Köln – Eine Einstimmung auf das Derby durch die Ultras gab es am Samstagvormittag zwar nicht, die aktive Fanszene des 1. FC Köln verzichtete auf einen Besuch des leichten Trainings der Mannschaft vor der Abfahrt nach Mönchengladbach. Doch das ändert natürlich nichts am Optimismus, mit dem der FC in das Duell der Erzrivalen am Samstagabend (18.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach geht.
Als die Spieler gegen 11.15 Uhr in den Mannschaftsbus stiegen, wurden drei Änderungen im Kader deutlich. Die zuletzt gesperrten Timo Hübers und Jan Thielmann kehrten ebenso ins Aufgebot zurück wie der wieder genesene Benno Schmitz. Innenverteidiger Hübers und Rechtsverteidiger Schmitz werden auch in der Startelf erwartet. Nicht dabei im Vergleich zum Mainz-Spiel waren dagegen Bright Arrey-Mbi, Marvin Obuz und der erkrankte Tomas Ostrak. Angreifer Sebastian Andersson fehlte bereits gegen Mainz aus gesundheitlichen Gründen.
Die FC-Fans, aber auch der Verein träumen fünf Spieltage vor Saisonende von Europa. Die Teilnahme am internationalen Geschäft ist möglich, nur einen Punkt Rückstand haben die Kölner auf den Siebten Union und den Sechsten Hoffenheim.
Und wer Fan des 1. FC Köln ist, am Donnerstag mal kurz fremd ging und den sagenhaften Auftritt von Eintracht Frankfurt und seiner rund 30.000 Fans beim FC Barcelona verfolgt hat, der dürfte noch mehr auf den Europapokal-Geschmack gekommen sein. Denn auch jedes Spiel mit Beteiligung der Kölner auf der internationalen Bühne würde eine Fanwanderung auslösen, 2017 hatten sich knapp 20.000 FC-Fans zum Europa-League-Gruppenspiel beim FC Arsenal aufgemacht.
1. FC Köln ruft Europa aus
Fünf Jahre später ist die Teilnahme am Europapokal wieder möglich. Und vor dem Derby beim Erzrivalen Gladbach nimmt man beim FC jetzt auch erstmals das Wort Europa in den Mund.
„Wir rufen Europa aus, los geht’s!“, sagte Steffen Baumgart. Bislang hatte sich der FC-Trainer in Bezug auf die internationalen Ambitionen zurückgehalten: „So bin ich, manchmal gibt es neue Töne. Aber nicht, dass wir nachher weinen, weil es nicht geklappt hat.“
Absteigen kann der FC mit 43 Punkten nach 29 Spieltagen nicht mehr, jetzt richtet der Achte den Blick auf den Europacup. „Falls noch niemand das Fass aufgemacht hat: Klar wollen wir in dieser Saison so weit nach oben kommen wie möglich. Natürlich würde ich gerne nächste Saison international spielen. Gerne würden wir den Fans diesen Traum erfüllen“, sagte Baumgart.
Baumgart hat Respekt, aber keine Angst vor den wieder erstarkten Borussen, die aus den letzten vier Spielen zehn Punkte geholt haben: „Sie wollen gewinnen, wir wollen das auch! Sie werden gut vorbereitet sein. Sie haben ihre Situation verbessert und können wieder ruhiger schlafen. Jetzt geht es aber ums Derby. Die Intensität wird hoch sein.“
Und dies wird sicher auch auf den Rängen der Fall sein. Bis zu 10.000 Kölner werden in Gladbach erwartet, die sich auf allen erdenklichen Wegen Tickets sicherten. Der Borussia-Park wird mit 54.000 Zuschauern erstmals seit August 2017 in einem Derby gegen den FC wieder ausverkauft sein. Seitdem gab es in Mönchengladbach kein Duell mehr gegen Köln vor vollen Rängen, der Abstieg des FC und die Pandemie verhinderten dies. Deshalb ist die Vorfreude bei allen Beteiligten besonders groß.
Auch die Ultras beider Klubs werden wieder im Stadion ihre Teams leidenschaftlich anfeuern. Nach über zwei Jahren war die aktive Fanszene des 1. FC Köln beim Heimsieg gegen den FSV Mainz 05 (3:2) am vergangenen Spieltag mit einer Choreographie auf der Südtribüne ins Rhein-Energie-Stadion zurückgekehrt, zuvor feuerten sie das Baumgart-Team nach dem Wegfall der Corona-Restriktionen bereits beim Auswärtsspiel bei Union Berlin (0:1) in der Alten Försterei an. Bereits nach dem Derby-Sieg gegen Bayer Leverkusen hatten FC-Ultras den Mannschaftsbus der Kölner am Geißbockheim euphorisch in Empfang genommen. Sollte der FC am 30. Spieltag als Sieger aus dem Derby hervorgehen, könnte das auch am späten Samstagabend wieder der Fall sein.