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Saisonabschluss gegen WerderHeldt und Gisdol fordern eine letzte Bestleistung

Lesezeit 4 Minuten
gisdolheldt

Markus Gisdol will im Saisonfinale noch einmal volles Engagement seiner Mannschaft sehen. 

Köln – Markus Gisdol hat keine Zeit für Empathie, jedenfalls vorerst nicht, denn für den 1. FC Köln gilt es, am letzten Spieltag dieser durch die Corona-Pandemie so einmalig in die Länge gezogenen Bundesliga-Saison noch einmal eine seriöse Leistung zu präsentieren. Der FC hat sein Saisonziel zwar erreicht, doch hat Gegner Werder Bremen am Samstag noch die Chance, sich mit einem Sieg über Köln in die Relegation zu retten. Zwar ist Werder dabei vom Spiel der Düsseldorfer bei Union Berlin abhängig. Doch würde Bremen schon im Fall eines Düsseldorfer Unentschiedens ein Sieg über Köln genügen – der müsste allerdings mit vier Toren Differenz ausfallen. Daher hoffen wiederum die Düsseldorfer, dass der FC sich am Samstag noch einmal anstrengt.

„Froh, in unserer Rolle zu sein“

Soweit die Fakten, über seine Gefühle vor dem Finale äußert sich Gisdol zurückhaltend: „Wir sind froh, dass wir in unserer Rolle sind und nicht in der der Bremer“, sagt der Trainer kühl, was übersetzt in etwa heißt: Wäre ich du, wäre ich lieber ich.

Der negative Druck ist abgefallen

Es ist nicht lang her, da steuerten die Kölner auf genau die Rolle zu, die nun die Bremer innehaben. Bevor der FC im Winter seine Serie mit acht Siegen in zehn Spielen startete, schien es sogar utopisch, am letzten Spieltag überhaupt noch in der Lage zu sein, sich in die Relegation zu retten. Doch am Geißbockheim hat man sich daran gewöhnt, dass der Untergang diesmal ausbleiben wird. „Man hat in der vergangenen Woche gemerkt, was da für ein negativer Druck von jedem Einzelnen abgefallen ist“, berichtet Gisdol. „Die Befreiung war zu merken. Ich habe in dieser Woche Dinge im Training gesehen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe.“

Werder droht der Absturz

Sportlich geht es für die Kölner nicht mehr um allzu viel, zumindest im Vergleich zum Gegner, der zum ersten Mal seit 30 Jahren aus der Bundesliga kippen könnte. Gisdol präsentiert sich entschlossen, noch einmal alles zu geben. „Nicht im Ansatz werden wir ein Bundesligaspiel dazu nutzen, Geschenke zu verteilen. Wir wollen unsere beste Mannschaft auf den Platz bekommen. Das fängt bei der Nummer eins an, das wird Timo Horn sein, 100-prozentig, das ist jetzt schon sicher. Und das geht bis zum letzten Kaderplatz. Da geht es rein nach Leistung. Wir wollen noch einmal das Beste reinhauen, das wir haben.“ Thomas Kessler wird also kein letztes Bundesligaspiel im FC-Trikot absolvieren, der 34-Jährige verlässt den Verein nach dieser Saison ohne weiteren Einsatz.

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Die Verantwortlichen zogen in dieser Woche noch einmal den Mannschaftsrat zusammen, um die Spieler für die Lage zu sensibilisieren. Eine bessere Positionierung in der Abschlusstabelle garantierte den Kölnern in der kommenden Saison Mehreinnahmen aus dem Fernsehgeld. Bis zu fünf Millionen Euro könnte ein Sieg über Bremen wert sein; das sind Mittel, auf die die Kölner Geschäftsführung nicht verzichten will angesichts vorerst ausbleibender Zuschauer-Einnahmen.

In den letzten Tagen dieser Saison habe es keine Verhandlungen mit Spielern gegeben, dafür bleibe ausreichend Zeit, wenn die letzte Partie gespielt ist. Schließlich rechnet Sportchef Horst Heldt damit, dass Transfers in diesem Jahr bis in den Oktober hinein möglich sein werden. „Wir stellen alles hinten an, um am Samstag eine Bestleistung abzuliefern. Wir wollen auch ein Zeichen nach innen setzen.“

Daumendrücken in Düsseldorf

Florian Kohfeldt, Bremens Trainer, dürfte die entschlossenen Worte aus Köln weniger gern zur Kenntnis nehmen als die Düsseldorfer, die dem Rivalen aus der Großstadt am Samstag wohl intensiver als je zuvor die Daumen drücken werden. Gisdol interessiert sich vor der Partie jedoch weder für Köln-Düsseldorfer Folklore noch für die Empfindungen seines jungen Bremer Trainerkollegen. Dabei weiß kaum jemand besser als Gisdol, was am Samstag passieren kann. „Ich kenne die Situation“, sagte der 50-Jährige am Donnerstag – und untertrieb damit ziemlich. In der Saison 2012/13 war es Gisdol, der mit der TSG Hoffenheim als Vorletzter in den 34. Spieltag ging – mit 28 Zählern wie nun die Bremer, bei zwei Punkten Rückstand auf Düsseldorf.

Düsseldorf spielte gegen Hannover, das sich bereits gerettet hatte. Hannover gewann 3:0, die Partie war früh entschieden. Hoffenheim dagegen lag in Dortmund bis zur 77. Minute 0:1 zurück und war damit abgestiegen, ehe Salihovic mit zwei Treffern noch die Rettung besorgte, die in der Schlussminute wieder verloren schien – doch Lewandowskis Ausgleich wurde wegen Abseits annulliert.

„Unangenehme Situation“

Die TSG rettete sich in die Relegation und setzte sich gegen Kaiserslautern durch. Und das alles, weil Hannover gegen Düsseldorf noch einmal alles getan hatte, um Platz 9 zu behaupten. „Es ist unangenehm, wenn man am letzten Spieltag in so einer Situation ist“, sagt Gisdol: „Aber ich weiß auch deswegen, wie wichtig unser voller Einsatz ist. Deswegen versuche ich, den absoluten Fokus auf unserer Mannschaft zu haben.“