Das Team um Doublesieger Dieter Prestin fordert die Herausgabe der Mitgliederdaten des 1. FC Köln, doch aus Gründen des Datenschutzes braucht das Zeit. Darum gab es zuletzt einigen Wirbel.
„Schlammschlacht“ um den 1. FC Köln?Wie der FC-Vorstand mit den Mitgliederdaten umgeht
Am Montag wird Dieter Prestin in einem Kölner Hotel sein Programm präsentieren und zudem das Team vorstellen, mit dem er den 1. FC Köln in eine Zukunft führen will, die erfolgreicher ist als die Gegenwart. Zu Prestins Engagement gehört, eine Außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, anlässlich derer der amtierende Vorstand um Präsident Werner Wolf abgewählt werden soll.
Die Satzung des 1. FC Köln sieht ein solches Vorgehen durchaus vor. Eine außerordentliche Zusammenkunft kann demnach auf Beschluss von Vorstand oder Mitgliederrat stattfinden, doch beide Gremien haben mitgeteilt, dass sie die reguläre Versammlung im September abwarten wollen. Daher bleibt Prestin und seinem Team das in Paragraf 10, Abs. 3, Satz c) beschriebene Verfahren. Das sieht vor, dass eine außerordentliche Versammlung auch einberufen werden kann auf „schriftlichen Antrag von fünf Prozent der Mitglieder des Vereins, berechnet nach der vom Verein veröffentlichten Mitgliederzahl zum Ende des dem Antrag vorangehenden Geschäftsjahrs, wobei 1000 Mitglieder in jedem Falle ausreichen“.
Um seine Pläne zu vermitteln, hat Prestin nun den 1. FC Köln aufgefordert, ihm die Kontaktdaten der FC-Mitglieder herauszugeben. Das ist grundsätzlich kein Problem. Da Prestin selbst Mitglied ist, muss der FC laut geltender Rechtsprechung die Mitgliederlisten herausgeben. Vereine sind verpflichtet, die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu anderen Vereinsmitgliedern zu schaffen.
Alles zum Thema Geißbockheim
- Lemperle vor Abschied Warum ist es für den 1. FC Köln so schwierig, Talente zu halten
- FC auf Stürmersuche Konkurrenz für Damion Downs: 1. FC Köln hat Union-Profi im Blick
- Sportchef des 1. FC Köln Rätsel um Christian Kellers Vertragssituation
- Ausbau am Geißbockheim 150 Fußballkinder suchen eine Heimat – Umzug nach Mülheim vorgeschlagen
- Interesse aus der Bundesliga FC-Flügelspieler Maina weckt Begehrlichkeiten
- Neuzugang Patrik Kristal 16-Jähriger kommt als Nationalspieler zum 1. FC Köln
- Jahrelanger Streit am Geißbockheim Kölner Rat soll Gleueler Wiese erhalten
Allerdings haben sich seit Prestins Ankündigung bereits zahlreiche Mitglieder im Geißbockheim gemeldet und teils ausführlich erklärt, dass sie nicht wollen, dass ihre Daten herausgegeben werden. Tatsächlich ist zu klären, ob für Prestins Ansinnen, über eine Außerordentliche Mitgliederversammlung abstimmen zu lassen, überhaupt die Mitgliederlisten notwendig sind. Schließlich haben er und sein Team theoretisch auch andere Möglichkeiten, zum Beispiel betreibt die Initiative unter dem Namen FC-Zukunft bereits eine Internetpräsenz, auf der Anträge zum Download bereitstehen.
Das sei zu klären, außerdem seien im ersten Schreiben, das den Verein zur Herausgabe der Daten aufforderte, zahlreiche Details offengeblieben. Etwa, welche Daten genau gefragt sind: Mail-Adressen, Post-Anschriften – oder auch Alter, Geschlecht, Geburtsdaten. Das alles ist Teil des Datenschutzes, es gilt das Gebot der Datensparsamkeit. Und auch das Team Prestin haftete im Fall eines Verstoßes. Sich also zum Beispiel einen Stick mit den Datensätzen von mehr als 130.000 FC-Mitgliedern in die Hand drücken zu lassen, erfordert einigen Mut. Denn man kann da viel falsch machen.
Deswegen stand Vizepräsident Carsten Wettich, selbst Anwalt, zuletzt in intensivem Austausch mit einem namentlich nicht benannten „anwaltlichen Mitglied“ des Teams Prestin. Man einigte sich darauf, dass der 1. FC Köln nach eingehender Prüfung alle Schritte ergreifen werde, um Prestin und seinen Leuten die Datensätze zugänglich zu machen. Der extern engagierte Datenschutzbeauftragte prüft nun das weitere Vorgehen, nach den Gesprächen hatte auch Prestins Seite zugesichert, dass man nicht klagen werde. Ohnehin gibt es bislang keinen Anlass, eine Klage einzureichen. Schließlich laufen die gesetzten Fristen noch. Man ist in einem zivilisierten Austausch.
Jedenfalls glaubten das beide Seiten. Kurz nach den Absprachen veröffentlichte die „Sport Bild“ am Mittwoch einen Bericht, nach dem eine „Schlammschlacht um die FC-Führung“ ausgebrochen sei. Es werde nun „schmutzig“, hieß es, denn die Klubführung verzögere die Herausgabe der Mitgliederdaten. Christian Hövel, den der Bericht als „Mit-Initiator im Team Prestin“, ausgibt, erklärte da: „Ich fühle mich belogen und getäuscht vom FC-Vorstand!“ Tatsächlich hatte auch Hövel die Daten gefordert, die anschließenden Rückfragen jedoch als „Schikane“ empfunden.
Das alles widersprach Carsten Wettichs Eindruck von seinem Austausch mit Prestins Rechtsberater, der auch einer der Unterzeichner der erneuerten und inhaltlich qualifizierten Forderung war. „Die grundsätzliche Herausgabepflicht ist anerkannt. Aber natürlich müssen wir das Verlangen angesichts der Sensibilität der Daten vereins- und datenschutzrechtlich prüfen lassen, zumal uns Mitglieder angeschrieben haben, die der Herausgabe ihrer Daten an Herrn Prestin explizit widersprochen haben. Bei der Prüfung geht es zum Beispiel darum, welche Daten konkret herausgegeben werden dürfen“, erklärt Wettich.
Stefan Jung ist „überrascht“
Stefan Jung, der im „FC Zukunft“-Team als Präsidiumskandidat gilt, bemühte sich am Donnerstag darum, für Transparenz zu sorgen. Es habe wegen Verfahrensangelegenheiten in der Antragssache einen unverbindlichen telefonischen Austausch eines Teammitglieds zu Christian Hövel gegeben, der bereits nach der Pressekonferenz zu Steffen Baumgarts Entlassung und dem Cas-Urteil im Dezember begonnen hatte, Stimmen für eine Außerordentliche Mitgliederversammlung zu sammeln. Doch habe man nicht weiter kooperiert. „Christian Hövel ist kein Teammitglied, geschweige denn Mit-Initiator“, sagte der Hochschullehrer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er sei selbst überrascht gewesen von der Berichterstattung der „Sport Bild“, erklärte Jung und bestätigte den Austausch eines Teammitglieds, das gleichzeitig Anwalt sei, mit Carsten Wettich, der professionell verlaufen sei. Nun habe man geklärt, wer in wessen Namen sprechen dürfe und warte darauf, dass die Dinge den satzungsgemäßen Weg gehen.