Die FC-Mitglieder wählen am Sonntag ihren neuen Vorstand.
Stefan Müller-Römer spricht darüber, wie es weitergehen soll.
Der Verein wird am Sonntag keine Geschenke an die Mitglieder verteilen.
Köln – Stefan Müller-Römer hat in diesem Jahr schon früh damit begonnen, seine Rede für die Jahreshauptversammlung des 1. FC Köln vorzubereiten. Vor einem Jahr schrieb er seine Worte erst am Vorabend der Veranstaltung nieder – und feilte noch auf dem Podium daran. 64 Prozent der Mitglieder in der Lanxess-Arena wählten ihn damals in den Mitgliederrat. Es war Müller-Römers bestes Ergebnis, „dabei hatte man zuvor einiges dafür getan, dass ich kein weiteres Mal in den Mitgliederrat gewählt werde“, sagt der Anwalt und lächelt.
Spinners Nachrücker
Am Sonntag wird er nicht als Vorsitzender des Mitliederrats sprechen, sondern für den Vorstand. Im März rückte Müller-Römer für Präsident Werner Spinner nach, der Verein führte ihn seitdem als „Vorstand“ – analog zu Spinners ehemaligen Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach, die in Ermangelung eines Präsidenten zuletzt ebenfalls als „Vorstand“ firmierten. Folgen hatte das nicht, die Stimmen der drei Präsidiumsmitglieder gelten gleich viel. Und Müller-Römer macht sich nicht viel aus Titeln, sagt er.
Im Innenverhältnis des Präsidiums bedeutete das dagegen, dass bald niemand mehr etwas zu sagen hatte. Schumacher und Ritterbach stimmten im Frühsommer dafür, auf weitere Vorstandssitzungen zu verzichten. Entscheidungen traf man fortan nur noch im Gemeinsamen Ausschuss, die großen Linien wollte man ohnehin nicht mehr angehen: Themen wie Infrastruktur, Internationalisierung oder die Vertragsverlängerung mit Geschäftsführer Armin Veh wird man den Nachfolgern Werner Wolf, Jürgen Sieger und Eckhard Sauren überlassen, die am Sonntag ins Amt gewählt werden sollen. Immerhin darin besteht Einigkeit im nun scheidenden Präsidium.
Rückkehr in den Mitgliederrat
Müller-Römer kehrt dann in den Mitgliederrat zurück, dessen Vorsitzender er bis März war und bald wieder sein wird. Das Gremium wird noch im September seine Vorsitzenden bestimmen; Müller-Römers Wahl ist sicher. Carsten Wettich, derzeit Vorsitzender des Gremiums, wird dann wieder sein Stellvertreter sein. Müller-Römer nennt die Zeit im Präsidium „sehr anspruchsvoll“, er meint damit zunächst die vielen repräsentativen Aufgaben, die er zu erfüllen hatte.
Konflikte mit den Mitgliedern erlebte er nicht. Als öffentlich wurde, dass der Mitgliederrat Toni Schumacher und Markus Ritterbach nicht für eine weitere Amtszeit nominieren würde, gab es Wortmeldungen in Richtung des Gremiums. Allerdings gehörte Müller-Römer dem Mitgliederrat da schon nicht mehr an. Wobei klar sein muss, dass beim 1. FC Köln auf Gremienebene wenig ohne Müller-Römers Wissen geschieht. Das galt auch für die Auswahl des neuen Vorstandstrios. Müller-Römer ist von den Kandidaten überzeugt.
Keine Gegenkandidaten
Das neue Vorstandsteam kandidiert ohne Gegenkandidaten, muss jedoch erst einmal ins Amt gewählt werden. Dass es so kommt, daran gibt es kaum Zweifel. Obwohl die Versammlung an einem Sonntagmittag stattfindet, werden deutlich weniger Mitglieder als im Vorjahr erwartet. Womöglich auch, weil es keine Geschenke geben wird: Zwar werden die Mitglieder Verzehrgutscheine über ein Getränk und einen Snack erhalten. Ein Kapuzenpullover wie in den Vorjahren dagegen wird nicht verschenkt.
Vereinsikone Toni Schumacher zum Beispiel hätte ein Interesse daran haben können, möglichst viele der mehr als 100.000 FC-Mitglieder zu mobilisieren. Schumacher und Ritterbach haben zuletzt mehrfach betont, dass sie gern im Amt geblieben wären. Doch sie fanden keinen dritten Mann für ein Team – und hätten wohl auch dann kaum eine Chance auf eine Nominierung gehabt. Fiele das neue Vorstandsteam durch, blieben alle drei Mitglieder des aktuellen Vorstands im Amt.
Die anstrengende Phase würde dann anhalten, denn es ist nicht davon auszugehen, dass Müller-Römer intensiver eingebunden würde als bislang, als man ihn regelmäßig außen vor ließ.
„Noch großartigerer Verein“
Er hat das zur Kenntnis genommen, eher schulterzuckend als verärgert. In seiner Rede am Sonntag wird er das nicht mehr ansprechen. „Nach vorn“ wolle er den Blick lenken, und zwar ausschließlich. Unter dem neuen Präsidium hoffe er auf eine „harmonische Zusammenarbeit: Wir sollten unsere Energie für das Miteinander aufwenden – und nicht für das Gegeneinander“, sagt er: „Wenn wir unsere Kräfte bündeln und klare Entscheidungs- und Kontrollstrukturen haben, werden wir mehr Erfolg haben und ein noch großartigerer Verein werden.“
Er wird auf dem Podium in der Lanxess-Arena auch nur die Monate thematisieren, in denen er dem Vorstand angehört hat. Was im ersten Halbjahr seit der Mitgliederversammlung 2018 passiert ist – dazu sollen seine Vorstandskollegen Stellung beziehen.