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Neues Kölner AbwehrduoTimo Hübers und Luca Kilian nutzen ihre Chance beim FC

Lesezeit 4 Minuten
Kilian-Hübers

Luca Kilian und Timo Hübers im Training

Köln – Im Profifußball ist traditionell wenig von Dauer, so gesehen durfte man durchaus vom Ende einer Ära sprechen, als Rafael Czichos in der vergangenen Woche erklärte, den 1. FC Köln nach dreieinhalb Spielzeiten und insgesamt 111 Pflichtspielen zu verlassen und sich Chicago Fire anzuschließen. Der Abwehrchef und Vizekapitän hat sich in schwierigen Zeiten immer wieder als Mann mit Persönlichkeit erwiesen. Vor dem Relegations-Rückspiel im vergangenen Frühjahr versprach Czichos den Klassenerhalt, anschließend trug er einen Treffer zum 5:1-Sieg bei. Es war diese Art Überzeugung, die Czichos half, im Alter von 29 Jahren noch zum Leistungsträger einer Bundesligamannschaft zu werden. Zuvor hatte er überwiegend in der Dritten Liga gespielt.

Allerdings lief sein Vertrag nun aus, und Rafael Czichos war bei den Fans stets umstritten, weil er bei aller Persönlichkeit an ungewöhnlich vielen Gegentoren beteiligt war. Es wäre nicht einfach geworden, Czichos im Alter von dann 32 Jahren im Sommer einen Vertrag anzubieten, der den fußballerischen und menschlichen Wert des Spielers angemessen abbildet. Dass Czichos nun in die USA wechselte, bedeutete zwar eine Schwächung des Kölner Kaders. Doch die gute Nachricht war, dass es Chancen geben würde für Spieler mit größerer Perspektive.

Verteidiger mit Potenzial

Im Kölner Kader finden sich durchaus Verteidiger mit einigem Potenzial. Luca Kilian, 22, und der 25-Jährige Timo Hübers hatten bereits in der Hinrunde Hoffnungen genährt, dass der 1. FC Köln durchaus gewillt und in der Lage ist, Czichos mittelfristig zu ersetzen. Zum Spiel bei Hertha BSC war Steffen Baumgart allerdings nun gezwungen, voll auf Hübers und Kilian zu setzen, weil sich nach Czichos‘ Abschied auch Jorge Meré (24) krank abgemeldet hatte. Zuvor hatten Hübers und Kilian nur beim 0:2 in Dortmund gemeinsam begonnen und starke Ansätze gezeigt, aber bei den Gegentoren eben auch bewiesen, dass es im Abwehrzentrum vor allem auf Rhythmus und Praxis ankommt.

In Berlin wurde Baumgarts Wagnis belohnt. Er hätte eine Dreierkette aufbieten können, um noch einen gelernten Innenverteidiger auf der Bank zu haben, brachte aber Hübers und Kilian von Beginn an im Zentrum seiner Viererkette. „Sie haben sehr viele Zweikämpfe ohne Fouls bestritten. Junge Spieler werden schnell mal unruhig, das war bei ihnen gar nicht der Fall. Ich bin komplett mit der Leistung zufrieden“, sagte Baumgart nach dem 3:1 im Olympiastadion. Auch Marvin Schwäbe zeigte sich einverstanden mit seinen Vorderleuten. „Sie waren super in den Zweikämpfen und im Spielaufbau. Sie trauen sich was zu“, sagte der Torwart, der von Timo Horn übernommen hat und damit Teil eines neuen Trios in letzter Reihe ist.

Kilians erstaunliche Quote

Kilian kam auf dem Berliner Acker auf eine Passquote von erstaunlichen 90 Prozent, das lag über seinem Schnitt von 84 und auch über der Passquote von 82 Prozent, die Rafael Czichos in seinen zweieinhalb Kölner Bundesligajahren hatte. „Ich habe selten auf so einem Platz gespielt. Wir wollten das Beste draus machen und haben es gut wegverteidigt“, sagte er nach dem Schlusspfiff. Geboren im Regierungsbezirk Arnsberg und im Dortmunder Stadtteil Menglinghausen aufgewachsen, wurde Luca Kilian bei Borussia Dortmund ausgebildet. 2017 gewann er mit dem BVB die Deutsche Meisterschaft der A-Junioren. Trotz seiner Größe von 1,90 Metern ist Kilian verblüffend schnell; Steffen Baumgart verhalf ihm beim SC Paderborn einst zum Bundesliga-Debüt und nutzte im Sommer die Gelegenheit, den Verteidiger aus Mainz nach Köln zu leihen. Der FC kann Kilian im Sommer per Option für 2,5 Millionen Euro Ablöse fest unter Vertrag nehmen – sollten dem Verteidiger weitere Auftritte wie in Berlin gelingen, dürfte eine Verpflichtung nur Formsache sein. Kilian wurde das Talent zum Verteidigen in die Wiege gelegt: Sein Großvater Amand „Westerwälder Eisenfuß“ Theis bestritt einst knapp 300 Bundesliga-Partien für Nürnberg, Offenbach, Dortmund und Düsseldorf.

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Timo Hübers kehrte im Sommer nach fünf Jahren ans Geißbockheim zurück. Nach einer Saison in der U21 des 1. FC Köln hatte er 2016 die Chance wahrgenommen, Profi in seinem Heimatverein Hannover 96 zu werden. Nach guter Sommervorbereitung und zwei Pflichtspielen von Beginn an fiel er vier Wochen verletzt aus und verlor ein wenig den Anschluss, zumal es eben nur einen Platz an Czichos‘ Seite zu besetzen gab. In den beiden Spielen vor der Winterpause durfte Hübers jedoch wieder 90 Minuten spielen und erledigte seine Aufgabe gut. Gegen die Hertha stand der gebürtige Hildesheimer nun an Kilians Seite auf der linken Position des Innenverteidiger-Paares – und überzeugte.

Samstag gegen Bayern München

Am Samstag (15.30 Uhr) empfängt der FC die Bayern, das Hinspiel beim Rekordmeister verpasste Luca Kilian, weil da noch in Mainz unter Vertrag stand. Allerdings ist ihm zugetragen worden, wie nah die Kölner beim 2:3 in der Allianz-Arena einem Punktgewinn waren, der Verteidiger freut sich auf das Duell mit den Münchnern: „Der Plan für das Rückspiel ist, sie wieder zu ärgern.“