Gelsenkirchen – Als der soeben eingewechselte Jan Thielmann in der dritten Minute der Nachspielzeit nach einem Pass des ebenfalls eingewechselten Elvis Rexhbecaj das 2:1 erzielt hatte, hielt es keinen Kölner mehr. Der 18-jährige FC-Joker drehte jubeln ab, seine Kollegen versuchten ihn einzufangen, und die meisten Schalker Spieler plumpsten geschockt zu Boden.
Über eine halbe Stunde lang hatten die Königsblauen zuvor mit aller Macht auf den Siegtreffer gedrängt. Der FC hatte nach einer guten Phase den Faden komplett verloren, hing in den Seilen. Aber er fiel nicht. Und schlug in der Nachspielzeit brutal zurück. Kölns Trainer Markus Gisdol hatte den Sieg eingewechselt.
Durch den schmeichelhaften 2:1-Erfolg im Kellerduell können die Kölner und auch ihr angezählter Trainer erst einmal aufatmen. Sie trafen nach 516 torlosen Minuten mal wieder und haben die Hausherren auf acht Punkte distanziert. Auf die Schalker muss man dagegen schon mal den Nachruf vorbereiten. Wer ein solches Spiel nicht gewinnt, der ist wohl nicht mehr zu retten.
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Die Kölner dagegen waren glücklich und atmeten tief durch. „Für den Kopf ist es unheimlich wichtig. Das ist Abstiegskampf, da ist egal, wie man die Punkte holt“, sagte Marius Wolf: „Da zählt es, nicht schön zu spielen, sondern effektiv.“ Gisdol lobte sein Team lieber: „Über weite Strecken des Spiels war ich sehr zufrieden, hatte aber die Befürchtung, dass es, wenn du das zweite Tor nicht machst, gefährlich werden könnte. Leider kam's so. Zum Glück haben wir in der letzten Minute das Tor gemacht, über die gesamte Spielzeit gesehen, ist es ein verdienter Sieg“, sagte der Kölner Trainer.
Huntelaar noch nicht im Kader
Gisdol ging mit einer unveränderten Startelf im Vergleich zum 0:0 gegen Hertha BSC den West-Schlager an. Schalke musste noch auf seinen neuen, alten Stürmer verzichten: Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar (37) stand wegen Wadenproblemen nicht im Kader. Die Offensivschwäche beider Mannschaften wurde zu Beginn überdeutlich. Ihnen fehlten Tempo und Kreativität, beinahe wurde Standfußball gespielt. Das Niveau war sehr niedrig. Zwar hatte Schalke mehr Ballbesitz, wusste mit diesem allerdings nichts anzufangen. Der FC registrierte dann nach 25 Minuten, dass hier doch etwas möglich ist. Die Gäste fassten Mut, spielten nun druckvoller. Und kamen zu ersten Chancen und vor allem Ecken. In der 29. Minute lag der Ball sogar im Schalker Tor, der vermeintliche Torschütze Rafael Czichos jubelte. Doch Sava Cestic hatte zuvor Schalkes Torhüter Ralf Fährmann im Luftduell etwas zu hart angegangen.
Czichos trifft zur Führung
Doch kurz darauf durfte sich Czichos zurecht feiern lassen. Nach einer Ecke von Jonas Hector lenkte Fährmann den Ball unzureichend Dominick Drexler vor die Füße. Der brachte den Ball per Außenrist knallhart an den rechten Pfoten, an dem Czichos entschlossen einköpfte (31.).
Die Führung gab Selbstvertrauen, in der 37. Minute hätte sie Kingsley Ehizibue nach feinem Doppelpass mit Drexler ausbauen müssen, doch er scheiterte freistehend an Fährmann. Kurz vor der Pause baute Schalke mehr Druck auf, die beste Chance durch den Ex-Kölner Mark Uth parierte Timo Horn gekonnt.
Bitter für die Gäste war, dass Czichos in der Halbzeit mit muskulären Problemen am Oberschenkel verletzt in der Kabine blieb. Dies kann aber nicht der alleinige Grund sein, warum der FC vollkommen die Ordnung und Sicherheit verlor. Erst ging es noch vielversprechend los. Nach einer Flanke von Marius Wolf hätte Kabak fast ins eigene Tor getroffen, doch das Leder klatschte ans Aluminium.
Hoppe trifft wieder für Schalke
Fortan spielte nur noch Schalke. Beim Ausgleich half der FC aber maßgeblich mit. Ellyes Skhiri und Jannes Horn überrannten sich gegenseitig. Über Serdar kam der Ball zu Matthew Hoppe. Sava Cestic stellte sich im Zweikampf ungeschickt an, so dass das US-Talent traf – es war bereits sein fünftes Tor im jungen Jahr. Danach schwamm der FC. Timo Horn entschärfte gerade noch einen Schuss von Stambouli. Doch der fahrlässige Umgang mit den Chancen sollte sich für Schalke noch spät rächen.
Der FC landete dagegen „Big Points“ im Abstiegskampf und sucht weiterhin einen neuen Stürmer. Wie die „Braunschweiger Zeitung“ berichtete, soll Köln Interesse an Angreifer Daniel Ginczek (29) vom VfL Wolfsburg haben, der bei den Niedersachsen noch bis 2022 unter Vertrag steht. Nach Informationen dieser Zeitung haben die Kölner die Möglichkeit einer Ausleihe abgeklopft, doch von dieser Abstand genommen, da sie sich nicht finanzieren lässt. Ginczek soll beim VfL pro Saison vier Millionen Euro verdienen.