Köln – Der 1. FC Köln krönte die perfekte „Englische Woche“ und bezwang am Samstagnachmittag zum Abschluss der Hinrunde den SV Werder Bremen mit 1:0. Jhon Córdoba erzielte in der der 39. Minute das Goldene Tor.
Das Wichtigste zuerst
Es klingt merkwürdig, ist aber Realität: Der FC sammelte innerhalb von sieben Tagen mehr Punkte (neun) als in den gesamten knapp vier Monaten zuvor (acht). Vor sieben, acht Tagen drohte die Stimmung am Geißbockheim nach den Misserfolgen der vergangenen Wochen zu kippen, jetzt verabschiedete sich der FC in Feierlaune und mit 17 Punkten auf einem Nichtabstiegsplatz in die kurze Winterpause. So schnell kann es also gehen. Auch das Glück ist zurück: Unter dem Strich war der Erfolg des FC, der lange Zeit mehr investierte als der Gegner und spielbestimmend war, zwar verdient. Doch am Ende ließen sich die Gastgeber von lange harmlosen Bremern zu weit in die eigene Hälfte zurückdrängen und waren auch mit Fortuna im Bunde, als Milot Rashica die Latte traf und der Ex-Kölner Claudio Pizarro beim vermeintlichen Ausgleich des Ex-Kölners Yuya Osako hauchdünn im Abseits stand.
Das Tor
In der 39. Minute schlug Kölns Abwehrchef Rafael Czichos einen langen, präzisen Ball genau in den Lauf von Dominick Drexler, der halbrechts im Strafraum mit dem ersten Kontakt quer- und damit für Jhon Cordoba auflegte. Der Stürmer musste nur noch einschieben und tat das auch konsequent. Werders Abwehr um Niklas Moisander war da im Tiefschlaf.
Aus Kölner Sicht vor allem die erste Halbzeit. In dieser knüpfte der FC an die guten Vorstellungen aus den Spielen gegen Leverkusen (2:0) und in Frankfurt (4:2) an. Der FC kaufte dem Gegner mit einer gesunden Grundaggressivität den Schneid ab und war die dominierende Mannschaft. Man merkte etlichen Spielern an, dass sie nach den jüngsten Erfolgen Selbstvertrauen getankt hatten.
Das war schlecht
Die Verletzung des formstarken Kapitäns Jonas Hector. Nach einem Check von Bremens Bargfrede fasste sich der Nationalspieler sofort an die Hüfte, versuchte es noch einmal, musste dann aber nach knapp einer halben Stunde ausgewechselt werden. Eine strukturelle Verletzung zog sich Hector offenbar nicht zu. Jetzt hat der 29-Jährige bis zum Rückrunden-Auftakt am 18. Januar gegen Wolfsburg Zeit, sie auszukurieren. Das sollte machbar sein. Der FC muss sich zudem den Vorwurf gefallen lassen, dass er gegen Ende der Partie zu passiv agierte. In anderen Spielen und gegen andere Gegner wird dies wahrscheinlich bestraft.
Mann des Spiels
Rafael Czichos. Es gab Kritiker, die hatten dem 29-Jährigen ja schon die Bundesliga-Tauglichkeit in Abrede gestellt, da er zu langsam und unbeweglich sei. Doch der Verteidiger strafte seinen Kritikern Lügen. Gegen Bremen bewies er seine starke Form und war bester Mann auf dem Platz.
Er hatte die meisten Ballaktionen aller Spieler (91), 94 Prozent seiner Pässe kamen an. Czichos kennt die Laufwege von Dominick Drexler, mit dem er schon in Kiel zusammenspielte, aus dem Effeff. So war vor dem 1:0 sein langer Ball genau in den Lauf von Drexler kein Zufall.
Die 84. Minute: 120 Sekunden zuvor hatte Bremens Rashica die Latte getroffen, dann jubelten die Gästespieler über den vermeintlichen Ausgleich von Osako. Doch sie hatten sich zu früh gefreut, Oldie Claudio Pizarro stand knapp im Abseits. Und der FC hatte endlich das, was er in dieser Hinrunde oft vermisst hatte: Glück.
Das sagen die Trainer
Markus Gisdol (Trainer 1. FC Köln): „Wir waren uns darüber bewusst, dass das vielleicht das schwierigste Spiel der englischen Woche wird. Es löst etwas aus, wenn du über dem Strich bist und gegen einen Gegner spielst, der vorher weit weg schien. Dann hast du plötzlich etwas zu verlieren. Wir haben aus unseren wenigen Möglichkeiten das 1:0 gemacht, danach hatten wir auch das notwendige Quäntchen Glück. Wir wären nicht in Köln, wenn jetzt nicht wieder die Träume beginnen würden. Ich kann nur sagen: ruhig bleiben!“
Florian Kohfeldt (Trainer Werder Bremen): „Wir haben alles probiert, um das Spiel zu drehen. Das war eine wirklich schlechte Hinrunde aus verschiedensten Gründen, die sowohl bei uns liegen als auch bei Dingen, die nicht vorhersehbar waren. Aber ich kann ihnen sagen, dass wir kämpfen und dass wir nicht absteigen werden.“
Das sagen wir
Was vor acht Tagen undenkbar schien, ist nun Fakt: Der 1. FC Köln kann beruhigter und deutlich zuversichtlicher in die Winterpause gehen. In den vergangenen drei Spielen rief die Mannschaft noch einmal alles ab und zeigte eine tolle Energieleistung. Trainer Markus Gisdol weckte das Team auf, sein Mut mit der Hereinnahme der Talente wurde belohnt. Aber so wie zuvor nicht alles schlecht war, so ist auf einmal auch nicht alles gut. Die letzten Spiele waren auf des Messers Schneide. Der 1. FC Köln ist gut beraten, weiter hart an seinen Schwächen zu arbeiten und nicht zu euphorisch in die Rückrunde zu gehen. Denn das schwierige Auftaktprogramm, über das der FC zu Beginn der Saison so haderte, wartet auf ihn auch Anfang des kommenden Jahres.