- Der Vertrag von Marcel Risse beim 1. FC Köln läuft noch bis 2022.
- Allerdings hat der Standard-Spezialist kaum noch Chancen auf Einsatzzeiten.
- Der 30-Jährige hat einige Optionen. Und könnte am Ende vielleicht doch wieder in Köln landen – aber nicht beim FC.
Köln – Marcel Risse fehlte am Samstag beim Trainingsauftakt des 1. FC Köln. Der Außenspieler, der seit sieben Jahren dem Profikader angehört, ist derzeit freigestellt, um seine Zukunft zu klären, wie es in der Sprache des Profifußballs gern heißt.
Dabei ist gab es zuletzt grundsätzlich wenige offene Fragen im Leben des 30-Jährigen: Seit fünf Jahren ist Risse verheiratet, im Juni wurde er zum zweiten Mal Vater. Privat ist alles in der Reihe – und auch beruflich herrschte scheinbar wenig Handlungsbedarf: Bis zum 30. Juni 2022 läuft der Vertrag des gebürtigen Kölners noch. Im Jahr 2017, Risse erholte sich damals gerade von einem Kreuzbandriss, verlängerte der damalige FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke Risses noch zwei weitere Jahre laufenden Vertrag um fünf Jahre bis 2022.
Marcel Risse: Ein Relikt aus guten Zeiten
Es waren gute Zeiten damals am Geißbockheim. Trainer Peter Stöger hatte die Mannschaft in der Ersten Liga etabliert, der Verein viel Eigenkapital aufgebaut. Da leistete man sich gern einen Rentenvertrag für den Mann, der den FC im November 2016 mit seinem Tor des Jahres in der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg im Derby in Mönchengladbach geschossen hatte und nicht nur deshalb im Verein größtes Ansehen genießt.
Doch nur zwei Wochen nach seinem Wundertor erlitt Risse im Spiel bei der TSG Hoffenheim einen Kreuzbandriss. Nach seinem Comeback nahm ihm eine Meniskusverletzung im Jahr 2017 die halbe Saison, seit seiner Vertragsverlängerung vor drei Jahren hat er nur 48 Pflichtspiele für den FC absolviert. In der vergangenen Spielzeit kam er nur noch auf sechs Bundesligaspiele, keinmal stand er in der Startelf.
Faire Gespräche mit dem 1. FC Köln
Die Sportliche Leitung des 1. FC Köln suchte daher in der Sommerpause das Gespräch mit Risse. Der Spieler werde in der kommenden Saison kaum mehr Einsätze für den FC haben als in der zurückliegenden, teilte man mit. Wolle er weiter auf professionellem Niveau spielen, müsse er sich über eine Veränderung Gedanken machen.
Der 1. FC Köln hat durchaus ein eigenes Interesse daran, dass Risse seine Laufbahn woanders fortsetzt; die Corona-Pandemie hat die Folgen der finanziellen Krise im Verein verschärft. Risse verdient mehr als 1,5 Millionen Euro jährlich – Geld, das die Kölner liebend gern für Spieler einsetzten, mit denen sie in der Bundesliga planen.
Das sind Marcel Risses Optionen
Aus Risses Umfeld allerdings ist zu hören, dass die Gespräche extrem fair abgelaufen seien. Das war auch Horst Heldts Worten zu entnehmen, der am Samstag zwar mitteilte, der Spieler sei vorerst freigestellt, um mit einem neuen Arbeitgeber zu verhandeln. Allerdings stellte der FC-Geschäftsführer auch klar, dass Risse „sofort wieder zum Team gehören“ werde, sollte sich nichts Neues ergeben.
Das könnte Sie auch interessieren:
Risses Möglichkeiten sind vielfältig, am Wochenende kamen zu den bisherigen Interessenten weitere hinzu. Intensive Gespräche hatte es bereits mit niederländischen Vereinen gegeben, darunter der Erstligaklub Twente Enschede. Allerdings buhlt auch der 1. FC Nürnberg um Risse. Vor zehn Jahren stieg Risse mit den Franken in die Erste Liga auf, verabschiedete sich anschließend jedoch zu Mainz 05. Auch der VfL Bochum soll sich nach dem Standard-Spezialisten erkundigt haben.
Ist Viktoria Köln eine Option?
Risse, aufgewachsen in Köln-Kalk und in der Jugend des TuS Höhenhaus ausgebildet, lebt weiter im Rechtsrheinischen. Für Enschede spräche die im Vergleich zu einem Engagement in Nürnberg kürzere Anreise. Allerdings scheint die Entfernung zur Heimat zwar eine Rolle zu spielen, jedoch keine entscheidende: Denn wäre es in Australien nicht zu erneuten Corona-Ausbrüchen gekommen, hätte sich Risse wohl in ein neues Abenteuer geworfen und in der A-League angeheuert. Risse, ein tadelloser Sportsmann und bemerkenswerter Charakter, hätte auf dem sportverrückten fünften Kontinent womöglich in die Fußstapfen seines ehemaligen FC-Kollegen Thomas Broich treten können, der nach schwierigen Jahren im deutschen Profifußball bei Brisbane Roar sein Glück fand, zum Fußballer des Jahrzehnts in Australien gewählt wurde und drei Meisterschaften gewann.
Doch der australische Fußball hat seine Saison noch immer nicht zu Ende gespielt, ein Karriere-Neustart in der Ferne ist derzeit deutlich unwahrscheinlicher, als es noch vor ein paar Wochen schien.
Allerdings hat Marcel Risse auch Möglichkeiten in allernächster Nähe: Viktoria Köln hat Interesse, Marcel Risse für die neue Saison zu verpflichten. Die Rede ist von einer Ausleihe für zunächst eine Saison, in dieser Woche will der Drittligist ausloten, wie es um Risses Bereitschaft bestellt ist, noch einmal auf Kölns rechter Rheinseite Fußball zu spielen – 24 Jahre, nachdem Scouts von Bayer 04 ihn aus Höhenhaus in die Leverkusener Jugend geholt hatten.