An der Schwelle vom Jugend- zum Erwachsenenfußball entscheiden sich Karrieren. Der 1. FC Köln versucht, A-Jugendliche früh in die Regionalliga zu führen.
Neues Konzept1. FC Köln will seine Talente früher in den Erwachsenenfußball führen
Die Erfolge der Jugendabteilung lassen die Fans des 1. FC Köln von großen Zeiten träumen. In diesem Frühjahr etwa gewannen die A-Junioren den DFB-Pokal, zuvor war die Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck bis ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft vorgestoßen.
Doch der Übergang aus dem Jugendfußball in den Profibereich ist schwierig. Das liegt schon an der Struktur der Nachwuchsligen. Die höchste Spielklasse der U19 ist die Bundesliga, die ist allerdings in drei Staffeln zu je 14 Mannschaften aufgeteilt.
1. FC Köln will eigene Talente mehr fördern
Christian Keller ist das bewusst, der Geschäftsführer des 1. FC Köln ist regelmäßig damit befasst, Erwartungsmanagement zu betreiben. Auch aufseiten der Spieler. „Die A-Junioren Bundesliga krankt ja schon an der Begrifflichkeit. Das ist keine Bundesliga, das ist eine Regionen-Liga. Die Jungs denken aber gern, dass sie Bundesliga spielen und die Erwachsenen-Bundesliga der logische nächste Schritt ist“, beschreibt der 44-Jährige.
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Dabei ist der Weg in den Erwachsenenfußball noch weit. Selbst aus den Kadern der jeweiligen Meister, die in K.o.-Spielen über die Staffeln hinweg ermittelt werden, finden sich später die wenigsten im Licht des ganz großen Fußballs. Ein Beispiel dafür steht bei Viktoria Köln unter Vertrag: Federico Palacios schoss einst den VfL Wolfsburg zur deutschen A-Junioren-Meisterschaft und ist bis heute Rekordtorschütze der A-Junioren-Bundesliga. Nun ist er 28 Jahre alt und spielt in der Dritten Liga. Und steht damit noch gut da.
Steffen Baumgart gibt Talenten im Trainingslager des 1. FC Köln eine Chance
Tatsächlich ist die Schwelle aus der Jugend zu den Erwachsenen allein deshalb problematisch, weil auf einen Schlag das Reservoir auf ein Maximum wächst: Stehen Nachwuchsspieler zunächst nur in Konkurrenz zu ihren direkten Altersgenossen, müssen sie sich im Erwachsenenbereich plötzlich gegen die komplette Szene behaupten. Dann wird eine Karriereplanung auch zur Geduldsprobe. „Dass die Auslese immer mehr wird, begreifen viele Spieler nicht. Wir haben alle miteinander – allen voran das Trainerteam – auch ein bisschen Erfahrung, wie man Spieler entwickelt. Auf diesen Entwicklungsweg muss man sich einlassen, daran scheitern die meisten“, beschreibt Keller.
Auch in diesem Sommer werden die Talente aus den eigenen Reihen wieder dabei zu beobachten sein, wie sie zwischen den Welten wandeln. Im Trainingslager der Kölner Profis in Maria Alm (13. bis 21. Juli) werden mehrere Potenzialspieler die Gelegenheit erhalten, sich Cheftrainer Steffen Baumgart zu präsentieren, darunter Justin Diehl (18) und Damion Downs (18), Innenverteidiger Elias Bakatukanda (19), Max Finkgräfe (19) und Emin Kujovic (18) sowie U-19-Kapitän Meiko Wäschenbach (19). Hinzu kommt Torjäger Maxi Schmid aus der Regionalliga-Mannschaft U21. Alles Spieler mit besten Aussichten auf eine Karriere als Profis. „Aber alle Jungs haben auch noch Entwicklungsfelder und sind, was die körperliche Durchsetzungsfähigkeit anbelangt, weit vom Herren-Fußball entfernt“, beschreibt Keller.
Am Ende der Vorbereitung wird es für die meisten dieser Spieler wieder darum gehen, sich in den Spielbetrieb der Jugendmannschaften einzugliedern. Denn selbst für außergewöhnlich begabte Talente ist der Sprung in die Bundesliga in der Regel zu groß, Keller weiß das. „Im Ausland ist der Schritt in den Herrenfußball leichter. Dort spielen die Talente vielleicht in weniger starken Ligen. Dafür aber im Erwachsenenfußball.“
Um die Lücke zum Erwachsenensport zu verkleinern, will man die Nachwuchsleute nun früher in den Seniorenbereich bringen und womöglich schon Spieler in der Regionalliga einsetzen, die eigentlich noch in der U19 spielen dürften. „Als 1. FC Köln müssen wir früher Seniorenfußball bieten. Das bedeutet für uns, dass zum Beispiel ein U-19-Spieler schon in der Regionalliga spielt, wenn er zu unseren Top-Talenten zählt. Die Gegner sind dann vielleicht weniger talentiert, kochen unsere Spieler aber ab, weil sie körperlich weiter und erfahrener sind. Dann merken die Talente, dass sie nur mit Zocken nicht durchkommen“, sagt Keller.
Als 19-Jähriger in der Regionalliga zu spielen, sei keine Herabsetzung. „Wichtig ist, dass die Spieler die U21 als Chance und nicht als Bestrafung ansehen. In dem Alter geht es primär um Spielpraxis“, erklärt Keller: „Da spiele ich lieber in der vierten Liga, als dass ich Poster-Spieler in der Bundesliga bin und eine schöne Autogrammkarte habe.“