Der Doublesieger bleibt dabei, dass Kölns Präsident Werner Wolf ihm den Job als sportlicher Berater angeboten habe und kontert dessen Aussagen.
„Endlich Verantwortung übernehmen“FC-Kritiker Dieter Prestin hält unbeirrt an Oppositionskurs fest
Dieter Prestin hatte eigentlich geplant, die Mannschaft des 1. FC Köln ein paar Tage lang im Trainingslager in Estepona zu besuchen. Der Kritiker der Vereinsführung des Bundesliga-Absteigers wollte sich vor Ort ein Bild machen und Gespräche führen. Doch der Doublesieger hat von seinen Plänen nun Abstand genommen. Auch, weil er nach der Abfuhr von FC-Präsident Werner Wolf, der ohnehin nicht nach Andalusien reisen wird, nach eigenem Bekunden kein Interesse an einer weiteren Eskalation der Situation hat.
Doch das hält Prestin freilich nicht davon ab, auf die Wortmeldung von Wolf zu reagieren. „Da sich Werner Wolf und seine Präsidiumskollegen nun klar gegen eine Zusammenarbeit mit meinem Team und mir geäußert haben, bestärkt uns das, die Tätigkeit als Oppositionsteam fortzusetzen, um unseren 1. FC Köln endlich wieder auf einen sportlich erfolgreicheren Weg zu führen“, sagt Prestin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Doublesieger, der nach dem Abstieg mit einem eigenen Team das Präsidium stürzen wollte, gibt also nicht klein bei.
Wolf hatte am Donnerstag eine Zusammenarbeit des amtierenden Vorstands mit Prestin kategorisch ausgeschlossen. In den Gesprächen mit dem früheren Kölner Abwehrspieler sei dem Präsidenten erneut klargeworden, dass die Vorstellungen, wie der FC aufgestellt werden sollte, weit auseinanderklafften. „Dieter Prestins spätere öffentliche Äußerungen haben diese Erkenntnis noch erhärtet. Um es klar zu sagen: Es wird für den aktuellen Vorstand keine Zusammenarbeit mit Dieter Prestin geben, das habe ich ihm auch persönlich mitgeteilt“, stellte der Präsident klar.
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Wolf hatte sich kurz vor Weihnachten mit dem Vorstandskritiker getroffen und diesem angeblich eine zukünftige Rolle als Vorstandsberater angeboten. Prestin hatte den Inhalt des Gesprächs mit Wolf öffentlich gemacht – das wertete der Präsident als Indiskretion.
Der frühere Kölner Abwehrspieler bleibt indes dabei, dass Wolf ihm die Rolle des sportlichen Beraters angeboten habe: „Der FC-Präsident hatte mir bereits im ersten Gespräch einen Vorschlag zur Einbringung meiner Sportkompetenz als Berater beim 1. FC Köln gemacht. Im zweiten Gespräch am 16. Dezember am Geißbockheim habe ich Werner Wolf dann meine klaren Vorstellungen mitgeteilt - und zwar ohne Einmischung in das operative Geschäft. Natürlich gehen die Vorstellungen des FC im Sportbereich mit meinen Plänen deutlich auseinander. Wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, hätte ich niemals im Januar 2024 meine Hilfe in dieser Konsequenz angeboten.“ Mit Erich Rutemöller und Frank Schaefer hat der Bundesliga-Absteiger bereits zwei bezahlte Vorstandsberater beschäftigt.
Kritik an Transferpolitik
Unzufrieden ist Prestin auch mit dem Agieren der Verantwortlichen auf dem Transfermarkt. Nach Ablauf der Fifa-Sperre darf der FC wieder Spieler registrieren. Bis dato hat der Klub mit Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic (24, Sturm Graz) erst einen Spieler unter Vertrag genommen, doch weitere Transfers deuten sich an. „Es ist nur wenige Monate her, da erklärte Sport-Geschäftsführer Christian Keller zusammen mit dem Vorstand, dass man finanziell gesundet und bereits mit einer Vielzahl von Spielern und Beratern in Gesprächen ist, um nach der langen Sperre in der Winterpause einige große Transfers zu tätigen. Zeit hatte man ja nun wirklich genug. Jetzt sieht man erneut die so genannte Sportkompetenz des FC und erklärt stattdessen öffentlich, dass es noch nie einfach war, richtig gute Transfers in der Winterpause abzuwickeln. Gutes Leadership erkennt man auch am professionellen Umgang mit Spielern und Beratern - siehe im Fall Tim Lemperle. Man sollte für Fehler endlich die Verantwortung übernehmen“, schließt der 68-Jährige.
Torjäger Lemperle (22) wird den FC spätestens im kommenden Sommer nach Vertragsende ablösefrei verlassen, auch weitere Abgänge von Talenten und Führungsspielern drohen den Kölnern.
Prestin beim Mitgliederstammtisch
Im kommenden September stehen beim Zweitliga-Tabellenführer Vorstandswahlen an. Das aktuelle Präsidium, das von den Mitgliedern im vergangenen Jahr nicht entlastet worden war, muss ernsthaft um seine Wiederwahl bangen. Wenig spricht derzeit dafür, dass der Mitgliederrat das Trio, das seit 2019 im Amt ist, noch einmal zur Wahl vorschlagen wird. Am 15. Januar lädt der amtierende Vorstand allerdings erstmals wieder zu einem Mitgliederstammtisch ein. Dort will auch Prestin anwesend sein.