Der FC verspielt gegen Hannover den Sieg und Sprung auf Platz zwei, doch bereits am Mittwoch wartet das nächste ganz wichtige Spiel.
Struber-Team ist direkt wieder gefordertDer 1. FC Köln hat keine Zeit zum Trauern
Ob das Niveau der 2. Bundesliga nun ein so hohes oder niedriges ist, daran scheiden sich die Geister. Vielfach war vor der Saison von der „besten Zweiten Liga aller Zeiten“ die Rede. Unbestritten ist sie höchst spannend, es geht wohl so eng zu wie nie zuvor. Den Tabellenelften aus Darmstadt und den Hamburger SV auf Rang zwei, der am Sonntag in der ersten Partie ohne Trainer Steffen Baumgart 3:1 in Karlsruhe gewann, trennen nur drei Punkte.
Der 1. FC Köln wäre auch gern Zweiter gewesen, der Sprung wäre am Samstag möglich gewesen. Doch nach dem 2:2 gegen Hannover 96 nehmen die Kölner Rang sieben ein. Es ist wohl nur eine Momentaufnahme, denn in der dieser Liga ist nichts zementiert und vieles möglich, ob nach oben oder unten. Wobei es eine Lücke ab Platz 13 gibt. Nicht nur, was die Punkteausbeute angeht, Fürth auf Platz 13 hat erst 14 Zähler auf dem Konto. Sondern auch, was das Leistungsvermögen betrifft.
Der FC zeichnet in diesen Wochen das Bild einer stabiler gewordenen Mannschaft. Vier Pflichtspielsiege ohne jeglichen Gegentreffer zuvor hatten für deutlich mehr Zutrauen gesorgt. Das war auch gegen Hannover zu beobachten, diesmal allerdings nur teilweise. Die erste Halbzeit war ein eher schwacher Vortrag, wobei anzumerken gilt, dass 96 in den ersten 45 Minuten die wohl beste Leistung einer Gastmannschaft in dieser Saison in Müngersdorf geboten hatte.
1. FC Köln: Klare Steigerung nach der Pause, doch die Balance im Team fehlt
Doch nach dem Rückstand durch ein Tor von Jessic Ngankam (25.) kam der FC zu Beginn der zweiten Halbzeit wie verwandelt aus der Kabine und hatte gegen die Niedersachsen, die sich durch eine berechtigte Rote Karte gegen Max Christiansen nach einem üblen Tritt auf Eric Martels Sprunggelenk selbst geschwächt hatten, lange Zeit alles unter Kontrolle. Aus der Überlegenheit resultierten auch zwei Tore, erst traf Tim Lemperle, der neue Torjäger vom Dienst, in der 48. Minute zum Ausgleich. Dann der eingewechselte Stürmer Damion Downs in der 81. Minute zum 2:1.
Die überwiegende Mehrzahl der Zuschauer im Rhein-Energie-Stadion dachte wohl, dass es der Siegtreffer gewesen wäre. Doch dann brachte 96-Trainer Stefan Leitl in der Endphase in Thaddäus Momuluh und Andreas Voglsammer noch zwei frische Offensivkräfte. Hannover lief den FC, offenbar mit dem Mut der Verzweiflung, von da an wieder hoch an und erzwang so Ballgewinne. Oder aus Kölner Sicht Ballverluste wie eben jenen von Denis Huseinbasic in der 86. Minute. Da Linksverteidiger Leart Pacarada danach Momuluh auch noch ungestört flanken ließ, kam es noch zu einer Verkettung unglücklicher Umstände. FC-Kapitän Timo Hübers verlängerte unbeabsichtigt auf die Brust von Florian Kainz, der sich nicht mehr in Luft auflösen konnte und den Ball zum kaum noch für möglich gehaltenen Ausgleich über die eigene Torlinie drückte.
Der FC hatte auf die Umstellungen der Gäste nicht mehr die richtigen Antworten parat. Coach Gerhard Struber wechselte noch zweimal, allerdings reichlich spät in der 90. Minute, als Mark Uth und Jan Thielmann für Dejan Ljubicic und Linton Maina ins Spiel kamen. Der Siegtreffer des FC, der sich rund 40 Minuten in Überzahl befunden hatte, wollte aber nicht mehr fallen.
„Das fühlt sich natürlich wie eine Niederlage an, wenn du kurz vor Schluss den Ausgleich kassierst. Dennoch finde ich, dass wir über weite Strecken ein ganz gutes Spiel gemacht haben“, sagte Martel, der wohl beste Kölner an diesem Tag. Struber sah es ganz ähnlich: „Diesen Ausgleichstreffer hinnehmen zu müssen, war bitter. Wir waren kurz vor Schluss nah dran, drei Punkte mitzunehmen – deswegen fühlt sich das ein bisschen wie eine Niederlage an. Speziell aufgrund der zweiten Halbzeit wäre es ein verdienter Sieg für uns gewesen. Es gilt, daraus zu lernen, besser zu werden und dem Glücksfaktor kaum bis gar keine Möglichkeit zu geben.“
Zurück blieben ein paar Erkenntnisse, aber auch Fragen. Eine Erkenntnis des Spiels war die fehlende Balance in der Mannschaft. Martel, Lemperle, Dominique Heintz und Maina (im zweiten Durchgang) hatten überzeugt, für Huseinbasic, Ljubicic und Luca Waldschmidt galt das hingegen nicht. Ist Rückkehrer Uth, der sich im Testspiel gegen Aachen einem vermeintlichen Härtetest unterzogen hatte, tatsächlich nur in der Lage, vier Minuten aufzulaufen? Warum spielt Linksverteidiger Max Finkgräfe, der Aufsteiger der vergangenen Saison, keine Rolle mehr? Und weshalb ist Marvin Obuz trotz Trainer-Lobs dann doch keine Option? Möglicherweise gibt es schon in den kommenden Tagen Änderungen. Denn für den FC war die Partie am Samstag erst der Auftakt der „englischen Woche“.
FC soll bereits Transfer-Gespräche mit Gazibegovic führen
Am Mittwoch (18 Uhr) bietet sich Köln die Chance, mit einem Sieg gegen Liga-Konkurrent Hertha BSC im Pokal ein Ausrufezeichen zu setzen und ins Viertelfinale einzuziehen. Am Sonntag ist dann ein Sieg bei Christian Kellers Ex-Klub Jahn Regensburg Pflicht, dem schlechtesten Team der Liga. Unabhängig von diesen Spielen sondieren die Kölner den Transfermarkt, auf dem sie nach Ablauf der Sperre ab dem 1. Januar wieder mitspielen dürfen. „Wir freuen uns darauf, dass das Fenster auch für uns mal wieder offen ist. Sicherlich wird es Bewegung geben“, sagte Sport-Geschäftsführer Keller.
Gesucht werden insbesondere ein Stürmer und ein Rechtsverteidiger. Wie berichtet, ist ein Kandidat für den Angriff der bei Union Berlin chancenlose Ivan Prtajin (28, Vertrag bis 2027). Für die Defensive taucht in der Gerüchteküche erneut ein Name auf, der nicht zum ersten Mal mit dem FC in Verbindung gebracht wurde: Laut „fussballeuropa“ sollen die Kölner bereits in Gesprächen mit Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic von Sturm Graz (24, Vertrag bis 2026) sein.