Jonas Urbig und Tim Lemperle sind derzeit vom 1. FC Köln nach Fürth in die Zweite Liga ausgeliehen und treffen bei der U21-Nationalmannschaft auf ihre Kölner Kollegen Jan Thielmann und Eric Martel.
FC-Leihspieler bei der NationalelfUrbig und Lemperle drücken Kölner Kollegen die Daumen
Für die FC-Profis Jan Thielmann und Eric Martel sind die Tage bei der U21-Nationalmannschaft womöglich eine willkommene Abwechslung zu den Schwierigkeiten am Geißbockheim. Zwar hatte gerade Thielmann trotz der Krise zuletzt Anlass zur Freude, da er nach schwerer Verletzung zurück ist im Spielbetrieb. Doch die Nominierung für die EM-Qualifikationsspiele am 17. November in Paderborn gegen Estland und am 21. November in Essen gegen Polen dürfte den Offensivmann gefreut haben. Im Sommer hatte Thielmann in der Vorbereitung auf die EM eine schwere Muskelverletzung erlitten und nicht nur das Turnier in Rumänien und Georgien verpasst. Bis in den November dauerte es, ehe der 21-Jährige sein Comeback geben konnte.
Nationaltrainer Antonio di Salvo ist froh, den Kölner wieder bei der U21 begrüßen zu dürfen. „Im September hat er die Mannschaft in Saarbrücken schon von der Tribüne aus unterstützt. Wie groß nun seine Vorfreude auf die Rückkehr ist, wurde in den Gesprächen mit mir und dem Verein deutlich. Diese Einstellung und die starke Identifikation mit dem Team sind vorbildlich“, sagte der 44-Jährige.
Auch Eric Martel hat sich zuletzt schwer aufgerieben, viermal in Folge stand der 21-Jährige über 90 Minuten für den Tabelle-17. auf dem Platz. Die Tage mit der Nationalmannschaft in den 800 Jahre alten Mauern des Hotels Klosterpforte in Harsewinkel bieten den Kölnern eine Chance zur inneren Einkehr.
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Große Sorgen muss man sich allerdings nicht machen um die FC-Fraktion bei der Nationalelf. Diesen Eindruck haben zumindest zwei Kollegen, die es wissen müssen. Tim Lemperle und Jonas Urbig sind derzeit zwar vom 1. FC Köln an die SpVgg Greuther Fürth ausgeliehen. Kennen jedoch die Verhältnisse am Geißbockheim genau. „Jan und Eric machen einen guten Eindruck. Sie wirken sehr zuversichtlich, da lässt keiner die Köpfe hängen“, sagt Lemperle. Tipps hat er dennoch nicht. „Ich wünsche meinen Teamkollegen einfach, dass sie möglichst schnell aus dieser Situation rauskommen und gute Spiele machen. Mein Fokus liegt im Moment aber hier auf der Nationalmannschaft, danach wieder auf Fürth. Ich war neulich am Geißbockheim, der Kontakt zu den Jungs ist weiterhin da. Aber da geht es ums Persönliche, nicht um die sportliche Situation.“
Der 22-Jährige ging im Sommer nach Franken, um nach einer weiteren Saison ohne Startelf-Einsatz Spielpraxis zu sammeln. Der Plan ist vorerst aufgegangen. Lemperle bestritt alle 13 Zweitligaspiele dieser Saison von Beginn an, kommt auf drei Tore und zwei Vorlagen. „Die Spiele in Fürth tun meiner Entwicklung sehr gut. Das ist etwas anderes, als wenn man nur trainiert. Man hat in Spielsituationen ein anderes Tempo und eine andere Anspannung. Deswegen bin ich aktuell sehr gut drauf. Vor der Saison bin ich ohne Einsatzgarantie nach Fürth gekommen. Ich muss mir alles erarbeiten“, sagt er.
Die Sturmkrise beim FC sieht er ohne Genugtuung, wenngleich angesichts der Kölner Offensivleistungen der Gedanke naheliegt, man hätte einen wie Lemperle besser behalten. So habe er allerdings nicht gedacht. „Mein Fokus liegt ausschließlich auf Fürth“, beteuert er.
