Trainer Timo Schultz startet mit geschärften Sinnen in die neue Trainingswoche. Pentke könnte zum Kölner Rekordspieler werden.
Pentke bleibt beim FCWas wird aus Marvin Schwäbe und Jonas Urbig?
Die Woche im windzerzausten Grüngürtel begann mit einer Rückkehr. Justin Diehl, der sich im Derby gegen Leverkusen eine schwere Muskelverletzung zugezogen hatte, erschien zum Ende der Trainingseinheit seiner Kollegen auf dem Rasenplatz und absolvierte ein paar vorsichtige Übungen in Fußballschuhen. Der 19-Jährige, dessen Wechsel nach Stuttgart der VfB nach wie vor nicht bestätigt hat, kämpft um die Chance, dem 1. FC Köln im Kampf um den Klassenerhalt noch zu Diensten sein zu können. Die Zeit wird knapp, der Angreifer hat sechs Wochen gefehlt, noch fünf Partien bleiben den Kölnern, um zumindest Rang 17 zu verlassen.
Die Woche läuft auf ein weiteres Spiel zu, das die Kölner gewinnen müssen. Am Samstag (15.30 Uhr) begrüßen die Kölner Darmstadt 98 in Müngersdorf. Die Lage ist schwierig, doch für Timo Schultz ist das Alltag. „Wir wussten schon Anfang Januar, dass wir Richtung Saisonfinale ganz entscheidende Spiele haben würden“, erklärte der Trainer.
Eine Entscheidung ist längst nicht gefallen, das zeigt der Blick auf die Konkurrenz auf den Rängen 16, 15, 14 und 13: „Wir sind momentan vier, fünf, sechs und sieben Punkte dahinter. Wenn wir am Samstag drei holen, dafür muss ich kein Mathematiklehrer sein, sind es vielleicht noch eins, zwei, drei und vier. Dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus“, erklärt Schultz: „Wir bereiten uns auf Darmstadt vor und versuchen, das Spiel zu gewinnen. Am Sonntag sehen wir uns dann an, wie die anderen gespielt haben. Und dann geht es wieder von vorn los mit der Vorbereitung auf eine Woche, die nicht minder wichtig sein wird.“ Nach dem Heimduell mit Darmstadt steht die Partie gegen den derzeitigen Tabellen-Nachbarn Mainz an.
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Angst vor derart vielen vermeintlichen Endspielen will der Ostfriese nicht aufkommen lassen. „Wenn man Respekt hat und sich der Wichtigkeit der Aufgabe bewusst ist, schärft das die Sinne. Aber Angst ist fehl am Platze“, sagt er. Ein wenig trauerte Schultz auch am Dienstag noch der vergebenen Gelegenheit in der Allianz-Arena nach, als der FC trotz zahlreicher Chancen 0:2 verloren hatte. „Es war mehr drin. Am Ende muss man es abhaken, wir haben einfach kein Tor gemacht.“
Noch während der Trainingseinheit hatte der 1. FC Köln die Nachricht verbreitet, dass Ersatzkeeper Philipp Pentke für eine weitere Saison am Geißbockheim bleiben wird. Pentke feiert am 1. Mai seinen 39. Geburtstag, er wird also als FC-Profi 40 Jahre alt werden. Der älteste je von Köln eingesetzte Spieler ist bislang Morten Olsen, der bei seiner letzten Partie im Juni 1989 39 Jahre, neun Monate und 27 Tage alt war. Sollte Pentke am Ende der nächsten Saison eingesetzt werden, würde diese Bestmarke fallen. Bislang ist er allerdings noch ohne Pflichtspiel-Einsatz für den FC.
Pentke kam im Sommer 2023 von der TSG Hoffenheim zum FC. Zunächst, um sich in der Saisonvorbereitung fitzuhalten. Dann aber überzeugte er die Verantwortlichen und erhielt einen Jahresvertrag. „Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt. Mit seinen Fans und mit dem Rückhalt der ganzen Stadt ist der FC etwas Besonderes. Deshalb wollte ich unbedingt bleiben, in guten wie in schwierigen Zeiten – auch wenn ich überzeugt davon bin, dass wir es in den nächsten Wochen schaffen werden, in der Bundesliga zu bleiben“, zitierte der Verein den Torwart.
Pentke hat sich im Training und mitunter auch während der Pflichtspiele von der Bank aus durchaus als emotionaler Anführer eingebracht. Timo Schultz schätzt diese Eigenschaft in einer jungen Mannschaft unter maximalem Druck. „Er ist ein ganz wichtiger Bestandteil. Er kann den jungen Spielern Halt geben. Treibt an, nicht nur mit seinen torwartspezifischen Fähigkeiten, die top sind. Er ist als Führungsspieler ein ganz wichtiges Element“, erklärt der 46-Jährige.
Allerdings sind die Kölner trotz Transfersperre auf der Torwart-Position beinahe luxuriös ausgestattet. Jonas Urbig (20) spielt derzeit mit Greuther Fürth eine weitere starke Profisaison, im Vorjahr war er nach Regensburg ausgeliehen. Zuletzt hieß es gar, Urbigs Engagement im Unterhaus erfülle den Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung, so stark sei der U21-Nationaltorwart. Urbig steht bis 2026 in Köln unter Vertrag, Marvin Schwäbe sogar bis 2027. Sollten beide bleiben, bräuchte der FC Pentke grundsätzlich nicht als Stellvertreter, zumal Matthias Köbbing und Jonas Nickisch noch bis 2025 gebunden sind.
Welche Zeichen von der Vertragsverlängerung ausgehen, wollte Schultz am Dienstag nicht weiter erörtern. „Momentan gibt es nur das Zeichen Darmstadt. Aber man kann nie genug Spieler haben. Stand heute kommen alle Leihspieler zurück.“
Nicht nur Pentkes Verlängerung spricht dafür, dass entweder Schwäbe oder Urbig in der kommenden Saison nicht in Köln spielen werden. Beide wären jeweils zu gut, um die Kölner Nummer 2 zu sein – erst recht im Falle des Abstiegs. Beim Talk von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“ im Gaffel am Dom sagte Sportchef Christian Keller in der vergangenen Woche, er traue Urbig zu, „ein guter Bundesligaspieler“ zu werden: „Dafür muss er aber bei uns im Zweifel in den Konkurrenzkampf mit Marvin Schwäbe gehen. Ob wir den ausrufen, gucken wir im Sommer. Jonas bringt alles dafür mit, eine Nummer eins zu sein, und er hat den Anspruch.“