Besonnen, diplomatisch, diszipliniert – Politiker in Europa werden unter anderem deswegen gewählt, weil sie einen kühlen Kopf bewahren müssen. Gefühlsausbrüche sind da eher selten und werden ihnen nicht selten als Schwäche ausgelegt.

Beim WM-Finale in Katar zwischen Frankreich und Argentinien mussten sie dann aber raus, die Gefühle des Emmanuel Macron. Ein Video aus dem französischen Fernsehen zeigt den Staatsmann nun während des Finalspiels, das bekanntlich nichts für schwache Nerven war.

Reaktionen während WM-Finale: Emmanuel Macron ballt die Fäuste

Kein Wunder also, dass es auch den französischen Präsidenten nicht auf seinem Logenplatz hielt während der 120 Minuten und dem anschließenden Elfmeter-Krimi. Der Clip des Senders „LCI“, der auch in den sozialen Netzwerken geteilt wurde, zeigt Macron nach den Toren zum 1:2 und 2:2 durch Superstar Kylian Mbappé. Der Staatschef springt nach den Treffern von seinem Sitz auf und rudert wild mit den Armen. Mehrmals reckt er die Faust in die Lüfte, die Freude steht ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

Auch die Anwesenheit diverser katarischer Scheichs sowie des Fifa-Bosses Gianni Infantino, die in seinem direkten Umfeld sitzen, scheinen Macron nicht zu stören. Offenbar lässt er seinen Gefühlen freien Lauf. Endgültig um ihn geschehen scheint es nach dem 3:3-Ausgleichstreffer der „Équipe Tricolore“ kurz vor Ende der Nachspielzeit.

Emmanuel Macron entledigt sich während WM-Finale seines Sakkos

Macron, der sich inzwischen seines Sakkos entledigt und die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt hat, springt erneut auf, jubelt lautstark und scheint emotional ergriffen, wie die Bilder „Macron-Cam“ zeigen. Bei einer anschließenden vergebenen Torchance hält er sich ungläubig die Hand vors Gesicht, es wirkt fast so, als wolle er sich ob seines Frustes in die Hand beißen.

Es folgt das Elfmeterschießen, von dem jeder Fan weiß, dass dieses Drama selbst für Hartgesottene nur schwer erträglich ist. Kaum verwunderlich also, dass auch Emmanuel Macron genauso jubelt und leidet wie die meisten „Les Bleus“-Anhänger im Lusail Stadium oder vor den Fernsehern.

Elfmeterkrimi im WM-Finale setzt Emmanuel Macron zu

Er versinkt in seinem Sitz, als Lionel Messi zum Auftakt trifft, wirkt versteinert, als der argentinische Torhüter hält, die Arme wandern vor sein Gesicht – es ist zum Verzweifeln. Als der argentinische Triumph schließlich perfekt ist, wirkt er plötzlich wieder gefasst – wie ein echter Staatsmann eben.

In den sozialen Netzwerken erhält Macron viel Zuspruch für seine authentische Reaktionen während des Spiels. „Authentisch und emotional – was will man mehr“, kommentiert ein Nutzer auf Twitter stellvertretend für viele. „Ich finde es mega sympathisch und so gehört das auch bei Fußball. Und wenn er da seine Anspannung rauslässt, ist das doch auch zutiefst menschlich“, pflichtet ihm eine Userin bei.

Macron weckt Erinnerungen an Angela Merkel 2014

Andere erinnern sich an die für ihre Verhältnisse emotionale Angela Merkel während des WM-Finals 2014. Die damalige Kanzlerin hatte es nach dem Siegtor von Mario Götze ähnlich wie Macron nicht auf ihrem Sitz gehalten, einen derartigen Gefühlsausbruch gab es wohl zuvor nicht bei Merkel.

Macron erhielt in den französischen Medien zudem viel Lob für sein Verhalten im Anschluss an die Partie. Der 44-Jährige hatte noch auf dem Rasen mehrere Spieler wieder aufgerichtet und der Mannschaft anschließend in der Kabine mitgeteilt, dass er stolz auf ihre Leistung sei.

„Nach diesem Spiel werdet ihr sicherlich Reue empfinden, aber ihr habt großartigen Fußball gespielt“, sagte Macron dem niedergeschlagenen Deschamps-Team nach der Niederlage gegen Argentinien. (pst)