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Hübers und Kainz verstehen sichEine Amtsübergabe beim 1. FC Köln ohne jegliche Animositäten

Lesezeit 5 Minuten
Timo Hübers, neuer Kapitän des 1. FC Köln, gibt im Testspiel in Bad Waltersdorf gegen Swansea City Anweisungen.

Der neue FC-Kapitän Timo Hübers

Der neue FC-Kapitän Timo Hübers dankt Vorgänger Florian Kainz für seine Worte und Unterstützung und will das Amt auf seine Art ausüben.

Ob er sich am Freitagabend umdrehen wird? Das könnte vorkommen, auch wenn der neue Kapitän des 1. FC Köln witzelt, dass ihm das im Spiel dann „hoffentlich nicht passiert“. Zweieinhalb Jahre lang war Steffen Baumgart nicht nur der Antreiber. Sondern auch das HB-Männchen an der Seitenlinie des FC, dessen lautstarke, durchdringende Pfiffe während der Spiele selbst im tosenden Rhein-Energie-Stadion immer zu vernehmen waren.

„Da war es intuitiv, dass man sich umgedreht hat“, erinnert sich Timo Hübers, der Kölner Verteidiger, der eben auch diese zweieinhalb Jahre unter Baumgart gespielt hat. Der tritt nun am Freitag (20.30 Uhr) als Coach des Hamburger SV zum Zweitliga-Auftakt bei seinem Ex-Klub an – auch sieben Monate nach dem Abschied des Trainers aus Köln ist es für alle immer noch eine ungewohnte Situation.

Für Hübers ist es gar eine vollkommen neue Situation, dass der 28-Jährige seine Mannschaft erstmals als Kapitän auf den Rasen führen wird. Der Innenverteidiger hat Florian Kainz nach nur einer Saison als Mannschaftsführer abgelöst. Der neue FC-Trainer Gerhard Struber hatte Hübers im Trainingslager in Bad Waltersdorf zum Kapitän ernannt. Während das in einem 140.000 Mitglieder starken Traditionsklub, der in seiner Vereinsgeschichte schon echte Stars, Weltstars, als Spielführer hatte, stets ein größeres Thema ist, verlief für Hübers diese Wahl „recht unspektakulär“, wie der Abwehrspieler mit einem Schmunzeln erklärt: „Wir hatten ja in den Testspielen die Binde durchrotiert. Dann hat der Trainer mit mir gesprochen. Er konnte sich vorstellen, dass ich das Amt übernehmen kann. Ich habe angenommen“, schildert Hübers das überschaubare Prozedere.

1. FC Köln: Neuer Kapitän Timo Hübers will sich nicht verändern

Aber für ihn sei das Amt natürlich das, was auch seine Vorgänger immer wieder unterstrichen: „Eine Ehre – nicht wegen der Nachfolgelinie an Spielern vor mir, sondern weil der FC ein riesiger Verein ist. Der Verein lebt von den Menschen, die ihn besonders machen. Jetzt bin ich einer der Repräsentanten und das macht mich ein Stück weit froh und stolz. Ich werde mich aber nicht mit anderen Kapitänen vergleichen.“

Das muss Hübers auch nicht. Ganz gleich, ob er nun Kapitän sei oder eben nicht, Hübers will an seinem Habitus ohnehin nichts verändern. Das ist seine klare Erwartungshaltung: „Ich werde mein Amt auf meine Art ausführen. Ich werde mich nicht verändern. Es ist ja nicht so, dass ich letzte Saison meine Klappe gehalten habe und jetzt in der Vorbereitung plötzlich ein anderer Typ war. Darum geht es ja auch: Man muss sich selbst treu bleiben und seine Leistung bringen, nun aber auch die anderen noch mehr ins Boot nehmen.“ Er sei eben nicht Einzige, der in der Verantwortung stehe, „allerdings stehe ich jetzt mehr im Fokus.“ Und zwar mehr als der abgelöste Kainz, der eine sportlich enttäuschende Saison hinter sich hat und nun mit einer Sprunggelenkverletzung inklusiv Operation auch noch mindestens acht Wochen zum Zuschauen gezwungen ist.

Es tut mir in der Seele weh, ihn hier auf Krücken am Geißbockheim zu sehen
Der neue FC-Kapitän Timo Hübers über seinen verletzten Vorgänger Florian Kainz

Doch es war eine Amtsübergabe ohne Animositäten, im Gegenteil, Kainz betonte das mit warmen Worten via Instagram: „Es ändert nichts daran, wie sehr mir dieser Verein ans Herz gewachsen ist. Egal ob als Kapitän oder nicht.“ Er wolle dem neuen Kapitän Hübers alles Gute für diese Aufgabe wünschen. Er wisse schließlich, was es bedeute, diesen großartigen Klub als Kapitän anzuführen. Und in Richtung Hübers bekräftigte Kainz: „Ich werde Timo darum mit all meiner Erfahrung unterstützen.“

Es waren Worte, die bei Hübers freilich sehr ankamen und Emotionen auslösten. „Kainzi und ich verstehen uns auch neben dem Platz sehr gut. Es tut mir in der Seele weh, ihn hier auf Krücken am Geißbockheim zu sehen. Er hat tolle Worte gewählt, die ich sehr zu schätzen weiß. Seine Lage ist nicht so einfach. Umso mehr freue, wenn er wieder mit uns auf dem Platz wirbeln kann, weil ihn unbedingt brauchen und trotzdem ein sehr wichtiger Führungsspieler bleibt“, meint Hübers.

Kainz wird auch weiterhin dem neuen Mannschaftsrat angehören, der von Vizekapitän Mark Uth, Eric Martel, Jan Thielmann und eben Spielführer Hübers komplettiert wird. Und der nach dem Abstieg in vielerlei Hinsicht gefragt ist und etwas verändern muss. Nicht nur, aber vor allem Sport-Geschäftsführer Christian Keller hatte die Führungsstruktur im Team kritisiert: „Für die Mannschaft ist es wichtig, dass sie mehr Selbstregulierung bekommt. Dazu kommt es, wenn die mannschaftsinterne Führung ausgeprägter ist. Es ist relevant, dass sich die Führungsstruktur innerhalb der Mannschaft verändert“, forderte der Sportchef.

Blick in die „große Glaskugel“

Das ist nun vornehmlich die Aufgabe von Hübers und Co., doch für den Verteidiger geht das nicht von jetzt auf gleich: „Eine Führungshierarchie stellt sich nicht von heute auf morgen ein, sondern zeigt sich dann in den Spielen, wenn es darauf ankommt. Dann kristallisiert sich heraus, wer die richtigen Worte findet. Hierarchie hat auch mit Leistung zu tun. Man kann in der Vorbereitung Torschützenkönig sein. Wichtig ist dann aber, das auch in der Liga zu zeigen.“

Und auf deren Start ist Hübers nach der durchaus erfolgreichen Vorbereitung, in der die Kölner ungeschlagen blieben (sechs Siege in sieben Spielen), aber mit Max Finkgräfe, Jacob Christensen und eben Kainz auch drei Verletzte zu beklagen hatte, selbst ungemein gespannt: „Es ist auch für uns die große Glaskugel.“