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Nach Derby-PleiteDer 1. FC Köln ist auf der Suche – Calmund gibt Empfehlung ab

Lesezeit 4 Minuten
B-Lorzer

Achim Beierlorzer steht beim 1. FC Köln nach zehn Spielen bereits vor dem Aus. 

Köln – Am Montag demonstrierte Achim Beierlorzer (51) Entschlossenheit. Und trotz der Krise auch eine gewisse Nonchalance. Der Trainer des 1. FC Köln wünschte höflich „einen wunderschönen Morgen“, erfüllte die Fotowünsche der Fans und stand den Journalisten Rede und Antwort. „Wir ziehen das natürlich durch. Was sollte denn heute anders sein?“ Der Franke bemühte sich, Optimismus walten zu lassen. Und gab sich kämpferisch. „Ich gehe schwer davon aus, dass ich die Mannschaft auch am Freitag gegen Hoffenheim betreue“, sagte der Coach. Am Dienstagmittag wurde bekannt: Beierlorzer hatte Recht, bis einschließlich Freitag wurde ihm vom FC-Vorstand das Vertrauen ausgesprochen.

Vor dem Training am Montag hatte Beierlorzer mit dem scheidenden Sportchef Armin Veh zusammen gesessen. Er habe von Veh kein Ultimatum oder eine Siegpflicht bekommen, versicherte Beierlorzer. „Ich kann nur für mich sprechen. Aber wir haben über Möglichkeiten gesprochen und über Stellschrauben, an denen wir drehen können. Natürlich sind wir uns der Lage bewusst“, sagte der Trainer, der im Anschluss mit dem Zug in seine Heimat Regensburg reiste. Der Dienstag war trainingsfrei.

Schwierige Tage

Doch hinter verschlossenen Türen war das Stimmungsbild ein anderes. Da diskutierten die Verantwortlichen heftig, ob der 51-Jährige noch eine Zukunft in Köln habe. Hinter dem Tabellenvorletzten liegen desaströse Tage: Der 1:3-Niederlage in Mainz folgten das peinliche Pokal-Aus beim Viertligisten Saarbrücken (2:3) und ein Offenbarungseid beim Derby am Sonntag in Düsseldorf (0:2).

Nach Information dieser Zeitung hatte Beierlorzer in der Vereinsführung zunächst keinen Rückhalt mehr. Auch der Vorstand, der in der Trainerfrage das letzte Wort hat, ist in der Mehrheit gegen eine Weiterbeschäftigung des Franken. Beierlorzer, der erst im Sommer von Veh verpflichtet worden war, wird offenbar nicht mehr zugetraut, dass er mit seiner Mannschaft noch die Wende einleiten kann. Dennoch darf Beierlorzer zumindest bis Freitag FC-Trainer bleiben.

Gemeinsamer Ausschuss entscheidet

Abgesegnet werden müssen Entscheidungen von solcher Tragweite aber vom siebenköpfigen Gemeinsamen Ausschuss, dem auch das Vorstands-Trio angehört. Das traf sich am Montagabend am Geißbockheim mit dem Mitgliederrat. Trotz der zunehmend dramatischen Lage des Vereins verzichtete das Präsidium jedoch darauf, sich zu äußern. Überhaupt sprach am Montag außer dem Trainer öffentlich niemand – ein Verhalten, das im Verein ebenfalls kritisch gesehen wurde. Erst am Dienstagmittag gab es eine Stellungnahme.

Sollte der FC am Freitag gegen Hoffenheim noch tiefer in die Krise rutschen, ist Beierlorzer nicht mehr zu halten. In der Länderspielpause würde die Trainersuche anstehen. Als Top-Kandidat für die Nachfolge gilt nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Bruno Labbadia. Der 53-Jährige, der 1994 bis 1995 für den FC stürmte, ist seit seinem Abschied vom VfL Wolfsburg im vergangenen Mai vereinslos. Aus seinem Umfeld war zu erfahren, dass er sich ein Engagement beim FC vorstellen könnte. Zu seinem Trainerteam gehört nicht nur seit Jahren sein Assistent Erdinc „Eddy“ Sözer, sondern seit kurzem auch der frühere FC-Profi Olaf Janßen. Der ebenfalls gehandelte Roger Schmidt (52) möchte dagegen mindestens bis Anfang des neuen Jahres eine Pause einlegen. Bis Ende Juli war der ehemalige Leverkusener Trainer zweieinhalb Jahre erfolgreich für Beijing Guoan in China tätig. Schmidt hatte zuletzt einige lukrative Anfragen vorliegen, lehnte die aber noch ab.

Auch auf der Position des Geschäftsführers Sport könnte es schon in Kürze Veränderungen geben. Armin Veh hatte Ende vergangener Woche angekündigt, seinen auslaufenden Vertrag beim FC nicht zu verlängern und den Klub spätestens nach dieser Saison zu verlassen. Eine frühere Trennung ist aber wahrscheinlich.

Calmund empfiehlt Struth

Als möglicher Nachfolger für Veh wurde zuletzt (und wie bereits 2017 ) Horst Heldt gehandelt. Doch für den 49-Jährigen, der bis April Manager von Hannover 96 war, scheint es in den Gremien keine Mehrheit zu geben. Auch der erfahrene Ex-Schalker und -Mainzer Christian Heidel (56) könnte in den Überlegungen der Führung eine Rolle spielen. Vor zweieinhalb Monaten erlitt Heidel zwar einen Schlaganfall, doch noch eigenen Angaben fühlt er sich wieder fit.

Im Gespräch ist zudem ein Berater-Schwergewicht aus Köln: Volker Struth. Seine Agentur SportsTotal wurde zur erfolgreichsten in Deutschland (aktuelle Klienten unter anderem Toni Kroos, Marco Reus, Niklas Stark sowie Timo Horn, Simon Terodde, Marcel Risse, Julian Krahl, Matthias Bader vom 1. FC Köln). Auch wenn Struth noch nicht als Manager in der Bundesliga tätig war, so hat er gewichtige Fürsprecher. „Volker Struth wäre für den FC sicherlich eine ideale Wahl, da er ein hervorragendes nationales und internationales Netzwerk und Standing hat. Zudem ist Volker schon immer positiv FC-bekloppt“, sagt beispielsweise Reiner Calmund.