Der frühere Kölner Trainer stellte den HSV ungewohnt defensiv ein. Am Sonntag bekam der Coach dann einen neuen Spieler.
Defensive TaktikSteffen Baumgart überrascht bei seiner Köln-Rückkehr
Kein großer Jubel, bedächtig gewählte Worte nach dem Abpfiff: Steffen Baumgart genoss den 2:1-Sieg mit dem Hamburger SV bei seinem Ex-Klub 1. FC Köln eher innerlich. „Wir haben ein Spiel gewonnen, das anders gelaufen ist als jeder erwartet hat. Wir haben das erste Tor gebraucht, sonst wäre unser Plan vielleicht nicht aufgegangen. Wir freuen uns über die drei Punkte“, sagte der HSV-Trainer.
Für den 52-Jährigen war es eine erfreuliche Rückkehr nach Köln. Erstmals hatte er nach seiner Demission am Geißbockheim kurz vor Weihnachten 2023 dem FC als gegnerischer Trainer im Rhein-Energie-Stadion gegenübergestanden. Baumgart wirkte froh, dass er relativ neutral und emotionslos von den FC-Fans empfangen wurde. Er gestand, dass er „angespannt“ gewesen sei. „Es war eine freudige Erregung und schön, wieder hier sein zu dürfen. Das Spiel war für mich etwas Besonderes, auch weil es eine positive Stimmung mir gegenüber gab. Zumindest gab es nichts Negatives – das muss man auch erst mal hinbekommen“, sagte der HSV-Coach, der im Februar die Rothosen übernommen, aber den Aufstieg verpasst hatte.
Es lastete auch ein gewisser Druck auf Baumgart. Das Auftaktprogramm des HSV mit den Spielen in Köln, gegen Hertha BSC und in Hannover ist sehr ambitioniert. Ein Fehlstart hätte dem Coach das Arbeiten nicht unbedingt einfacher gemacht, doch der wurde vermieden. Auch, weil sich der Trainer akribisch auf die Partie in Köln vorbereitet hatte und von seiner eigentlichen taktischen Marschroute abgewichen war. Der Trainer stellte seine ansonsten so offensiv orientierte Mannschaft diesmal deutlich defensiver ein und setzte hinten auf eine Fünferkette.
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1. FC Köln: Auch Kapitän Timo Hübers von Baumgarts Taktik überrascht
„Auch als Trainer entwickelt man sich ja weiter – und das war dein anderer Ansatz“, erklärte Kölns Abwehrspielers Timo Hübers und sprach aus Erfahrung: „In seinen zweieinhalb Jahren hier, ich glaube da standen wir nicht einmal so tief wie der HSV in der zweiten Halbzeit“, sagte Hübers: „Das Ergebnis gibt ihm recht - alle andere Statistiken nicht.“
Der HSV musste ohne seinen Torjäger Robert Glatzel auskommen, der nach seiner Verletzung noch nicht wieder einsatzfähig war. Auch Davie Selke, erst jüngst vom FC zum HSV gewechselt, war nach seiner Fußblessur noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte und kam erst in der Nachspielzeit – unter Pfiffen der FC-Fans – auf den Platz. Die Hamburger wollten aus einer massierten Defensive heraus immer wieder Nadelstiche setzen – und dies gelang insbesondere durch den zweifachen Torschützen Ransford-Yeboah Königsdörffer, der ungewohnt eiskalt vor dem Tor war.
„Auch als Trainer entwickelt man sich ja weiter – und das war ein anderer Ansatz. In seinen zweieinhalb Jahren hier, ich glaube da standen wir nicht einmal so tief wie der HSV in der zweiten Halbzeit“, befand FC-Kapitän Timo Hübers und fügte an: „Das Ergebnis gibt ihm recht — alle andere Statistiken nicht.“
„Wir haben es in der zweiten Halbzeit dann aber nicht mehr gut gemacht. Zumindest, was den Fußball angeht, dafür haben wir aber richtig gut verteidigt. Und das musst du machen in der zweiten Liga“, resümierte Baumgart, der sich am Sonntag über einen weiteren Neuzugang freuen konnte. Der HSV verpflichtete Silvan Hefti (26) vom italienischen Erstligisten Genua CFC. Der Schweizer Rechtsverteidiger unterschrieb einen Vertrag bis 2028 kostet dem Vernehmen nach 1,2 Millionen Euro Ablöse.