Köln – Dem 1. FC Köln könnten in diesem Jahr tatsächlich einmal stille Festtage bevorstehen, was eine Ausnahme ist in der Welt des zuletzt so oft um die sportliche Existenz zitternden Großklubs. Als Tabellen-Neunter geht Köln in den 15. Spieltag, das ist sogar noch besser als Rang 12, den Steffen Baumgart zu Beginn der Spielzeit etwas kühn als Mindestziel formuliert hatte. Vor der Partie gegen den FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr/Dazn) zeigte sich Trainer Steffen Baumgart gewillt, einen Trend zu setzen: „Wenn wir das Spiel gewinnen, reden wir über 22 Punkte, dann gucken alle nach oben“, sagte der 49-Jährige vor der Partie in Müngersdorf, zu der 15 000 Fans zugelassen sind.
Gute Aussichten im Jahres-Endspurt
Drei Partien stehen noch aus in diesem Jahr, zwei davon daheim: Nach dem Spiel gegen Augsburg folgt zum Jahresabschluss der Besuch des VfB Stuttgart (Sonntag, 19. Dezember, 17.30 Uhr) im Rhein-Energie-Stadion, dazwischen spielt der FC am kommenden Dienstag (20.30 Uhr) noch bei den derzeit kollabierenden Wolfsburgern. Augsburg und Stuttgart stehen mit jeweils drei Punkten in der Auswärtstabelle noch hinter den bislang in der Fremde ebenfalls sieglosen Kölnern (4), die dafür immerhin Siebter der Heimtabelle sind. Es gibt also Grund zur Hoffnung, noch vor der Winterpause weiter zu klettern und sich einen geruhsamen Jahreswechsel zu erspielen.
Jahres-Auftakt gegen Hertha BSC
Weil die Rückrunde für Köln bereits am 9. Januar (Sonntag, 15.30 Uhr) mit dem Spiel bei Hertha BSC beginnt, wird die Winterpause sehr kurz ausfallen. Dennoch könnte es noch Bewegung im Kader geben, obgleich von Vereinsseite zunächst keine Initiative zu erwarten ist. „Wir planen grundsätzlich nicht, den Kader zu verändern“, sagt Thomas Kessler, der Leiter der Lizenzspielerabteilung, im Gespräch mit dieser Zeitung. Angesichts der nach wie vor prekären finanziellen Lage sind Zugänge ohnehin ausgeschlossen, doch obgleich es immer Möglichkeiten zur Verbesserung gibt, herrscht grundsätzlich Zufriedenheit mit dem spielenden Personal.
Allerdings ist denkbar, dass ein Profi von sich aus eine Veränderung will. „Es kann immer sein, dass Spieler etwa mit ihren Einsatzzeiten nicht zufrieden ist und auf uns zukommen. Dann sind wir selbstverständlich bereit, uns alles anzuhören. Klar ist aber: Wir werden unseren Kader nicht verschlechtern“, sagt Kessler.
Ein denkbarer Kandidat ist Sebastian Andersson. Der Schwede überraschte zum Ende der Transferperiode mit einem plötzlichen Wechselwunsch nach Antalya, allerdings platzte der Wechsel wegen Zweifeln der Türken an Anderssons Robustheit. Baumgart dagegen vertraute dem Schweden, setzte ihn in dieser Saison in jedem Pflichtspiel ein – zuletzt jedoch meist als Joker, weil er mit nur einem Mittelstürmer spielte und Anthony Modeste derzeit gesetzt ist. „Gerade in den letzten 14 Tagen hat er wieder einen Schritt nach vorn gemacht, was die Beweglichkeit angeht. Ich gehe davon aus, dass er uns schon im nächsten Spiel helfen kann und auch helfen wird“, sagte Baumgart am Mittwoch.
Baumgart lobt Andersson
Andersson zeigte zuletzt im Derby gegen Borussia Mönchengladbach bei seinem Kopfballtreffer zum 4:1-Endstand, wie torgefährlich er sein kann. Allerdings wurde zuletzt immer wieder deutlich, dass der 30-Jährige Schwierigkeiten hat, wenn er den Ball in der Bewegung mit dem Fuß verarbeiten soll. Der Zweiersturm Modeste/Andersson stellte die Gegner jedoch immer wieder vor Probleme, wenn sie einerseits hoch verteidigen wollten, gleichzeitig aber mit Chips auf die körperlich starken Kölner Stürmer rechnen mussten. Die Möglichkeit, einen Zweiersturm aufzubieten, wird Baumgart nicht freiwillig aufgeben.
Katterbach in Schwierigkeiten
Ein schwieriger Fall ist Noah Katterbach. Der 20-Jährige spielte am Mittwochabend erneut in der U21 und ist bei aller Not auf der Außenverteidiger-Position derzeit keine Alternative für seinen Trainer, der in Bielefeld (1:1) lieber Rechtsverteidiger Benno Schmitz auf die linke Seite beorderte, statt sich auf Katterbach verlassen zu müssen. Nur 15 Minuten kam Katterbach in dieser Saison zum Einsatz – das war im Spiel bei der TSG Hoffenheim, als er beim Stand von 0:4 eingewechselt wurde. Dem U21-Nationalspieler könnte eine Veränderung guttun. Noch allerdings gibt es keine Signale seines Managements, etwas zu verändern.
Wenige Einsätze hatten auch die Nachwuchsspieler Marvin Obuz (19), Sava Cestic (20) und Tomas Ostrak (21), für die allerdings ebenfalls noch keine Anfragen vorliegen. Auch Tim Lemperle war in dieser Hinrunde erst 94 Minuten für die FC-Profis im Einsatz, allerdings setzen die FC-Verantwortlichen nach wie vor große Hoffnungen in den 19-Jährigen, der sich nach einer Verletzung zunächst in der Regionalliga Spielpraxis holen soll, um bald auch wieder in der Bundesliga zu spielen.
Was wird aus Meré?
Beinahe ein traditioneller Abschiedskandidat zur Weihnachtszeit ist Innenverteidiger Jorge Meré, der in seinem fünften Kölner Jahr noch immer tief in den Startlöchern steckt. Der Spanier zeigte zwar im Pokalspiel beim VfB Stuttgart einen hervorragenden Auftritt und war mit dafür verantwortlich, dass der FC beim 2:0 zum bislang einzigen Mal in dieser Saison ohne Gegentor blieb. In den folgenden fünf Partien spielte er jedoch keine Minute mehr, was Baumgart aber mit der Qualität der Konkurrenz erklärt: „Ich kann nur zwei Innenverteidiger einsetzen. Rafael Czichos und Luca Kilian sind zurzeit sehr klar, sehr stabil und haben deshalb die Nase vorn. Dennoch weiß ich, dass ich zwei Spieler in der Hinterhand habe, die ich jederzeit einsetzen kann.“