Frankfurt/Köln – Die Aussichten erschienen vor dem Anpfiff verlockend: Die Ergebnisse der Konkurrenten hatten es ermöglicht, dass der 1. FC Köln mit einem Sieg bei Eintracht Frankfurt sogar auf Platz elf der Bundesliga hätte klettern können. Zuvor war in dieser Saison Platz zwölf das höchste der Gefühle. Doch nach dem Abpfiff musste man konstatieren: Von diesem Sieg war der FC ganz weit entfernt. Eintracht, die Mannschaft der Stunde, bezwang die Kölner mit 2:0. Nach vielen ausgelassenen Chancen trafen Top-Torjäger André Silva (57.) und Evan Ndicka (79.) zum verdienten Erfolg für die Hessen, die als Dritter von der Champions League träumen dürfen.
Horst Heldt enttäuscht
Doch die Kölner sollten sich nicht lange grämen: Frankfurt ist zu Hause eine Macht und eine andere Kragenweite. Und für den FC hat sich in der Tabelle nicht viel verändert, da Mainz, Schalke und Hertha ebenfalls nicht gewannen. Vorwerfen lassen muss sich der FC, dass er bis auf eine kurze Phase einzig auf Torverhinderung aus war und zu spät aufwachte. Nachdem Frankfurt zuvor schon klarste Torchancen ausgelassen hatte, halfen die Kölner bei den Gegentreffern dann sogar selbst mit.
Und deshalb hatte FC-Sportchef Horst Heldt durchaus Grund, sich am Ende doch ein wenig zu ärgern: „Es war eine verdiente Niederlage. Aber so blöd, wie es sich anhört: Eigentlich war sie unnötig. Natürlich haben wir in der ersten Halbzeit ein paar Großchancen zugelassen und sind nicht richtig ins Spiel gekommen. Doch dann bekommen wir zwei Tore, die wir vermeiden können. Insgesamt haben wir zu wenige Bälle vorne festgemacht und zu wenig für Entlastung gesorgt. Frankfurt ist ein körperlich hartes Team. Da muss man gewappnet sein. Und das waren wir heute nicht so.“ Torhüter Timo Horn haderte: „Wenn wir zielstrebiger nach vorn gespielt hätten, hätte man durchaus was mitnehmen können. Von daher ist der Ärger groß, dass wir in einer Situation, die nach wie vor brenzlig ist, nicht gepunktet haben.“
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FC-Trainer Markus Gisdol hatte seine Startelf im Vergleich zum Derbysieg in Mönchengladbach auf zwei Positionen verändert: Jannes Horn vertrat den am Knöchel verletzten Ismail Jakobs. Der Ex-Frankfurter Marius Wolf war noch rechtzeitig fit geworden und verdrängte Kingsley Ehizibue auf die Bank. Gisdol setzte auf ein 3:3:2:2-System – und seine Mannschaft setzte die Vorgaben in der Anfangsphase noch gut um. Der FC agierte erneut aus einer Lauerstellung heraus und machte geschickt die Räume eng.
Doch nach rund 20 Minuten übernahm die Eintracht die Initiative, spielte mit mehr Tempo und sollte gleich zu großen Möglichkeiten gelangen. Doch erst bekam der durchgebrochene Silva den Ball nicht unter Kontrolle, dann köpfte der frei stehende Daichi Kamada ohne Druck, so dass Timo Horn parieren konnte.
Der FC offenbarte vor allem um Umschaltspiel Defizite, verlor nach Balleroberungen meist postwendend wieder die Kugel. Die Eintracht kam so zu weiteren Chancen: Erneut war Horn gefordert, als der Torwart einen Schuss von Kamada noch soeben über die Latte lenkte (30.). Auch Filip Kostic (39.) und André Silva Sekunden vor der Pause hatten die SGE-Führung auf dem Fuß beziehungsweise Kopf. Außer einem halbwegs gefährlichen Abschluss von Elvis Rexhbecaj (32.) hatte der Gast nach vorn nichts anzubieten. Das 0:0 zur Pause, es war schmeichelhaft.
Duda angeschlagen vom Platz
Gisdol brachte zur zweiten Halbzeit Jan Thielmann für den angeschlagenen Ondrej Duda. Am Spielverlauf änderte sich wenig. Wieder hatte Frankfurt die Chance zum 1:0, Silva vergab per Kopf (51.). Dann köpfte Silva den Ball zwar ins Tor, doch zuvor war der Ball bei Kostics Flanke im Toraus (53.). Das Tor für die Eintracht schien nur eine Frage der Zeit – und dann fiel es. Eher zufällig erreichte ein abgefälschter Ball Silva. Doch was der Stürmer dann anstellte, war Extraklasse: Der Portugiese hob den Ball technisch perfekt über Horn zur Führung in die Maschen (57.). Es war sein 18. Saisontor und sein neuntes in diesem Jahr.
Immerhin erkannte der FC jetzt, dass er mehr investieren muss. Neuzugang Emmanuel Dennis beschloss, am Spiel teilzunehmen und schlenzte aus dem Stand nur knapp am Tor vorbei (67.). Gisdol reagierte, brachte Arokodare und Drexler für Özcan und Dennis. Köln wurde mutiger, allerdings ging der Schuss schnell nach hinten los. Der junge Tolu Arokodare war trotz seiner 1,97 Meter Körpergröße im Luftduell nicht imstande, Ndicka am 2:0 zu hindern, auch Rafael Czichos konnte nichts mehr retten. Eine Ecke von Kostic köpfte der Verteidiger ein (79.) – die Entscheidung. Für Kostic war es die zehnte Torbeteiligung in den letzten sechs Spielen. Solche Spieler hat der 1. FC Köln nicht. Das war der große Unterschied.