt.

Der 25-Jährige kennt diese Prozedur, bereits für die vereinseigene Doku 24/7 FC testete Hübers die Kameratechnologie des Start-Ups Mindfly. Am Samstag ist der Abwehrspieler neben Offensivkraft Tim Lemperle einer von zwei Kölner Spielern, die im so genannten Innovotion Game im Rahmen des Telekom Cup mit einer Körperkamera auflaufen werden. Zwei weitere Profis werden zudem mit Mikrofonen verkabelt sein.

Die Kölner werden sich mit den neuen Technologien professionell arrangieren, für einige Zuschauer sind sie sicherlich auch faszinierend und geben gänzlich neue Einblicke. Doch richtige Begeisterung kam bei den Protagonisten nicht auf. Weder bei FC-Trainer Steffen Baumgart („Ich bin da eher Traditionalist und finde nicht alles gut, was da passiert) noch beim Probanden Hübers. „Ja, die Kamera merkt man schon. Im Laufe des Spiels kann man das dann aber ganz gut ausblenden. Ich weiß jetzt nicht, wie es sein wird, wenn man den Ball mit der Brust annehmen muss. Für ein Spiel ist das mal ganz interessant, aber für eine Dauerlösung müsste da schon noch einiges verbessert werden“, sagt der Abwehrspieler. Sein Urteil: Als Profi bekäme man da auch keine neuen Erkenntnisse und könne nichts für das eigene Spiel mitnehmen. „Ich glaube, das ist rein für Unterhaltungszwecke.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Obwohl Hübers in vier Tagen erst 26 Jahre alt wird, ist er der Auffassung, dass diese neue Technologien eher etwas für die noch jüngere Generation sind. „Ich fühle mich da auch eher zu den Traditionalisten zugehörig. Ich gehe ins Stadion, um ein Fußballspiel zu sehen und muss da nicht in jeder Unterbrechung oder im Nachhinein gucken, wie das vielleicht mit der Bodycam ausgesehen hat. Ich habe immer noch riesigen Spaß am normalen Stadionerlebnis. Wer es braucht – meinetwegen. Ich brauche es nicht.“ Aber als Proband stellt sich Hübers dennoch gerne zur Verfügung.

Die Reize im Duell mit Milan liegen indes auch für den Abwehrspieler woanders. „Wenn man ein ausverkauftes Testspiel hat, spricht das schon für sich. Alle freuen sich offenbar, uns wieder spielen zu sehen.“ Der AC Mailand habe zudem Strahlkraft – auch wenn man nicht genau wisse, in welcher Besetzung er in Köln auflaufe. Hübers bedauert etwas, dass der verletzte Superstar Zlatan Ibrahimovic nicht mitwirken kann. Dennoch spricht der gebürtige Hildesheimer von einem „Testspiel-Kracher“.

Vor dem Testspiel am Samstag (19 Uhr) gegen den AC Mailand im Rhein-Energie-Stadion werden keine Tageskassen mehr öffnen. Das Duell wird ab 18.30 Uhr live und kostenfrei bei MagentaTV sowie MagentaSport übertragen. Zahlreiche neue Technologien und Features werden am Samstag präsentiert – ob vor dem TV, mobil oder natürlich im Stadion. Im Vorlauf der Partie hat die FC-Stiftung 1600 Tickets an 35 soziale Organisationen verteilt.

Am Sonntag (15.30 Uhr) tritt der FC dann im Rahmen der Saisoneröffnung bei den Offenbacher Kickers an. Beim Regionalligisten steht Stürmer Philipp Hosiner (33) im Kader, der von Januar 2015 bis Juni 2016 für Köln spielte. Offiziell ist die Rede von „der Pokal-Revanche“, denn die Partie ist eine Neuauflage des DFB-Pokalendspiels von 1970. Der OFC gewann damals durch einen 2:1-Sieg den Pokal. Es werden einige Spieler von damals im Stadion Am Bieberer Berg erwartet: unter anderem Winfried Schäfer, Horst Gecks oder Wolfgang Overath. (LW)

Und dieser wird vor allem Steffen Baumgart neue oder auch abschließende Erkenntnisse bringen. Denn der FC hat seine letzte Trainingswoche mit seinem Mammut-Kader hinter sich gebracht. Nur der langzeitverletzte Dimitrios Limnios konnte nicht im Training mitwirken, ansonsten konnte der Kölner Trainer alle Spieler zu den kräftezehrenden Einheiten begrüßen. Doch mit 34 Akteuren, darunter 30 Feldspielern, lässt sich auf Dauer nicht professionell arbeiten. Ab der kommenden Woche wird der Kader deshalb deutlich verkleinert, bis zu sechs Feldspieler könnten die Profis verlassen. Intern haben sich die Verantwortlichen auf eine Kadergröße von 24 Feldspielern und vier Torhütern geeinigt. Dem vom FC Bayern ausgeliehenen Bright Arrey-Mbi und Niklas Hauptmann wurde bereits mitgeteilt, dass es für sie schwer werden würde, in der neuen Saison auf Spielzeit zu kommen.

Neuer Inhalt

Auch Angreifer Tim Lemperle testet gegen den AC Mailand die neue Technik.

Auch wenn die Kölner am Sonntag (15.30 Uhr) noch beim Regionalligisten Kickers Offenbach gastieren, so gibt doch vor allem das Duell gegen den amtierenden italienischen Meister einen ersten Aufschluss darüber, mit welchen Spielern für die kommende Saison weniger geplant wird. Baumgart wird für die Milan-Partie jedenfalls 22 Spieler nominieren. Von den insgesamt sechs Neuzugängen fehlt lediglich noch Steffen Tigges, der Ex-Dortmunder soll in der kommenden Woche aber komplett ins Mannschaftstraining einsteigen.

Adamyan vor Debüt

Vor seinem Debüt für den 1. FC Köln steht zudem der neue Stürmer Sargis Adamyan, den der FC während des Trainingslagers in Donaueschingen verpflichtete. Wieder fit sind auch Kapitän Jonas Hector und Jan Thielmann, Ondrej Duda ist nach seinem späten Trainingseinstieg dagegen noch keine Option. „Ich glaube, wir sind gut unterwegs. An den Gesichtern der Jungs hat man gesehen, dass wir in den letzten beiden Tagen sehr viel gemacht haben. Im Trainingslager war das auch schon der Fall, das gehört aber natürlich in dieser Phase dazu. Die neuen Jungs verinnerlichen schnell, worauf es bei uns ankommt“, hat Hübers festgestellt.

Der Innenverteidiger muss im Gegensatz zu einigen Teamkollegen aber nicht um seinen Platz bangen, spätestens in der Rückrunde war er unumstrittener Stammspieler. Eine Nervosität innerhalb des Teams aufgrund der Kader-Verkleinerung habe er bisher nicht wahrgenommen. Vielmehr konstatiert Hübers: „Es gibt noch zwei Testspiele, in denen sich jeder zeigen kann. Jeder ist deshalb heiß, sich zu präsentieren.“ Und dies mit oder ohne Bodycam und Mikrofon.