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Basketball-EMWagner überragt für Deutschland im Krimi – Litauen legt Protest ein

Lesezeit 4 Minuten
Schröder Litauen

Deutschlands Superstar Dennis Schröder (Mitte)

Köln – Es hielt schon lange niemanden mehr auf den Sitzen. Einige Zuschauer standen vor ihren Stühlen, verschränkten die Arme über dem Kopf oder hielten sich fassungslos die Hände vor den Mund. Andere klatschten oder pressten die letzten Schreie zur Anfeuerung aus ihren Körpern. Für diese Gesten der maximalen Anspannung haben am Sonntagnachmittag Deutschland und Litauen gesorgt. Die beiden Basketball-Teams brachten bei der Europameisterschaft am dritten Vorrundenspieltag der Gruppe B vor 18 017 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess-Arena einen sportlichen Thriller zur Aufführung, der packender nicht hätte sein können und zwei Verlängerungen benötigte, um den Gewinner zu ermitteln.

Der glückliche Sieger hieß Deutschland. Mit 109:107 (96:96, 89:89, 46:41) setzten sich die Profis von Bundestrainer Gordon Herbert durch, sie lagen sich erleichtert in den Armen und aus den Lautsprechern dröhnte auch diesmal die in den vergangenen Tagen bewährte Hymne der Euphorie: „Oh wie ist das schön.“

Litauen legte Protest ein

Ob es bei dem hart erkämpften Erfolg aber bleibt, ist offen. Litauen legte Protest gegen die Wertung ein, weil ihnen während der regulären Spielzeit nach einem Technischen Foul gegen die deutsche Bank ein Freiwurf verweigert wurde. „Das ist kein Protestgrund. Der Schiedsrichter hat einen Fehler gemacht, und dieser Fehler hätte korrigiert werden können“, so DBB-Präsident Ingo Weiss.

Also feierte das Team nach dem 76:63 zum Auftakt am Donnerstag gegen Frankreich sowie dem 92:82 am Samstag gegen Bosnien und Herzegowina den Einzug ins Achtelfinale – nach dem 78:74 Frankreichs am Sonntagabend gegen Außenseiter Ungarn war die Teilnahme an der Runde der besten 16 Nationen in Berlin sicher. Am Dienstag folgt das vierte Vorrundenspiel gegen Slowenien (20.30 Uhr, Lanxess-Arena), das am Sonntagabend überraschend gegen Bosnien und Herzegowina mit 93:97 verlor.

„Es war ein wirklich gutes Basketball-Spiel“, sagte Herbert und offenbarte damit einen Hang zur maximalen Untertreibung. Doch auch der 63-jährige Kanadier war ergriffen. „Irgendwie haben wir es geschafft. Litauen hat eines der besten Teams der Welt. Wir mussten einen Weg finden.“

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Nicht nur sportlich erfreut sich Litauen höchster Qualität, sondern auch seine Fans sind einzigartig. Sie ließen von Beginn an nichts unversucht, ihre Mannschaft zu jenem Sieg zu tragen, den sie so dringend benötigte, nachdem sie in den ersten beiden Begegnungen gut gespielt hatte, aber an besseren Gegnern gescheitert war. Zunächst beim 85:92 an Slowenien, danach mit 73:77 an Frankreich.

Die farbenfroh gekleideten Menschen mit ihren bunt bemalten Gesichtern schrien, pfiffen und trampelten, dass die Tribünen bebten, während die deutschen Anhänger zunächst auf optische Reize setzten. Auch diesmal enthüllten sie ihr überdimensionales Trikot mit der Aufschrift „Ihr. Wir. Ein Team“.

Franz Wagner holt 32 Punkte

Während die litauischen Anhänger die Dezibelzahl unermüdlich nach oben drehten, tauchte immer wieder ein 21-jähriger Mann im schwarzen Trikot vor ihren Augen auf, der seine Arme zum Jubel vom Körper streckte und ihnen mit seinen drei gespreizten Finger die Hoffnung nahm. Franz Wagner (21) erzielte 32 Punkte, verwandelte vier Dreier und sicherte sich acht Rebounds. Der Profi von Orlando Magic wurde zum wertvollsten Spieler der Partie gewählt.

Als er sich nach der Partie auf den Weg in die Kabine begab, würdigten ihn die deutschen Fans, darunter die Dortmunder Fußballprofis Mats Hummels, Nico Schlotterbeck und Gregor Kobel, mit lautstarken „MVP, MVP“-Rufen – und sogar die litauischen Anhänger applaudierten und reckten ihm anerkennend den Daumen entgegen. Eine faire Geste. „Es war eine wilde Partie. Es hat viel Spaß gemacht“, erklärte Wagner lächelnd.

Zudem wusste Dennis Schröder mit 25 Punkten und acht Assists zu überzeugen. Die DBB-Auswahl wurde also diesmal von ihren NBA-Stars getragen, nachdem in den ersten Partien vor allem die Spieler, die von der Bank kamen, wichtige Akzente gesetzt hatten und gegen Frankreich 48 sowie gegen Bosnien und Herzegowina 42 Zähler beigesteuert hatten.

Zu vernachlässigen war auch diesmal ihr Einfluss nicht, was besonders für Maodo Lô galt, der nicht nur 21 Punkte erzielte, sondern vor allem mit zwei Dreiern in der entscheidenden Phase dafür sorgte, dass sich Deutschland auf 109:104 absetzte. „Ich denke, wir haben verdient gewonnen“, sagte der 29-jährige Aufbauspieler von Alba Berlin.

Nach den Leistungen der regulären Spielzeit war es keine Überraschung, dass Gordon Herbert seine wichtigsten Akteure dazu auserkoren hatte, die Entscheidung herbeizuführen: Doch zunächst vergab Dennis Schröder beim 89:89 die Siegchance, ehe beim 96:96 zum Ende der ersten Verlängerung Wagner scheiterte. Das bessere Ende hatte dennoch die DBB-Auswahl für sich.

Deutschland: Lo (21), Giffey (4), Weiler-Babb (2), Voigtmann (3), Wagner (32), Theis (11), Schröder (25), Wohlfarth-Bottermann, Hollatz, Thiemann (2), Obst (9), Sengfelder.