Köln – Tempo und spielerische Qualität – das sind die Faktoren, die im künftigen Kader des 1. FC Köln stärker repräsentiert sein sollen als zuletzt. Nach dem Abstieg wollen die Kölner als einziges Saisonziel des sofortigen Wiederaufstieg ausgeben – und entsprechend einkaufen. Armin Veh als Geschäftsführer Sport und sein Kompagnon Frank Aehlig, der seit Dezember Leiter der Lizenzspielerabteilung ist, planen die Mannschaft für die neue Saison. Die Transferphase endet erst am 31. August. Dennoch gibt es Trends, wie es weitergehen könnte beim FC, zumal die Spieler, die Ausstiegsklauseln im Fall des Abstiegs haben, diese bis zwei Wochen nach dem letzten Spieltag ziehen müssen. Die Frage ist, wie groß er Umbruch sein wird. Ein Überblick.
Wer bleibt?
Vincent Koziello (22) würde in der Zweiten Liga deutlich offensiver eingesetzt als bislang. Der Franzose schloss im Winter seinen Vertrag in der Aussicht ab, die nächste Saison in der 2. Bundesliga zu verbringen. Marco Höger (28) wird ebenfalls bleiben, allerdings ist er nach zahlreichen Verletzungen besonders anfällig und hat Schwierigkeiten, die nötigen Trainingsumfänge zu absolvieren, um sich in Topform zu bringen.
Matthias Lehmann wird im Mai 35; der Vertrag des Kapitäns läuft noch ein Jahr. Er soll helfen, die Mannschaft zusammen zu halten. Die Zukunft gehört Junioren-Nationalspieler Salih Özcan, der 20-Jährige steht bis 2020 unter Vertrag und will sich beim FC weiterentwickeln. Tim Handwerker (19), in dem Peter Stöger einen Offensivspieler sah, soll in nächster Zeit verstärkt auf seine Tauglichkeit als Linksverteidiger überprüft werden. Markus Anfang jedenfalls kennt Handwerker aus gemeinsamen Zeiten in der Jugend von Bayer 04 Leverkusen – da spielte Handwerker links-defensiv. Lukas Klünter (21) wird bleiben, gleiches gilt für Christian Clemens (26) und den nach Verletzungen um seine Form kämpfenden Marcel Risse (28). Mit den Stürmern Jhon Córdoba (24), Sehrou Guirassy (22) und Simon Terodde (30) sehen sich die Kölner gut aufgestellt.
Timo Horn (24) würde nur zu einem Top-Klub wechseln. Bislang liegt dem FC jedoch kein Angebot für Horn vor, und der Markt für Torhüter ist begrenzt. Sollte Horn die Kölner verlassen, stehen mit Thomas Kessler (32) und dem US-Nachwuchsspieler Brady Scott (18) zwei Torhüter bereit, auf die der Klub wohl setzen würden.
Unklar ist, wohin Dominique Heintz’ Weg führt. Schalke und Borussia Dortmund sind am 24-Jährigen interessiert, dessen Ablösesumme zwar festgeschrieben ist, sich aber bei einem Wettbieten zweier Interessenten steigern könnte. Was über dem festgeschriebenen Betrag läge, würden Spieler und abgebender Verein aufteilen – der Berater spräche da wohl ein gewichtiges Wort mit.
An Frederik Sörensen (25, Vertrag bis 2021) gab es immer wieder Interesse aus Italien, außerdem fragten im Winter Vereine aus England nach dem Dänen, den die Kölner für eine Ablöse um acht Millionen Euro ziehen lassen würden.
Auch Jorge Merés (20) Ablösesumme ist festgeschrieben, rund zwölf Millionen Euro sind für den jungen Spanier aufgerufen, der sich nach mäßigem Beginn zuletzt unter Trainer Stefan Ruthenbeck gut entwickelt hat. Allerdings gibt es Interesse spanischer Vereine am Innenverteidiger.
