Der Wahlkampf um die FC-Präsidentschaft ist entbrannt. Wolfgang Bosbach und Werner Wolf sind die aussichtsreichsten Kandidaten.
Bosbach, wohl Favorit der aktuellen FC-Chefetage, könnte sich vorstellen, Lukas Podolski in den Klub einzubinden.
Wolf, Favorit des Mitgliederrats, hat beim FC bereits in der Vergangenheit wichtige Weichen gestellt.
Köln – Trotz des 1:1 im Spitzenspiel gegen den Hamburger SV deutet alles darauf hin, dass der 1. FC Köln nach einer Saison im Unterhaus zur neuen Spielzeit in die Bundesliga zurückkehren wird. Langweilig wird es bis zum ersten Spieltag Mitte August dennoch nicht. Sportchef Armin Veh hat bereits ein großes Stück Planungssicherheit. Ein Vorteil, gewiss, dennoch erwarten viele Fans mit Spannung, welche Neuzugänge Veh in der nächsten Zeit präsentieren wird und welche Spieler den Klub noch verlassen werden.
Mitgliederversammlung am 8. September in der Lanxess-Arena
Und dann wirft nach dem Rücktritt von Präsident Werner Spinner bereits jetzt die nächste Mitgliederversammlung am 8. September in der Lanxess-Arena ihre Schatten voraus. In dieser werden die Weichen für die nächsten Jahre des 108.000 Mitglieder starken Vereins gestellt, der endlich raus aus dem Fahrstuhl zwischen Bundesliga und Zweiter Liga will. Und in dieser wird ein neues Präsidium/ein neuer Vorstand gewählt.
Der Wahlkampf ist bereits jetzt entbrannt. Der Mitgliederrat hat laut Satzung des Vereins das alleinige Präsidiums-Vorschlagsrecht und deshalb eine Findungskommission gegründet. Spätestens bis zum 15. August muss der neue Vorstand nominiert worden sein, der Mitgliederrat wird sein dreiköpfiges Team nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ allerdings bereits Ende Mai oder Anfang Juni präsentieren.
Auch eine Kampfkandidatur ist möglich. Aber nur dann, wenn ein nicht vom Mitgliedergremium vorgeschlagenes Trio bis zum 31. August das Quorum erreicht: Drei Prozent aller Mitglieder (rund 3200) müssen mit ihrer Unterschrift die Kandidatur unterstützen.
Bis jetzt gibt es zwei aussichtsreiche Kandidaten für die Spinner-Nachfolge: Auf der einen Seite ist dies der langjährige Bitburger-Chef Werner Wolf (62), der als Favorit des Mitgliederrats gilt. Und auf der anderen Seite hat der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (66) sein Interesse bekundet, den gewichtige Ex-Manager und Strippenzieher unterstützen.
Wolfgang Bosbach, der populäre Politiker
Wolfgang Bosbach. Der einflussreiche, populäre Politiker aus Bergisch Gladbach, viele Jahre stellvertretender Vorsitzender der Unions-Bundestagsfraktion und Vorsitzender des Innenausschusses, ist seit seiner Kindheit Fan des 1. FC Köln.
Seine Stimme im Verein hat Gewicht, er gehört bereits dem Beirat des FC und als Sicherheitsexperte der AG Fankultur an. Bosbach sieht das Amt des FC-Präsidenten noch einmal als Herausforderung an und verspürt große Lust auf dieses. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat sich der 66 Jahre alte Bosbach klar dafür ausgesprochen, mit den bisherigen FC-Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach weiterzumachen. Es ist kein Geheimnis, dass auch die beiden FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle und Armin Veh dies begrüßen würden.
CDU trifft SPD
Bosbach hat nach Informationen dieser Zeitung Schumacher und Ritterbach angeboten, auch „nur“ als Vize dieses Teams anzutreten, doch Schumacher und Ritterbach hegen entgegen anderslautender Gerüchte offenbar selbst keine Ambitionen, Präsident zu werden. Im Falle einer Wahl will Bosbach seine Tätigkeit als Anwalt niederlegen und würde dann eine Vergütung erhalten. Für den Präsidenten sind dies 150.000 Euro, für die Stellvertreter jeweils 100.000 Euro.
Bosbach hat sich vor dem Heimspiel gegen Kiel mit den Mitgliedern der Findungskommission Engelbert Faßbender (Ex-DEVK-Vorstand), Anwalt Carsten Wettich (Vorsitzender des Mitgliederrats) und Walther Boecker (stellvertretender Vorsitzender) getroffen. Dieses Gespräch soll eher ein besseres Kennenlernen und Abtasten gewesen sein.
Pläne mit Lukas Podolski?
