Rückkehr der Zuschauer1. FC Köln prüft Klage gegen Corona-Maßnahmen
Köln – Es war der fast schon erwartete Alleingang Markus Söders: Am Dienstagmittag teilte der bayrische Ministerpräsident mit, künftig wieder Zuschauer in den Stadien des Freistaats zu erlauben. Und löste damit erneut eine Bewegung aus. Anfang Dezember hatte Söder in Bayern zu den ersten gehört, die Geisterspiele verfügten. Damals lag die Inzidenz in Bayern bei 544. Nun verfügte Söder die Rückkehr der Fans bei einer Inzidenz von 984.
Den Blick auf die Inzidenzen hatte sich die Politik allerdings bereits im alten Jahr abgewöhnen wollen, daher war es durchaus nachvollziehbar, den Beschluss trotz der steigenden Fallzahlen zu treffen. Darauf verwies am Dienstag auch Alexander Wehrle, der Geschäftsführer des 1. FC Köln. Und zwar mit deutlichen Worten. „Die Inzidenzen steigen und steigen. Dennoch ist die Hospitalisierungsrate auf einem guten Niveau, und viele Experten sagen, dass wir in eine endemische Phase der Pandemie eintreten. Großveranstaltungen waren nicht dafür ursächlich, dass Hotspots entstanden sind. Daher kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, dass wir nur 750 Zuschauer im Stadion begrüßen dürfen“, sagte der 46-Jährige. Er wünsche sich zwar eine einheitliche Lösung für alle 36 Profivereine. Dennoch begrüße er den Vorstoß aus München: „Dass die Bayern es nun gemacht haben, sehe ich zunächst einmal positiv.“
NRW erlaubt 750 Zuschauer
In Nordrhein-Westfalen waren bei Sportveranstaltungen zuletzt 750 Zuschauer zugelassen, die gleiche Zahl war beispielsweise im Zelt des Kölner Weihnachtszirkus an der Zoobrücke erlaubt, in dem ein durchaus anderes Risiko vorstellbar ist als in den Freiluft-Arenen von Köln, Mönchengladbach oder Dortmund.
Sorgen bereiten der Politik allerdings weniger die Menschen im Stadion. Man fürchtet Menschenansammlungen auf An- und Abreise sowie in der Gastronomie am Rande des Stadionbesuchs. Allerdings gab es im Umfeld der Spiele sogar bei voller Auslastung der Stadien kein relevantes Infektionsgeschehen. Der 1. FC Köln spielte im Oktober und November viermal vor fast ausverkauftem Haus. Das Kölner Gesundheitsamt meldete hinterher keine Auffälligkeiten. Darauf bezog sich am Dienstag auch Wehrle. „Wir sagen, dass im ersten Schritt 25 Prozent Auslastung möglich sein müssen, das wären im Rhein-Energie-Stadion 12.500 Zuschauer“, sagte er.
Am Montag hatte die Politik keine grundsätzlichen Anpassungen vorgenommen. Tatsächlich ist nach wie vor unklar, wie hoch sich die Omikron-Welle türmen wird – und welche Auswirkungen die zu erwarteten Fallzahlen auf die Auslastung des Gesundheitssystems haben werden. „Bund und Länder werden Öffnungsperspektiven entwickeln für den Moment, zu dem eine Überlastung des Gesundheitssystems ausgeschlossen werden kann“, hieß es dazu im Beschlusspapier der Ministerpräsidentenkonferenz.
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Diese Perspektive genügte dem Profisport allerdings nicht mehr; Hans-Joachim Watzke (62) meldete sich schon am Montagabend via „Bild“-Zeitung zu Wort: „Inzwischen wissen wir deutlich mehr über Omikron. Trotzdem lassen wir in Innenräumen teilweise fast 90 Prozent der Kapazität zu und in Freiluftstadien nur 750 Menschen. Unter freiem Himmel werden die Leute ausgesperrt. Das ist nicht verhältnismäßig, das ist auch keine Wissenschaft, das versteht kein Mensch mehr“, sagte der Geschäftsführer des BVB und kündigte an, rechtliche Schritte zu prüfen. Damit sprach er zwar aus, was zahlreiche Klubchefs der Bundesligen denken.
Allerdings setzte der Fußball bislang auf Konsens und hoffte, gemeinsam mit der Politik einen Weg zu finden. Alexander Wehrle etwa bestätigte am Dienstag, dass auch beim 1. FC Köln über eine Klage nachgedacht wird – unter Umständen wäre er sogar dazu verpflichtet: „Wir haften als Geschäftsführer, darum diskutieren wir diese Möglichkeit mit dem Vorstand. Wenn man sieht, dass eine Regelung rational nicht mehr nachvollziehbar ist, müssen wir darüber nachdenken, ein Eilverfahren anzustreben“, sagte er.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte zuvor angekündigt, noch allenfalls zwei Wochen abzuwarten. Es sei „weiterhin nicht nachvollziehbar, dass der Profisport aktuell an vielen Stellen objektiv schlechter gestellt ist als andere Lebensbereiche“, sagte DFL-Chefin Donata Hopfen: „Wir gehen davon aus, dass bis zum 9. Februar konkrete Lösungsansätze vorliegen – und sind gerne bereit, daran mitzuarbeiten.“
DFL deutet Klage an
Auch die DFL deutete an, nicht vor dem Klageweg zurückzuschrecken: „Es wird Aufgabe der gesamten deutschen Profiligen sein, in dieser Frage Lösungen von der Politik einzufordern. Ein wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells sind eben die Zuschauereinnahmen. Wenn die Verhältnismäßigkeit nicht mehr stimmt, muss man sich idealerweise gemeinschaftlich überlegen, welche Forderungen Sinn ergeben.“ Eine Reaktion auf Söders Ankündigungen seitens der nordrhein-westfälischen Landesregierung gab es am Dienstag nicht.