- Am Sonntag treffen der 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf aufeinander. Die Vorzeichen im Vergleich zum Hinrunden-Derby haben sich grundlegend geändert.
- Friedhelm Funkel war bis Ende Januar noch Trainer der Düsseldorfer und früher auch für den FC tätig.
- Der Coach spricht über das Duell seiner Ex-Klubs und den Re-Start der Liga, bei dem er sich eine Sache anders gewünscht hätte.
Köln – Nach dem Hinrunden-Derby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln am 3. November war im Vergleich zu heute vieles ganz anders. Von einer Corona-Pandemie konnte noch keiner was erahnen, 51555 Zuschauer fieberten in der Merkur-Spiel-Arena mit. Nach dem taktisch clever erzielten 2:0-Sieg der Fortuna war ihr Trainer Friedhelm Funkel der gefeierte Mann. Sein Team war 13. der Bundesliga, der Aufsteiger aus Köln Vorletzter und ernüchtert.
Konsequenzen folgten. Beim FC wurde Trainer Achim Beierlorzer bereits rund eine Woche später entlassen. Sein Nachfolger Markus Gisdol machte es bisher deutlich besser und leitete eine beeindruckende Wende ein. Doch auch die Fortuna trennte sich Ende Januar überraschend von ihrem langjährigen Erfolgscoach Funkel, Uwe Rösler übernahm. An den gegensätzlichen Entwicklungen der Klubs änderte sich indes wenig: Seit dem letzten Derby holte der FC 26 Punkte, die Fortuna deren 13.
Andere Vorzeichen
Am Sonntag (18 Uhr) stehen sich die Nachbarn wieder gegenüber: Im Duell des fast sicher geretteten Tabellenzehnten Köln gegen den abstiegsgefährdeten Drittletzten Düsseldorf. Und vor leeren Rängen. Die Vorzeichen sind jetzt ganz andere – auch wenn der FC beim Re-Start gegen Mainz (2:2) wie Fortuna gegen Paderbor (0:0) nicht über ein Unentschieden hinauskam.
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Wenn er die Entwicklungen der Gegner betracht, fühlt sich Friedhelm Funkel an die eigene Saison mit Fortuna im Jahr zuvor erinnert. „Der FC spielt weiterhin sehr selbstbewusst auf und zehrt noch von seinem Lauf, der Ende des Jahres begann. Er wird nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben und am Ende wohl einen Platz zwischen zehn und zwölf belegen. Bei uns war die Situation in der letzten Saison ganz ähnlich. Auch wir hatten kurz vor Weihnachten endlich die Erfolgserlebnisse, die wir brauchten. Und bekamen einen Lauf“, sagt der 67-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Den hat die Fortuna zwar auch unter Uwe Rösler noch nicht, doch mit sechs Punkten aus den vergangenen vier Partien ging es t immerhin etwas aufwärts. Doch Funkel weiß natürlich auch um das knallharte Restprogramm der Fortuna, die noch auf den FC Bayern, Dortmund und Leipzig trifft. „Um ein Zeichen zu setzen, muss Fortuna in Köln gewinnen. Ich drücke dem Klub alle Daumen, denn ich hatte bei Fortuna eine überragende Zeit. Aber es wird verdammt schwer, am Ende besser als Platz 16 abzuschneiden. Das muss man realistisch sehen.“
„Genieße meine neue Freizeit"
Funkel selbst mischt als Cheftrainer nie wieder in der Bundesliga mit. Das hatte er nach seinem „überraschenden“ Aus bei Fortuna so beschlossen. Und das bleibt auch bestehen, wie er sagt. Die Trennung habe ihm damals wehgetan, doch dieser Zustand sei bereits nach zwei Wochen vorbei gewesen. Ebenso ging das Los an ihm vorbei, Trainer in Corona-Zeiten zu sein. „Und das ist sicher nicht einfach. Ich genieße meine neue Freizeit und möchte auch der Herr über sie bleiben“, sagt der in Krefeld wohnende gebürtige Neusser.
Und so geht es für ihn und seine Frau Anja am kommenden Wochenende in das angemietete Ferienhaus nach Sylt. Das ist im Gegensatz zu einem Besuch eines Bundesligaspiels als Tribünengast ja wieder möglich.
Doch Loslassen vom Fußball kann Funkel nicht. Und macht sich weiterhin über ihn viele Gedanken. „Es war beeindruckend, wie die Bundesligen den Re-Start hinbekommen haben. Zwar fehlten die Emotionen, aber die Spiele waren sehr ansehnlich und die Mannschaften auch physisch schon auf der Höhe. Die Wiederaufnahme ist weltweit beachtet worden. Ich denke, da hat der deutsche Fußball ein Zeichen gesetzt.“
„Muss auch mal Opfer bringen"
Während der frühere Kölner Trainer überzeugt ist, dass sich das Niveau mit zunehmender Spielpraxis noch weiter steigern wird, so sieht er auch die Gefahren in Corona-Zeiten. Funkel hätte es besser gefunden, wenn die Mannschaften ihre Hotel-Quarantäne fortgesetzt hätten und noch nicht zu ihren Familien zurückgekehrt wären. Da ist er eindeutig. „Aus meiner Sicht gibt es da trotz der engmaschigen Tests eine Gefahrenquelle, die nicht hätte sein müssen.“ Zwar sei er überzeugt, dass sich der überwiegende Teil der Profis vorbildlich verhalten werde. Aber das Risiko der Ansteckung sei nun zumindest etwas höher.
Am Ende wären es sechs weitere Wochen gewesen, die die Teams weiter in Isolation hätten durchhalten müssen. „Mit einer weiteren Hotel-Quarantäne hätte man fast 100-prozentige Sicherheit gehabt. Ich weiß, die hätte einen schweren Verzicht bedeutet. Aber man muss im Beruf auch mal etwas hinnehmen und Opfer bringen. Das müssen andere Berufsgruppen auch. Das Pflichtbewusstsein fehlt mir da etwas“, sagt Funkel und hofft, dass am Ende trotzdem alles gut geht. Denn der Bundesliga wird er immer treu bleiben. Und nach einer Auszeit womöglich als Klub-Berater oder TV-Experte. Aber eben nicht mehr als Cheftrainer.