Während Bosbach als Law-and-order-Mann der CDU gilt, waren Faßbender und Ex-Bürgermeister Boecker lange Jahre führende Köpfe der SPD in Hürth. Allerdings, so versichern beide Seiten, soll die Politik in dieser Frage keine Rolle spielen. Rund um Ostern will die Findungskommission auch mit den Vizepräsidenten Schumacher und Ritterbach Gespräche führen.
Bosbachs Anliegen: Er will den gespaltenen Verein wieder einen. Er spricht sich in der Stadionfrage ganz klar für einen Verbleib in Müngersdorf und einen Ausbau des Rhein-Energie-Stadions aus. Er könnte sich vorstellen, FC-Idol Lukas Podolski in den Verein einzubinden. Vielleicht als eine Art Marken-Botschafter.
Klar ist allerdings: Bosbach will keinen Machtkampf anzetteln. „Für eine Kampfkandidatur stehe ich nicht zur Verfügung. Ich scheue keinen Wahlkampf, ich habe in meinem Leben schon viele bestritten, aber wenn ich das Vertrauen des Mitgliederrats nicht habe, dann akzeptiere ich das. Auch um weiteren Streit um die Spitzenämter zu vermeiden“, stellte der Bergisch Gladbacher gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ klar. Das macht die ganze Sache kompliziert. Geht Bosbachs Taktik wirklich auf? Denn sollte dieser seine Meinung nicht mehr ändern, müssten sich Schumacher und Ritterbach einen anderen Kandidaten suchen. Nach Informationen dieser Zeitung spielen dabei der mächtige Kölner Spielerberater Volker Struth (hat bereits abgewunken) und der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat und FC-Fan Martin Schulz, der ebenso gehandelt wurde, keine Rolle.
Werner Wolf, der Favorit des FC-Mitgliederrats
Werner Wolf. Der promovierte Psychologe ist der Top-Kandidat des Mitgliedergremiums – auch wenn offiziell noch keine Entscheidung gefallen ist. Wolf war fast 25 Jahre lang Sprecher der Geschäftsführung von Mars, Intersnack (2003 bis 2005 Trikotsponsor des FC mit der Marke „Funny Frisch“) und bis 2016 der Bitburger-Braugruppe. Zuletzt stieg er für einen Schlaf-Spezialisten ins Geschäft der Regeneration ein.
2011 kommissarischer Leiter des 1. FC Köln
Dem FC ist Wolf, geboren in Niederbachem, aufgewachsen in Euskirchen, nicht nur als Fan verbunden. Er war seit 2003 Mitglied des FC-Verwaltungsrats, ab 2011 an dessen Spitze und nach dem Rücktritt von Wolfgang Overath im November 2011 kommissarischer Leiter des Vereins. Der FC steckte damals in der Bundesliga in sportlicher und finanzieller Not. Den Klub drückten Schulden von rund 30 Millionen Euro, zudem gab es in der Abstiegssaison einen öffentlichen Streit zwischen Sportchef Volker Finke und Trainer Stale Solbakken. Der FC trennte sich erst von Finke – was Wolf von einigen Seiten Kritik einbrachte. Dennoch stellte Wolf in der Übergangszeit wichtige Weichen für den Klub und gehörte 2012 der Vorstands-Findungskommission an, die sich damals auf Spinner, Schumacher und Ritterbach festlegte. Letzteren soll Wolf heute kritisch gegenüber stehen. Danach wechselte der Mann aus der Lebensmittelindustrie in den FC-Beirat, dem er weiter angehört. In der Stadionfrage soll sich Wolf ebenfalls für die Arena in Müngersdorf aussprechen.
Der Mitgliederrat hat ein Anforderungsprofil für einen zukünftigen Präsidenten erstellt. Laut diesem soll der neue starke FC-Mann über Persönlichkeit, wirtschaftliche Kompetenz und Führungserfahrung verfügen. Er soll ein Konzept vorweisen können, um den FC nachhaltig in der Bundesliga zu halten. Und er soll in der Lage sein, den gespaltenen Verein zu einen. Der Mitgliederrat ist offenbar der Auffassung, dass Werner Wolf dieses Anforderungsprofil erfüllt. Wolf selbst will sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht zu einer möglichen Kandidatur äußern.
Gerüchte um Jürgen Sieger und Eckhard Sauren
Offen ist, mit welchen beiden Mitstreitern Wolf ins Rennen geht. Wie es heißt, soll die Findungskommission Sondierungsgespräche mit einigen Kandidaten geführt haben. Diese müssen nicht zwangsläufig eine große FC-Vita aufweisen. Die „Bild“ spekulierte, dass der Wirtschaftsanwalt Jürgen Sieger (66), der nach drei Jahren an der Spitze als FC-Aufsichtsratsvorsitzender im April 2016 abberufen wurde, und der Unternehmer Eckhard Sauren (47), Präsident des Kölner Rennvereins, Kandidaten für die Vize-Posten sein sollen.