Jonas Hector (27/Vertrag bis 2021) hat ebenfalls eine Ausstiegsklausel, für acht Millionen Euro dürfte er gehen – ein Schnäppchenpreis für einen deutschen Nationalspieler. Der aufnehmende Verein würde dem Spieler die niedrige Ablöse mit einem fürstlichen Gehalt danken. Es gibt zwar Gespräche der FC-Spitze mit Hector, der sich in Köln wohlfühlt und sich ein Jahr in der Zweiten Liga vorstellen könnte. Doch wird es schwierig, den Nationalspieler zu halten, obwohl die kommende Saison ein Zwischenjahr ohne WM oder EM ist.
Leonardo Bittencourt (24) hat in Köln-Lövenich ein Haus gekauft, das erste Kind ist unterwegs; auch Bittencourts Familie lebt mittlerweile in Köln. Diese Faktoren könnten für einen Verbleib sprechen. Dagegen sprächen lukrative Angebote aus dem Ausland. Der FC würde Bittencourt gern behalten, erste Gespräche sind geführt. Doch noch ist nicht gesichert, ob er bleibt.
Milos Jojic (26) könnte gerade eine Zweitligamannschaft mit seinem spielerischen Vermögen stärken. Trotz seiner Tempo-Defizite gilt er als Spieler, den die Kölner halten möchten. Doch auch der Serbe dürfte den Klub per Klausel für eine festgeschriebene Ablöse verlassen. Gleiches gilt für Simon Zoller (26), der zwar in Köln verwurzelt ist, jedoch mit einer Klausel gehen dürfte.
Wer geht?
Yuya Osako (27) wird im Sommer an der WM teilnehmen. Für den Japaner gibt es definitiv einen Markt. Der hoch veranlagte Spieler, der nur sehr unregelmäßig seine Top-Leistung zeigt, dürfte trotz Vertrags bis 2020 den FC verlassen. Allerdings können die Kölner auf eine ordentliche Ablöse hoffen.
Dominic Maroh (31) hat keinen neuen Vertrag erhalten; der beim Publikum so beliebte Innenverteidiger wäre zwar in der Zweiten Liga eine Hilfe, gilt jedoch nicht als Mann mit Zukunft beim FC.
Ebenfalls keinen neuen Vertrag erhält Torhüter Sven Müller (22). Claudio Pizarro (39) wird nach einer Saison beim FC wieder gehen; der peruanische Altmeister war nur für ein Jahr gebunden; die Verpflichtung eher eine teure Verzweiflungstat des ehemaligen Managements. Jannes Horn (21) kam im Sommer für viel Geld aus Wolfsburg. Der Verteidiger steht mit RB Leipzig in Kontakt, er sieht seine Zukunft offenbar in der Ersten Liga. Der Portugiese Joao Queiros (19) wurde dem FC als Supertalent präsentiert, ist den Nachweis seiner Begabung jedoch schuldig geblieben. Er darf gehen.
Wer kommt?
Fest steht, dass Lasse Sobiech (27) vom FC St. Pauli zum Kader stößt. Wegen der Abgänge in der Innenverteidigung wird außer Sobiech definitiv noch ein Innenverteidiger kommen – Markus Anfang dürfte da noch nach seinen Vorstellungen gefragt werden. Auf der rechten Abwehrseite haben die Kölner seit Jahren eine Stelle zu besetzen. Die Position spielt in der Kaderplanung eine zentrale Rolle; Gespräche laufen. Klar ist zudem, dass die Kölner das zentrale Mittelfeld als einen Bereich ausgemacht haben, an dem zu arbeiten ist, obgleich man Hoffnungen in Talent Nikolas Nartey (18) setzt. Einig ist Köln mit Louis Schaub (23) von Rapid Wien, der in der Offensive auf beiden Flügeln und im Zentrum spielen kann und im Kader den Platz von Yuya Osako einnehmen könnte.