Köln – Die Bundesliga pausiert, die Profis des 1. FC Köln hatten am Montag ihren trainingsfreien Tag. Dennoch wurde am Geißbockheim gearbeitet, um den Kader für die Rückrunde zu verbreitern. Aus Italien war am Montagvormittag zu hören, der FC habe mit einem verbesserten Angebot neue Bewegung in die zuletzt stockenden Verhandlungen mit Sampdoria Genua über Julian „Jeff“ Chabot gebracht. Bei den Kölnern bemühte man sich um Diskretion. Man versuche weiterhin, den Innenverteidiger in die Bundesliga zu holen. Verstärkung ist dringend notwendig, gerade im Abwehrzentrum.
Die Kölner haben in diesem Winter zwei Innenverteidiger abgegeben. Zunächst verabschiedete sich Rafael Czichos zu Chicago Fire, die Saison der Major League Soccer beginnt Ende Februar. Dann entschied sich Jorge Meré (24), seine Winter für Winter gepflegten Abschiedsfantasien in die Tat umzusetzen und den FC nach viereinhalb schwierigen Jahren zu verlassen. Er steht nun bei CF América in Mexiko-Stadt unter Vertrag, noch ohne ihren spanischen Zugang verlor América am Samstagabend 0:2 im heimischen Aztekenstadion 0:2 gegen Atlas Guadalajara.
1. FC Köln spart Geld nach Abgängen von Meré und Czichos
Die Kölner wollten ohnehin an ihrem Kader arbeiten, in der Defensive gab es allen Anlass dazu: In der vergangenen Saison kassierte der FC nach Schalke die meisten Gegentore, in diesem Jahr steht Köln zwar mit 29 Punkten nach 20 Spielen auf dem achten Tabellenplatz. Dennoch haben nur fünf Mannschaften mehr Treffer kassiert als der FC. Hinzu kommt, dass Czichos und besonders Jorge Meré viel Gehalt blockiert haben. Meré strich ein deutlich sechsstelliges Monatssalär ein, das die Kölner nun einsparen. Czichos brachte sogar eine Ablöse, inklusive Gehalt bedeutet der Abschied des Vizekapitäns eine Ersparnis von fast einer Million Euro.
Geld, das die Kölner gut brauchen können. Allerdings wird ein Teil der gesparten Summe gleich wieder investiert. Denn mit nur zwei Innenverteidigern werden die Kölner nicht in die Rückrunde gehen. Das sagte neulich auch Trainer Steffen Baumgart. Zwar gebe es zunächst keinen Zeitdruck, schließlich pausiert die Bundesliga nun bis Anfang Februar. Dennoch schließt das Transferfenster dieses Winters bereits am kommenden Montag. „Es wäre schön, wenn Ende Januar einer da ist“, sagt Baumgart, stellte dann aber auch fest: „Wenn es später wird, haben wir ein Problem.“
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Luca Kilian (22) und Timo Hübers (25) sind die einzigen Innenverteidiger im Kölner Kader. Es ist eine Frage der Zeit, wann einer von beiden in eine Gelbsperre gerät oder wegen einer Verletzung ausfällt. Sollte das passieren, bliebe Baumgart nur der Wechsel auf eine Dreierkette – die er grundsätzlich ablehnt und bislang in keinem Pflichtspiel mit dem 1. FC Köln probiert hat.
Allerdings sind die Aussichten gut, dass Chabot in den kommenden Tagen in Köln anheuert. Der 23-Jährige stand am Sonntag zwar in Sampdorias Kader für das Spiel bei Spezia Calcio (0:1), kam aber nicht zum Einsatz. Zuletzt war Chabot am 9. Januar gegen den SSC Neapel im Einsatz, damals holte er sich eine Gelbsperre ab und saß nun nach einem Spiel Pause vorerst auf der Bank. Die Verhandlungen über den Spieler ziehen sich derzeit hin, weil es unterschiedliche Interessen gibt: Einerseits geht es für die Kölner darum, ein möglichst günstiges Paket aus Spielergehalt und Leihgebühr zu schnüren. Für den Rest dieser Saison bedeutet das keine große Schwierigkeit, denn gerade durch Merés Abschied ist genug Gehalt frei. Allerdings will Köln den Spieler für anderthalb Jahre ausleihen.
Vertrag von Chabot läuft noch bis 2024
Der Vertrag des gebürtigen Hanauers läuft noch bis 2024, nach der Leihe wäre also zu klären, wie es mit dem Spieler weitergeht. Mit dann noch einem Jahr Restlaufzeit wäre eine weitere Leihe nicht möglich, daher soll nun ausverhandelt werden, unter welchen Umständen der FC verpflichtet wäre, Chabot nach anderthalb Jahren fest zu verpflichten – und zu welchem Preis.
FC will nachhaltiger wirtschaften
Grundsätzlich will der FC das Geld künftig besser zusammenhalten als in den vergangenen Jahrzehnten, in denen am Standort Köln überdurchschnittlich gut verdient wurde. Christian Keller, der neue Geschäftsführer Sport, der im April sein Amt antreten wird, arbeitete bei seiner Station in Regensburg bereits mit einer Gehalts-Obergrenze, die Rede war dort von Jahresgehältern von maximal 400.000 Euro. Auch in Köln sollen neue Verträge deutlich bescheidener ausfallen und besonders leistungsbezogen gestaltet werden: Nicht mehr als 60.000 Euro monatliches Festgehalt soll es künftig in Köln geben. Das klingt viel, ist aber in der Bundesliga eher wenig – und auch beim 1. FC Köln stehen zahlreiche Profis unter Vertrag, die das drei- bis vierfache verdienen.
Julian Chabot immerhin könnte für ein Festgehalt von deutlich unter einer Million Euro im Jahr zu haben sein. Der ehemalige deutsche U-21-Nationalspieler wurde in der Jugend bei Eintracht Frankfurt und RB Leipzig ausgebildet und wechselte nach Stationen in Rotterdam und Groningen im Jahr 2019 zu Sampdoria Genua. In der vergangenen Saison war Chabot an Spezia Calcio ausgeliehen, bislang kommt er auf 44 Einsätze in der Serie A.
Kaan Ayhan ein Kandidat
Steffen Baumgart sprach zuletzt jedoch auch von Alternativen. Eine soll der 45-fache türkische Nationalspieler Kaan Ayhan sein, nach dem sich die FC-Emissäre erkundigt haben. Der in Gelsenkirchen geborene Verteidiger, der in der Bundesliga für Schalke, Frankfurt und zuletzt von 2018 bis 2020 für Fortuna Düsseldorf spielte, steht seit Sommer 2020 bei US Sassuolo unter Vertrag. Nach 19 Einsätzen in der vergangenen Spielzeit kam der Innenverteidiger in dieser Saison bisher zwölf Mal in der Serie A zum Einsatz. Sechs Mal stand Ayhan in der Startelf. Beim 1:1 seiner Mannschaft beim FC Turin fehlte er am Sonntag im Kader.
Auch bei Ayhan, der ebenfalls bis 2024 bei seinem Klub unter Vertrag steht, soll es um ein Leihgeschäft gehen. Der FC hätte allerdings Konkurrenz: Denn auch die türkischen Vereine Besiktas und Trabzonspor sollen Interesse an Ayhan haben.