Köln – Selten ist ein 20-jähriger Neuzugang, der in der Bundesliga noch kein Pflichtspiel absolviert hat, mit so vielen Vorschusslorbeeren empfangen worden wie Eric Martel. Die in Köln immer noch bestens bekannten Manfred Schmid, sein Trainer bei Austria Wien, und Ex-Austria-Sportvorstand Peter Stöger schwärmten regelrecht vom Mittelfeldspieler, der in den vergangenen anderthalb Jahren in Österreichs erster Liga nicht nur Stammkraft war, sondern auch gewaltigen Eindruck hinterließ.
„Eric war einer meiner Lieblingsjungs bei Austria, dem FC kann man zu dem Transfer nur gratulieren. Er hat auf jeden Fall das Potenzial, um sich auch schnell an die deutsche Bundesliga anzupassen“, sagte der frühere FC-Trainer Stöger im Gespräch mit dieser Zeitung und betonte, dass Martel ein positiv denkender und vor allem sehr ehrgeiziger Typ sei.
Vertrag in Köln bis 2026
Genau so präsentierte sich der gebürtige Straubinger, den der 1. FC Köln für rund 900.000 Euro von dessen Stammklub RB Leipzig verpflichtet und mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattet hatte, am Mittwoch nach dem Training. Der Neuzugang wirkte nicht wie ein schüchternes Talent, das unbedarfte Antworten gibt, sondern fokussiert und erstaunlich professionell. „Ich bin selbstbewusst und weiß, was ich kann. Und das versuche ich zu zeigen“, sagte Martel nicht arrogant, aber im Brustton der Überzeugung. Man merkte, dass er trotz seines jungen Alters in Leipzig und Wien schon Medienerfahrung sammeln konnte.
55 Pflichtspiele bestritt der U-21-Nationalspieler für Traditionsklub Austria, in denen er vier Treffer erzielte und fünf vorbereitete. „Die Zeit in Österreich war für mich sehr wichtig, weil ich als junger Spieler viel Spielzeit bekommen habe. Ich habe dort meine ersten Schritte im Profibereich gemacht. Die Zeit hat mir sehr gut getan“, sagte der Neu-Kölner.
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Auf viel Spielzeit hofft Martel auch beim FC. In der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart soll er mittelfristig in die Fußstapfen von Salih Özcan treten. Der 24-jährige Ehrenfelder wechselte nach einer starken Saison zu Borussia Dortmund. „Salih hat eine richtig gute Saison gespielt. Ich weiß, dass es ein großer Schritt für mich aus der österreichischen in die deutsche Bundesliga sein wird. Aber ich gehe das ganz ruhig an, mache mir gar keinen Druck und versuche, mich bestmöglich zu entwickeln“, sagte Martel, der bis dato jüngste und letzte Neuzugang der Kölner.
Dass Martel beim FC nicht alleine als Ersatz für Özcan zu sehen ist, verdeutlich der Zeitpunkt der ersten Kontaktaufnahme. Schon im Winter habe er mit Kölns neuem Sport-Geschäftsführer Christian Keller gesprochen, dabei nahm Keller offiziell erst am 1. April seinen Dienst am Geißbockheim auf. Doch beide haben eine gemeinsame Vergangenheit. „Ich kenne Eric aus seiner Zeit als Jugendspieler beim SSV Jahn Regensburg. Schon damals hat ihn neben seinem fußballerischen Talent eine weit überdurchschnittliche Mentalität ausgezeichnet. Immenser Fleiß und unbedingter Wille sind dabei nur zwei seiner Charaktereigenschaften, die ich konkret herausheben möchte“, erinnerte sich Keller.
Martel war allerdings erst 15, als er den Jahn in Richtung der Leipziger Akademie verließ. RB teilte dem Mittelfeldspieler trotz seiner guten Entwicklung mit, dass er in der neuen Saison beim Pokalsieger nicht die gewünschte Spielzeit erhalten werde. Im Luxus-Kader der Sachsen ist die Konkurrenz bekanntlich groß. „Deswegen war schnell klar, dass ich einen anderen Weg einschlagen werde“, so Martel. Den 1. FC Köln habe er schon immer als „sympathischen Klub“ wahrgenommen. Doch der Hauptgrund für den Wechsel war ein anderer: „Der Weg, den der FC in der vergangenen Saison eingeschlagen hat, hat mich gereizt. Der Verein setzt auf junge, entwicklungsfähige Spieler.“ Also auf Spieler wie Martel.
Ab Sonntag im Trainingslager
Keller ist überzeugt, dass sich der 20-Jährige schnell an das Niveau im deutschen Oberhaus anpassen kann. Er habe trotz seines jungen Alters bereits zu den auffälligsten Spielern auf seiner Position in der österreichischen Bundesliga gezählt. Keller: „Mit dem Wechsel in unser Team geht Eric nun den nächsten großen Schritt in seiner Entwicklung. Wir sind überzeugt, dass er auch diesen Schritt erfolgreich meistern wird.“
Martel selbst beschreibt sich als einen „physisch starken Spieler, der eine hohe Laufbereitschaft zeigt und hart in die Zweikämpfe geht.“ Seit seiner Jugend ist der 1,88 Meter große Profi ein pressing-intensives Spiel gewohnt. Das sind gute Voraussetzungen, um mit dem aktiven Spielstil von Baumgart zu harmonieren. Der fordert von seinen Spielern einiges, das hat Martel sofort registriert: „Die ersten Einheiten waren sehr anstrengend und intensiv.“ In den kommenden Tagen und erst recht ab Sonntag im Trainingslager in Donaueschingen ist nicht damit zu rechnen, dass das Pensum geringer wird.