Köln – Steffen Baumgart ist für seine Spontanität bekannt, aber zu Pressekonferenzen bringt er stets fein säuberlich notierte, handschriftliche Notizen mit. Erst recht zu dieser am Freitagmittag. Denn der Coach hatte eine durchaus brisante Entscheidung mitzuteilen und zu erklären. Der 1. FC Köln hat vorläufig eine neue Nummer eins.
„Marvin Schwäbe wird im Tor stehen“, sagte Kölns Cheftrainer auf der Pressekonferenz vor dem Rückrunden-Start bei Hertha BSC (Sonntag, 15.30 Uhr). Diese Entscheidung hatte sich bereits angebahnt, jetzt teilte der Coach sie auch öffentlich mit. Er ging dabei geschickt und mit Respekt vor dem langjährigen FC-Stammtorhüter Timo Horn (28) vor, der fortan im Pokal zum Einsatz kommt. Die Rollen werden also getauscht.
FC löst Vertrag mit Cestic auf
Der 1. FC Köln und Sava-Arangel Cestic gehen getrennte Wege. Der Abwehrspieler und der FC haben sich auf eine sofortige Vertragsauflösung geeinigt. Der Vertrag des 20-Jährigen lief ursprünglich noch bis 2024. Sein neuer Klub wurde noch nicht bekanntgegeben. In der Bundesliga-Hinrunde war der Offenbacher, der für die serbische U21-Nationalmannschaft spielt, überhaupt nicht mehr zum Einsatz gekommen.
„Wir haben bereits seit Sommer mit Sava im offenen Austausch gestanden und mit ihm über seine Optionen gesprochen. Sava ist ein talentierter Abwehrspieler, der nun den nächsten Schritt in seiner Entwicklung nehmen muss. In gemeinsamen Gesprächen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es für alle Beteiligten am besten ist, den Vertrag aufzulösen. So kann sich Sava für seine Karriere neu orientieren", erklärte Jörg Jakobs, sportlich Verantwortlicher beim FC.
Zwischen November 2020 und Februar 2021 kam Cestic, der 2019 von Schalke 04 nach Köln gewechselt war, elf Mal in der Bundesliga unter dem damaligen FC-Trainer Markus Gisdol zum Einsatz. (LW)
Baumgart hatte zuvor seinen Torhüter und der Mannschaft die Entscheidung mitgeteilt. Schwäbe (26), der bereits in den vergangenen fünf Spielen den zuvor am Knie verletzten Horn im Tor überzeugend vertreten hatte, steht erst einmal in den ersten drei Punktspielen zwischen den Pfosten, Horn im Pokal-Achtelfinale am 18. Januar gegen den Hamburger SV. „Nach dem Bochum-Spiel werden wir die Situation neu bewerten und ich mich festlegen, wer die Nummer eins ist“, sagte der Coach und erklärte dann auch, warum er sich für den Neuzugang aus Kopenhagen entschieden hat: „Marvin war der Herausforderer und hat sehr gute Leistungen gebracht. Er hat das gezeigt, was wir von ihm erwartet haben. Timo war acht Wochen verletzt. Er hat dadurch einen Trainingsrückstand.“
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Eine endgültige Wachablösung ist die Entscheidung somit noch nicht. Horn hat bisher 327 Pflichtspiele für die Profis absolviert. Der Keeper sei fast zehn Jahre die unangefochtene Nummer eins gewesen, deshalb bekäme er auch die Zeit, sich im Training wieder hineinzuarbeiten, so Baumgart. Erst dann will er sich komplett festlegen: „Ich möchte noch die vier Spiele warten, bis ich eine Entscheidung für die Nummer eins im Tor treffe. Bis dahin haben beide die Möglichkeit, sich zu präsentieren“, sagte Baumgart. Klar ist allerdings auch: Sollte Schwäbe weiterhin überzeugen, gibt es für den Coach auch nach dem Bochum-Spiel keinen Grund, ihn aus der Liga im Tor zu nehmen.
Baumgart erklärte bereits zuvor, dass er überzeugt davon ist, dass Horn mit der ungewohnten Rolle umgehen kann: „Wer Timo in der Verletzungspause erlebt hat, der hat gemerkt, wie er mit den Teamkollegen umgegangen ist. Davor kann man nur den Hut ziehen."
Schmitz rückt in den Mannschaftsrat auf
Während Schwäbe auch im neuen Jahr und zum sechsten Mal in Folge das Kölner Tor hütet, muss der Trainer im Berliner Olympiastadion auf jeden Fall auf den erkrankten Abwehrspieler Jorge Meré verzichten. Auch die Einsätze von Kingsley Schindler und insbesondere Sebastian Andersson sind äußerst fraglich bis ausgeschlossen. „Ich glaube nicht, dass es bei Kingsley und Sebastian noch für den Kader reicht. Dafür waren sie auch sehr lange krank. Gerade bei Andersson ist es auch mit Fieber einhergegangen“, erklärte der Coach. Entweder Mark Uth oder Jan Thielmann werden neben Anthony Modeste im Sturm auflaufen. Der Trainer setzt auch in diesem Spiel auf das 4-1-3-2 mit Salih Özcan als einzigem Sechser.
Zudem traf der Coach eine weitere Entscheidung: Für den blitzartig abgewanderten Rafael Czichos, der nach Chicago in die MLS wechselt, rückt mit Verteidiger Benno Schmitz ein Gewinner der Vorrunde in den Mannschaftsrat auf.
Den Gegner aus Berlin, der gleich auf mehrere Spieler wegen positiven Tests und Verletzungen verzichten muss (Ishak Belfodil, Kapitän Dedryck Boyata, Stevan Jovetic, Santiago Ascacibar oder Lucas Tousart), schätzt Baumgart besser ein, als es der Tabellenplatz elf gerade dokumentiert: „Hertha hat eine hohe Qualität im Kader. Sie sind gegen Dortmund stark zurückgekommen und es wird eine interessante und spannende Aufgabe. Dennoch wollen dort gewinnen.“ Schwäbe kann mit einer starken Leistung wesentlich dazu beitragen, dass dem FC das gelingt. Es wäre für den Bundesliga-Achten der dritte Erfolg in Folge.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Hertha BSC: Schwolow – Pekarik, Stark, Torunarigha, Mittelstädt – Darida, Serdar – Richter, Ekkelenkamp – Selke, Maolida.- 1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector – Özcan – Ljubicic, Kainz – Duda – Uth, Modeste.