Köln – Alexander Wehrles Vertrag gilt zwar noch bis ins Jahr 2023. Dennoch droht dem 1. FC Köln der Verlust seines Geschäftsführers. Der VfB Stuttgart hat offenbar noch einmal das Interesse an Wehrle (46) bekräftigt; auf der Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden wollen die Schwaben noch in diesem Monat Klarheit. Ob Wehrle den FC kurzfristig verlassen könne, möchte der FC-Vorstand nicht beantworten und verweist darauf, Vertragsinhalte nicht öffentlich machen zu wollen.
Hitzlsperger geht im Herbst
Bislang steht Thomas Hitzlsperger dem VfB vor, allerdings hat der ehemalige Nationalspieler und VfB-Kapitän bereits mitgeteilt, seinen im Herbst 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Wehrle gilt schon länger als Wunschkandidat der Stuttgarter, eine offizielle Anfrage der Schwaben lehnte der FC-Vorstand in diesem Sommer allerdings ab. Anschließend legte das Kölner Präsidium Wehrle ein neues Vertragsangebot vor, doch Wehrle ließ sich nicht darauf ein.
VfB auf der Suche
Der VfB sucht möglicherweise nicht nur einen neuen Vorstandschef. Offen ist auch, ob zudem ein Sportvorstand eingestellt werden soll. Sportdirektor Sven Mislintat genießt wegen seiner Erfolge auf dem Transfermarkt zwar großes Ansehen im Verein, hat allerdings wenig Interesse an einer Schreibtischtätigkeit. Daher gilt er nur bedingt als interner Kandidat für den Vorstandsposten. Das könnte sich ändern, sollte der Verein die Jobbeschreibung anpassen. Sollte Mislintat allerdings Sportdirektor bleiben, dürfte er einigen Wert darauf legen, keinen machtvollen Sportvorstand vor die Nase gesetzt zu bekommen. Im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ plädierte der 51-Jährige für eine interne Lösung.
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Gleichzeitig dürfte Wehrle wiederum kein Interesse daran haben, als Vorstandschef auch für die Abteilung Sport verantwortlich zu sein. Der VfB ist also strategisch wie personell in einer Findungsphase, und es ist nicht gesagt, dass am Ende alle glücklich werden. Tatsächlich drohen sogar Zerwürfnisse zwischen Klub und Mislintat.
Im Kölner Vorstand schlafe man trotz der Signale aus Stuttgart weiter ruhig, heißt es. Man fühlt sich weniger abhängig von Alexander Wehrle als in der Vergangenheit, was auch an Christian Kellers Verpflichtung liegen dürfte. Der 43-Jährige wird im April 2022 das Amt als Geschäftsführer Sport antreten, kann allerdings weit mehr als ein üblicher Bundesliga-Sportchef: Vor seinem Engagement bei Jahn Regensburg arbeitete Keller als Professor für Sportmanagement an der Hochschule Heidelberg.
Wehrles „übervoller Teller“
Schon länger gibt es beim 1. FC Köln Überlegungen, Wehrle zu entlasten und Teile seiner Aufgaben an einen dritten Geschäftsführer zu übertragen. Als der Vorstand um Präsident Werner Wolf ins Amt kam, wurden diese Gedanken vertieft. „Alexander Wehrle hat sehr viele Leute, die an ihn berichten. Da gab es schon Überlegungen, wie man es so strukturieren kann, dass der Teller nicht übervoll ist“, sagte Wolf im Sommer. Neben den Pflichten beim FC ist Wehrle im DFL-Präsidium aktiv, was dem Verein zwar hilft, Wehrles Aufwand aber weiter erhöht.
Dritter Geschäftsführer?
Fraglich bliebe, ob Wehrle neben Keller und dem dritten Geschäftsführer gleichberechtigt agierte oder angesichts seiner Erfahrung aus bald acht Jahren im Verein als Sprecher der Geschäftsführung eine Stufe über seinen Kollegen stünde. Unklar ist, ob Wehrle davon seinen Verbleib beim FC abhängig machen wird. Der Wechsel nach Stuttgart wäre auch eine Heimkehr für Wehrle: Von Juli 2003 bis Januar 2013 arbeitete er als Referent des Vorstands beim VfB. Kommentare zu den Berichten über seine Person sind von Wehrle nicht zu bekommen. Er habe die Entscheidung getroffen, sich nicht dazu zu äußern, sagt der 46-Jährige.