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WM-Titel in ManilaWeltspitze – Deutschen Basketballern steht eine goldene Zukunft bevor

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Moritz Wagner, Daniel Theis und Franz Wagner (v.l.) feiern den ersten deutschen Basketball-WM-Titel der Geschichte.

Moritz Wagner, Daniel Theis und Franz Wagner (v.l.) feiern den ersten deutschen Basketball-WM-Titel der Geschichte. Franz Wagner gilt als einer der talentiertesten Spieler der Welt, er wurde im Finale gegen Serbien zum Spieler des Spiels gewählt.

Selbst die USA sind beeindruckt vom Spiel der deutschen Basketball-Weltmeister. Bereits bei Olympia könnte die nächste Medaille warten.

Im Moment seines größten Erfolgs kann Gordon Herbert nicht mehr. Deutschland ist gegen Serbien sensationell zum ersten Mal Basketball-Weltmeister geworden. Spieler und Betreuer feiern auf dem Feld. Kapitän Dennis Schröder schneidet das Netz vom Korb ab, wie es sonst nur die Meister in der NBA oder beim College-Basketball tun. Herbert bekommt das nicht mit. Er sitzt, völlig fertig, in den Katakomben von Manila.

Der 62-jährige Kanadier hat in seinen knapp zwei Jahren als Bundestrainer alles dafür gegeben, dass er sein selbst gestecktes Ziel einhält: „Es geht darum, Medaillen zu gewinnen. Bei der EM, bei der WM, bei Olympia. Egal bei welchem Turnier.“ Seitdem hat Deutschland Bronze bei der Europameisterschaft im eigenen Land 2022 geholt, am Sonntag folgte mit dem WM-Titel der größte Triumph in der Geschichte des DBB.

Statt lange innezuhalten, legt der kühl und analytisch wirkende Herbert den Fokus schon auf das nächste Ziel: die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris – mit Deutschland als Mitfavorit?

Basketball-Weltmeister Deutschland: USA erstaunt über historische deutsche Leistung im Halbfinale

Der renommierte Basketball-Journalist Brian Windhorst von US-Sportsender „ESPN“ nannte das deutsche Team schon vor dem Finale gegen Serbien einen „ernstzunehmenden Anwärter“ auf die Goldmedaille in Paris. Deutschland sei den USA mindestens ein Jahr voraus. Die US-Medien waren nach dem sensationellen 113:111 Sieg der deutschen Mannschaft gegen die USA voll des Lobes gegenüber der DBB-Auswahl. Niemals in der WM-Geschichte hatte ein Team ihnen so viele Punkte eingeschenkt wie das deutsche Team am vergangenen Freitag.

Deutschland profitierte zwar davon, dass die absoluten Top-Stars der USA um LeBron James, Stephen Curry oder Kevin Durant nicht dabei waren – das soll den Erfolg des deutschen Teams allerdings nicht schmälern. Die USA waren, ebenso wie Serbien, mit zahlreichen Ausnahmespielern besetzt. US-Coach Steve Kerr ist vielleicht der erfolgreichste NBA-Trainer der vergangenen zehn Jahre, seine Assistenten Erik Spoelstra und Tyronn Lue sind ebenfalls bereits NBA-Champions. Kerrs serbischer Amtskollege Svetislav Pesic gilt im europäischen Basketball als Legende.

Der von Gordon Herbert angeordnete und von Dennis Schröder orchestrierte deutsche Team-Basketball war in der K.o.-Phase für beide Teams dennoch eine Nummer zu groß. In Manila ist das beste Team Weltmeister geworden und nicht das Team, das über die besten individuellen Spieler verfügt. Und genau das ist es, was für Zukunft des deutschen Basketballs optimistisch stimmt.

Basketball-WM 2023: Weltmeister Deutschland nimmt bereits die olympischen Spiele 2024 ins Visier

Alle Spieler, die bereits bei der Eurobasket 2022 dabei waren und am Sonntag Weltmeister geworden sind, haben bereits für das olympische Turnier in Paris zugesagt. Gordon Herbert weiß, dass das Team um seine NBA-Stars Dennis Schröder und Franz Wagner zusammenhält. Anders als in den 2000er-Jahren, als Dirk Nowitzki oft erst nach einer wochenlangen Hängepartie die Freigabe der Dallas Mavericks erhielt. Kam Nowitzki nicht, musste das Spiel der DBB-Auswahl komplett umgestellt werden. Das Team war dadurch meist nur begrenzt konkurrenzfähig.

Alleine diese Planungssicherheit verschafft Deutschland im Favoritenfeld für 2024 einen Vorteil: Denn nicht nur die USA müssen darauf hoffen, dass ihre Stars im kommenden Sommer Freigaben für Olympia bekommen – und dann spontan ein Spielsystem finden, in dem alle Egos zufrieden sind.

Serbien hofft auf Center Nikola Jokić, immerhin zweimal wertvollster Spieler der NBA. Er wird derzeit als bester Spieler der Welt gehandelt. Und die bei der WM in der Vorrunde ausgeschiedenen Franzosen könnten vor heimischer Kulisse Zuwachs von Victor Wembanyama bekommen. Der 19-Jährige gilt als größtes Talent in der NBA seit LeBron James und spielt ab Oktober seine erste Saison in der amerikanischen Profiliga.

Deutschland ist Basketball-Weltmeister: Dirk Nowitzkis Erben und das Versprechen Franz Wagner

Deutschland als heißesten Anwärter auf die Goldmedaille zu sehen, wäre vielleicht zu viel des Guten. Dennoch dürfte das DBB-Team die nächsten Jahre zu den Top-Teams im internationalen Basketball zählen. Dennis Schröder ist mit 30 Jahren im besten Basketball-Alter, Franz Wagner geht bei den Orlando Magic in seine erst dritte NBA-Saison. Der 22-jährige, extrem athletische, vielseitige und aufgrund seiner Größe von 2,08 Meter äußerst schwer zu verteidigende Spieler hat nur das Bruchteil seines Potenzials abgerufen. Nicht umsonst wird sein Talent-Level mit dem Dirk Nowitzkis verglichen. Gut möglich also, dass dieses Team sogar noch besser wird.

Apropos Nowitzki: Ein Großteil der deutschen Weltmeister hat wegen des Würzburgers begonnen, Basketball zu spielen. Nowitzki konnte zwar nie einen Titel mit Deutschland gewinnen, hat aber den Weg für Schröder, Wagner und Co. geebnet. Und: Aus der Jugend kommen weitere Talente nach, die sehr gut ausgebildet sind und nahezu alles können: Dribbeln, Passen, Werfen, Dunken. Mit dem 22-Jährigen Justus Hollatz war so ein Spieler bereits beim Turnier im Kader. Das Fundament für ein jahrelang erfolgreiches DBB-Team steht.

Der WM-Titel in Manila ist der bisherige Höhepunkt der deutschen Basketball-Geschichte. Dass es allerdings für Jahrzehnte der einzige Erfolg bleiben wird, ist eher unwahrscheinlich.