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FC-Altinternationale erbost„Schumacher und Ritterbach werden quasi vom Hof gejagt“

Lesezeit 5 Minuten
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Ein großes Stück FC-Geschichte (v. l.): Stephan Engels, Toni Schumacher, Wolfgang Weber, Wolfgang Overath und Karl-Heinz Thielen 

  1. Stephan Engels und weitere Altinternationale des 1. FC Köln sind sauer über den Umgang mit den Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach.
  2. Im Interview spricht Engels über die Gründe.

KölnHerr Engels, nach dem 4:0-Sieg gegen Kiel ist es für viele Fans nur eine Frage der Zeit, wann die Rückkehr des 1. FC Köln in die Bundesliga feststeht.

Es sieht sehr gut aus, der FC wird den Aufstieg schaffen. Wir haben den besten Kader der Liga. Wenn ein Trainer mit diesem Kader nicht aufsteigt, dann müsste er eigentlich die Fußballlehrer-Lizenz direkt zurückgeben (lacht). Aber das weiß Markus Anfang auch, alles andere als ein Aufstieg wäre auch für ihn eine Niederlage.

Reichen zwei, drei Verstärkungen, um mit diesem Kader in der Bundesliga zu bestehen?

Die Bundesliga ist schon eine ganz andere Hausnummer, ich glaube, da müssten wir noch ein bisschen was tun.

Sportlich läuft es jetzt, doch mit der Ruhe im Klub ist es nicht weit her. Die Mitgliederversammlung im September mit der Wahl eines neuen Präsidiums wirft ihre Schatten voraus.

Ich spreche hier nicht nur für mich, sondern auch für den größten Teil der Altinternationalen des FC. Uns gefällt es nicht, wie mit den Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach umgegangen wird. Vor sieben Jahren hieß es schon: Vorstand raus, Wolfgang Overath raus. Jetzt lese ich das Gleiche, es wiederholt sich – selbst nach dem Rücktritt von Werner Spinner. Das muss ja irgendwo herkommen.

Und wo kommt es Ihrer Meinung dann her?

Das weiß ich nicht genau, ich habe aber kein Verständnis dafür. Wer etwas zu sagen hat, sollte das offen und direkt tun und sein Gesicht hinter Pseudonymen verbergen. So basisdemokratisch, wie der FC mit seiner Satzung ist, war der Verein noch nie und so viele Mitglieder gab es auch früher nicht. Mit unseren erfolgreichsten Präsidenten, Franz Kremer und Peter Weiand, wäre sowas nie möglich gewesen. Die hätten eigenhändig die Schmäh-Transparente abgehängt.

Mit Verlaub, das ist Jahrzehnte her. Und die Satzung hat sich der FC doch selbst gegeben.

Ja, aber es hat eine Gruppe zu viel Macht, die nicht in der Satzung steht.

Und der Mitgliederrat ist Ihnen etwa auch ein Dorn im Auge?

Nein. Aber ich frage mich, was dagegen spricht, dass er versucht, ein Vorstandsteam mit Schumacher und Ritterbach zusammenzustellen? Ich freue mich, wenn die Ankündigung von Montag stimmt, dass man mit ihnen ernsthaft sprechen will. Beide haben sehr gute Arbeit abgeliefert und mitgeholfen, dass der Verein so gesund dasteht. Ich finde das Quartett mit beiden und den Geschäftsführern Wehrle und Veh überzeugend. Glauben Sie, Spieler wie Horn oder Hector hätten nach dem Abstieg ihre Verträge verlängert, wenn sie von der Lage im Verein nicht überzeugt wären? Man kann ihnen den Abstieg vorwerfen, das stimmt. Aber die direkte Reparatur steht vor dem Abschluss.

Ein Vorwurf ist, dass die Vizes Defizite in der Außendarstellung haben.

Das soll als Argument reichen? Wir sollten doch froh sein, dass sich ein Ex-Weltklassetorhüter so mit dem FC identifiziert. Warum ist die Idee nicht, eine dritte Person zu suchen, die mit den Beiden arbeitet? Wolfgang Bosbach wurde gehandelt. Ich fände den Namen hochinteressant: Er ist hoch angesehen, hat ein großes Netzwerk, FC-Verbundenheit und hat in der Politik viel Erfahrung gesammelt. Aber wie ich gelesen habe, wird sein Name im Mitgliederrat ohne jedes Gespräch außen vorgelassen. Das kann ich nicht nachvollziehen.

Warum? Der Mitgliederrat hat angeblich einfach einen anderen Top-Kandidaten, Werner Wolf. Der hat sich öffentlich noch nicht geäußert, soll aber ein anderes Vorstands-Team bevorzugen.

Ich kenne Herrn Wolf nicht persönlich, aber ich finde es respektlos und schade, wenn Toni Schumacher und Markus Ritterbach aus den Medien erfahren, dass sie angeblich keine Rolle mehr im Präsidium spielen und nach sieben Jahren guter Arbeit quasi vom Hof gejagt werden sollen. So geht man nicht miteinander um. Das macht uns fassungslos.

Dann sprechen Sie doch mit den Vertretern des Mitgliederrats. Oder andersherum: Wurden Sie mal um eine Einschätzung gefragt?

Nein. Stefan Müller-Römer (kommissarisches Vorstandsmitglied, zuvor Vorsitzender des Mitgliederrats, d. Red.) hat mich vor sechs Wochen im Stadion angesprochen, ob wir uns mal treffen wollen. Das habe ich gerne bejaht. Dann haben wir kurz telefoniert. Seitdem habe nichts mehr von ihm oder seinem Nachfolger gehört.

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Markus Ritterbach (v. links), Armin Veh und Toni Schumacher

Der Wahlkampf hat nach dem Rücktritt von Werner Spinner, dessen Umstände unschön waren, natürlich Fahrt aufgenommen. Hätte man das nicht anders lösen müssen?

Das kann ich nicht beurteilen, vielleicht hat die Rücktritts-Entscheidung dem Mitgliederrat bei ihrer Suche in die Karten gespielt. Zum Thema Wahlkampf: Wir sind doch nicht in der Politik, sondern in einem Fußballverein. Deshalb sollte es keinen Kampf um die Vorstandsposition geben.

Aber darauf läuft es doch hinaus.

Wir wollen etwas Anderes, wir wollen Kontinuität und Ruhe. Ich kenne Toni seit Ewigkeiten, er identifiziert sich mit dem FC bis auf die Unterhose. Nur dann, wenn er der Meinung ist, dass er, Markus Ritterbach und ein zu benennender Dritter die bessere Lösung für die Zukunft des FC ist als ein anderes Team, dann würde er auch in eine Kampfabstimmung ziehen. In dem Fall ist für mich klar, wie ich und viele der Altinternationalen sich positionieren würden.