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Investoren-Frage in der BundesligaSo beurteilt Sportökonom Breuer die Situation des 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
Prof. Dr. Christoph Breuer hält einen Vortrag.

Sportökonom Prof. Dr. Christoph Breuer von der Sporthochschule Köln

Der renommierte Kölner Sportökonom Prof. Dr. Christoph Breuer beleuchtet die Lage der Liga und die des FC.

Im Interview spricht Professor Dr. Christoph Breuer vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln über die Investoren-Situation in der Bundesliga und speziell über die Lage des 1. FC Köln, der ein mitgliedergeführter Verein ohne Investoren bleiben will. Zu den Arbeitsschwerpunkten des renommierten Sportökonomen zählen Strukturfragen des Sports, insbesondere von Sportvereinen, sowie ökonomische Analysen des Werts des Sports.

Herr Breuer, auf den ersten acht Plätzen der Bundesliga-Tabelle stehen Vereine, die auf unterschiedliche Art von Investoren unterstützt werden. Ist das nur eine Momentaufnahme?

Christoph Breuer: Zumindest ist da bereits eine gewisse Tendenz zu erkennen, die sich wohl noch verstärken wird. Die Frage ist immer: Welche Präferenz hat ein Klub, welche Vereinskultur lebt er? Es zeigt sich: Viele Klubs, die erfolgreich sind, sehen Investoren mehr als Chance denn als Risiko an. Aber es gibt natürlich auch Vereine, für die ist eine Ausgliederung der Kapitalgesellschaft und der Verkauf von Eigenkapital eine Notlösung zur Sicherung der Existenz. Das Problem im Allgemeinen ist: Das ökonomische Design der Liga führt zu Überinvestition, wenn man Erfolg haben will. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Gewinnern, und mindestens zwei Vereine steigen immer ab. Das ist in anderen Branchen anders. Oder im US-Sport. Doch ich kann natürlich verstehen, dass hier keiner den US-Sport aus kulturellen und Spannungsgründen kopieren will.

Der 1. FC Köln hat deutlich gemacht, dass er ein „mitgliedergeführter Verein“ ohne Investoren bleiben will. Jetzt wurde auch die Notverkaufsklausel abgeschafft. Wie sehen Sie das?

Der FC wird dadurch in einer möglichen finanziellen Notlage weniger handlungsfähig. Zumindest steigt der Aufwand, eine solche Notlage abzuwenden. Das kann man nur dadurch erklären, dass der Mehrheit der Mitgliederversammlung Investorenfreiheit noch wichtiger geworden ist. Und zwar so wichtig, dass das Vertrauen in die Vereinsführung anscheinend nicht ausreicht, die erklärtermaßen ohnehin keine Investoren im Verein haben möchte. Der Vorstand wurde ja damals auch gewählt, weil er versprochen hat, keinen Investor in den Verein zu lassen.

In der Tabelle ist der FC allerdings Letzter. Und überinvestiert in den Kader hat er schon mal gar nicht.

Sportlich war der FC auf einem guten Weg. Der FC gehörte zu den wenigen Teams, die in den vergangenen beiden Spielzeiten überperformt hatten, die also deutlich besser abschnitten als es der Marktwert des Teams nahegelegt hätte. Das war auch ein großes Verdienst von Steffen Baumgart. Aber das lässt sich nicht immer in diesem Ausmaß wiederholen. Erst recht nicht, wenn man – wie vor der Saison geschehen – Leistungsträger verliert und kaum in neue Spieler investieren kann. Der FC wandelt da auf einem ganz schmalen Grat. Es besteht Kapitalbedarf. Vieles ist ausgereizt, ein Stadion-Ausbau ist absehbar auch nicht möglich. Und es ist leider kein Spieler in Sicht, der für eine große Summe verkauft werden kann. Mehrere regionale Investoren könnten durchaus eine interessante Kapitalspritze bedeuten. Zudem frage ich mich: Was würde denn passieren, wenn ein Investor mit zehn oder 15 Prozent beim FC einstiege? Die Antwort ist: Fast nichts, der Verein hätte immer noch alles in der eigenen Hand. Das zeigen auch die Beispiele anderer Vereine. Frankfurt hat das sicherlich gut gemacht, keiner würde die Eintracht als reinen Investoren-Verein ansehen.

Kann man beziffern, was ein erneuter Abstieg einen Verein wie den 1. FC Köln kosten könnte?

Der darf nicht passieren, denn irgendwann ist die finanzielle Situation durch die dann fehlenden, hohen Einnahmen kaum noch zu händeln. Ein Abstieg würde dem FC sicherlich 30 Millionen Euro kosten.

Der 1. FC Köln hat sich auch deutlich gegen den Einstieg eines Private-Equity-Investors bei der DFL positioniert. Können Sie die Bedenken nachvollziehen?

Ja, denn sie ähneln denen in der Investoren-Frage beim FC. Ich selbst hätte aus wirtschaftlichen Gründen zwar anders gestimmt, muss aber auch nicht auf die Stimmung in der Fanszene achten. Die DFL muss in ihr Medienangebot investieren. Und der Deal hätte ja auch die Klubs mit kurzfristig liquiden Mitteln versorgt. Das sah ich eigentlich kritisch, hoffe aber, dass hier keine Art Treppenwitz entsteht – dass der FC im kommenden Transferfenster dringend liquide Mittel benötigt, diese aber nicht vorhanden sind, weil der Deal unter Zutun des FC nicht zustande gekommen ist.