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1. FC KölnWie die Profis Zuhause trainieren

Lesezeit 4 Minuten
Bornauw

Verteidiger Sebastiaan Bornauw erhält sein Fitnessbike aus dem Bestand des DFB

  1. Der Fußball stellt besondere körperliche Anforderungen an einen Sportler, die individuell nur schwierig zu trainieren sind.
  2. FC-Athletiktrainer Max Weuthen kann sich vorstellen, dass sich die FC-Profis in der Pause sogar verbessern.
  3. Die Trainingsdaten der Spieler werden auf eine digitale Plattform geladen, wo sie kontrolliert werden.

Köln – Auch die Profis des 1. FC Köln erledigen ihre Arbeit derzeit überwiegend von daheim; der Spielbetrieb der Bundesligen ist ausgesetzt, das Training am Geißbockheim ruht vorerst bis zum 27. März. Allerdings ist Heimtraining kompliziert, zumindest für Fußballprofis, denn die sind vielfältig gefordert. Reine Ausdauereinheiten helfen einem Berufsfußballer allenfalls, sein Fitnesslevel zu halten. Doch besteht ein Fußballspiel zum großen Teil aus Sprints und Zweikämpfen. Diese Belastungen ohne die Mannschaftskollegen zu simulieren, bedeutet eine Herausforderung, der sich die Spieler des 1. FC Köln zu stellen haben – und mit ihnen Max Weuthen (31) und Dennis Morschel (35), die Athletiktrainer des Klubs, die die FC-Profis am Dienstag mit individuellen Trainingsplänen in die zunächst zehntägige Auszeit schickten. Der Verein war vorbereitet, „wir waren nicht wirklich überrascht von der Entscheidung, den Trainingsbetrieb auszusetzen“, sagt Max Weuthen, für den die Situation „eine Herausforderung“ ist: „Normalerweise findet unsere Arbeit überwiegend mit den Spielern am Geißbockheim statt. Jetzt machen sowohl die Jungs als auch wir Trainer alles von zu Hause aus.“

Fahrräder aus dem DFB-Bestand

Am Mittwoch war er vor allem noch mit der Einrichtung und Vorbereitung der Fitnessuhren beschäftigt, mit denen die Spieler ihre Trainingsdaten auf eine digitale Plattform laden. Am Nachmittag wurden ihnen dann auch noch Matrix-Fahrräder geliefert, die nur zu bekommen waren, da sich die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht trifft.

Eine Struktur für die Profis

Die FC-Spieler müssen sich nun auf einen Tag X vorbereiten, an dem der Fußball wieder seinen Spielbetrieb aufnimmt. Wann das sein wird, ist unbekannt, das macht die Arbeit nicht leichter, denn Profis brauchen ein Ziel. „Wichtig ist, den Spielern auch ohne Mannschaftstraining eine Struktur zu geben. Höchste Priorität hat jetzt, die Fähigkeiten zu erhalten und womöglich sogar noch auszubauen“, sagt Weuthen, der die Sache sportlich sieht. „Unser Ziel war es, einen der Top-Trainingspläne der Liga zu gestalten. Es ist eine Situation, der sich alle Vereine stellen müssen. Und ich glaube, dass wir eine sehr gute Lösung gefunden haben.“

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Markus Gisdol hat Vertrauen in die Arbeit seiner Spezialkräfte. „Wir haben die Belastung so gewählt, dass die Jungs dabei möglichst Spiele abbilden können. Aber wir wissen auch, dass das nie zu hundert Prozent möglich ist. Dennoch sind wir alle davon überzeugt, dass es aktuell die bestmögliche Variante ist, um Profisportler auf einem vernünftigen Niveau zu halten“, sagt der Cheftrainer in einem Interview mit den Klubmedien.

Solange es erlaubt ist, werden die FC-Profis ihre Laufeinheiten im Freien erledigen, „draußen zu laufen, ist einfach etwas anderes. Wir versuchen, das Training so zu gestalten, dass es möglichst nah an der Zielsportart ist. Und die findet nun mal draußen statt“, sagt Weuthen. Für den Fall, dass die Bewegungsfreiheit weiter eingeschränkt werden sollte, haben die FC-Trainer bereits weitere Pläne erstellt. Dann spielten die Ergometer eine größere Rolle.

Weuthen

Max Weuthen bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz

Vorerst sind die Spieler mit allen Trainingsmaterialien ausgestattet, die sie benötigen. Toni Leistner improvisierte, indem er seine Stabilisationsübungen mit seiner Tochter als zusätzlichem Gewicht auf den Schultern absolvierte, wie er in den Sozialen Medien zeigte. „Die Spieler haben alles bekommen, was sie brauchen. Für den Moment haben wir einen guten Standard“, sagt Weuthen.

Bei aller Unterstützung und ja auch Kontrolle ist seitens der Spieler auch Eigenmotivation gefragt, besonders kurzweilig ist das individuelle Training nicht. Allerdings ist es kein Hobby, sondern ihr Beruf. „Wir haben bei uns im Verein eine sehr gute Trainingskultur etabliert, die alle ernst nehmen. Dazu zählt, dass sich die Spieler gewissenhaft auf die Einheiten vorbereiten und nacharbeiten. Ziel ist es, diesen Standard auch in dieser Phase aufrecht zu erhalten“, sagt Weuthen.

Keine Sorge um die Form

Zuletzt waren die Kölner körperlich in außerordentlich guter Verfassung, doch Weuthen ist nicht allzu besorgt, dass die Form nachhaltig Schaden nehmen könnte. „Wir haben uns in den letzten Wochen ein gutes Level erarbeitet – und daran werden wir nach dieser Phase anknüpfen. Zudem können wir jetzt auch noch mal individuelle Reize setzen, um die gute Form zu halten.“

Markus Gisdol ist ebenfalls zuversichtlich. „Als Profisportler oder Profitrainer muss man sich jetzt noch mehr auf seinen Job, auf seine Aufgabe konzentrieren, um das eigene Fitnesslevel beizubehalten. Dazu gehört ein gehöriges Maß an Disziplin. Aber bisher konnten wir uns immer gut auf unsere Jungs verlassen.“

Unbekanntes Terrain

Individualtraining kennen Fußballprofis sonst nur aus der Übergangsphase zwischen zwei Spielzeiten. „Es ist eine Ausnahmesituation, die kennen die Jungs so auch noch nicht. Jeder kennt die Übergangszeiten, auch dann bekommen die Spieler ihre Trainingspläne. Aber jetzt kam es aus heiterem Himmel in einer Phase, in der die Mannschaft in Topform ist.“