EM in zwei Jahren in der Slowakei
Die deutsche U 21 liegt mit sechs Punkten aus zwei Spielen auf dem zweiten Rang ihrer Qualifikationsgruppe. Tabellenführer ist Polen, das ein Spiel mehr absolviert und bereits neun Punkte auf dem Konto hat. Für das Turnier, das 2025 in der Slowakei stattfindet, qualifizieren sich die neun Gruppensieger sowie die drei besten Gruppenzweiten. Die sechs verbleibenden Gruppenzweiten bestreiten Playoffs. Lemperle sieht die Zeit mit dem Auswahlteam auch als Chance zur Selbstvergewisserung. „Es ist eine Plattform, auf der man sich zeigen und auch testen kann, wie man im Vergleich zu Gleichaltrigen aus anderen Ländern dasteht. Man bekommt hier eine gute Rückmeldung“, sagt Lemperle.
Auch Jonas Urbig erlebt im Verein erfreuliche Zeiten. Der Torwart ist in Fürth die klare Nummer eins – und das im Alter von 20 Jahren. Nach der Rückrunde mit Jahn Regensburg in der Vorsaison kommt er mittlerweile bereits auf 29 Profispiele im Erwachsenenbereich. Mit Fürth gewann er vier der letzten fünf Spiele, die jüngsten drei ohne Gegentor. „Es waren gute Spiele für uns. Mich als Torwart freut es natürlich immer, ohne Gegentor zu bleiben – allerdings ist das nicht nur auf meine Person zurückzuführen, sondern auf die Leistung der gesamten Mannschaft. Der Teamerfolg steht im Vordergrund“, sagt er.
Immerhin befällt Urbig angesichts der FC-Spiele kein Hilfereflex. Marvin Schwäbe zeigte zuletzt in Bochum eine überragende Leistung, am Keeper liegt es nicht. „Ich verfolge die Spiele, wenn es zeitlich passt. Marvin macht es wirklich sehr gut, er hilft der Mannschaft und ist eine Konstante. Das freut mich auch aus der Ferne, weil er ein Teamkollege von mir war in den vergangenen zwei Jahren“, sagt Urbig, den Vorstandsberater Jörg Jakobs einst als Kölns „Kronprinzen“ bezeichnete.
Tatsächlich ist Urbig eines der größten Torwarttalente im Land, seine Statistiken sind die eines modernen Torhüters aus dem Lehrbuch: Kein Keeper der Zweiten Liga hat so viele Aktionen außerhalb des Strafraums, keiner spielt so weit vor seinem Tor wie Urbig, der zudem die drittbeste Flankenquote der Zweiten Liga hat: 9,2 Prozent der Bälle, die in seinen Strafraum geschlagen werden, stoppt er. Marvin Schwäbe zum Beispiel rangiert mit 2,3 Prozent auf dem letzten Platz des Tableaus – allerdings der Ersten Bundesliga, in der die Flankenqualität wohl ein wenig höher ist.
Urbig kam ohne Garantie nach Fürth, überzeugte aber den Trainerstab um Alex Zorniger mit Leistung. Dass er als ein Auserwählter gilt, als einer, der in den Torhüteradel geboren wurde, um eines Tages ganz nach oben zu kommen, sieht er realistisch. „Unabhängig davon, was über mich gesagt wird, möchte ich meine bestmögliche Leistung bringen. Natürlich freut mich so etwas. Es ist ein schönes Wort. Aber es garantiert mir nichts.“
Nach dieser Saison enden die Leihverträge von Lemperle und Urbig, die Zukunft ist ungewiss. Möglicherweise kann der FC wegen der Transfersperre keine neuen Spieler unter Vertrag nehmen, dann wären die beiden U-Nationalspieler willkommene Zugänge. Doch soweit denken die Fürther auf Zeit nicht, selbst wenn die Gedanken nach Köln schweifen. „Ich wünsche den Jungs für jeden Spieltag immer alles Gute.“