Leverkusen – Die Krise von Bayer 04 Leverkusen ist um ein weiteres Kapitel reicher. Die Saison der ambitionierten und finanzstarken Werkself liegt mehr und mehr in Trümmern. Nach dem Aus in der Europa League und dem Aus im DFB-Pokal geht auch die Talfahrt in der Bundesliga weiter. Zum Abschluss des 23. Spieltages kassierte Bayer 04 eine 1:2 (0:0)-Heimpleite gegen den SC Freiburg und rutschte ab auf Platz sechs. Der Sport-Club und Union Berlin lauern nur drei Punkte dahinter. „Es bringt nichts, den Kopf hängen zu lassen“, sagte Trainer Peter Bosz. „Es war fußballerisch schon besser als in den letzten Wochen. Aber der Ball muss am Ende rein. Wir hatten 21 Torschüsse und nur ein Tor – das reicht nicht.“
Trotz der schlimmen Statistik von nur einem Sieg aus den letzten neun Pflichtspielen muss der Niederländer wohl weiterhin nicht akut um seinen Job bangen. Sport-Geschäftsführer Rudi Völler hatte noch vor Anpfiff betont, Bosz sei in Leverkusen „Plan A, Plan B und auch C“.
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Im Vergleich zum Aus im Europapokal gegen die Young Boys Bern hatte der Trainer sein Team auf sechs Positionen verändert, unter anderem im Tor. Niklas Lomb, der gegen Augsburg und gegen Bern zweimal entscheidend gepatzt hatte, wurde von Lennart Grill ersetzt. Der 22-Jährige kam zu seinem Bundesliga-Debüt – aus der Not heraus. Denn zuletzt hatte Bosz dem U-21-Nationaltorhüter, der im Sommer für knapp zwei Millionen Euro vom Drittligisten Kaiserslautern verpflichtet wurde, noch einen Rückstand hin zum Bundesliga-Niveau attestiert.
Florian Müller unter ständigem Beschuss
Mangels Prüfungen konnte zunächst nicht geklärt werden, wie es um Grills Verfassung bestellt ist. Ganz anders sein Gegenüber. Florian Müller war unter ständigem Beschuss. Zunächst parierte er einen Distanzschuss von Leon Bailey aus halbrechter Position (10.). Nach der anschließenden Ecke kam Lucas Alario frei zum Kopfball (11.), doch wieder war Müller da. Ebenso beim Versuch von Demarai Gray von der linken Seite in der 22. Minute. Bayer 04 probierte es immer wieder über die Flügel, um dann nach innen zu ziehen. Doch Freiburg verteidigte konzentriert und engagiert.
In der zweiten Halbzeit deutete zunächst nichts darauf hin, dass sich etwas am Spielverlauf ändern würde: Leverkusen hatte viel Ballbesitz, sorgte aber nur durch Einzelaktionen für Gefahr. Freiburg stand tief und hielt die Räume eng. Dann aber stellte die linke Seite der Werkself für einige Sekunden die Arbeit komplett ein, Lucas Höler durfte ohne Körperkontakt an Charles Aránguiz und Wendell vorbei in den Strafraum laufen und den Ball perfekt für Ermedin Demirovic auflegen. Freiburgs Stürmer schob zum 1:0 ein, vorbei am machtlosen Lennart Grill.
Leon Baileys Tor ist zu wenig
Das Gegentor aus dem Nichts war ein Wirkungstreffer für die Werkself. Man konnte dabei zusehen, wie die Verunsicherung die Oberhand gewann, gerade im Defensivverbund. Freiburg versuchte es in der 61. Minute erneut über Wendells Seite, und wieder gelangen unbedrängte Pässe in Höhe des Fünfmeterraums. Demirovic spielte quer auf Vincenzo Grifo, dann ging es quer zu Höler. Freiburgs Bester traf, minimal nicht im Abseits stehend, freistehend aus kurzer Distanz zum 2:0. Wieder konnte Grill nur zuschauen.
Bei den meisten Leverkusenern hingen die Schultern nun sehr tief, andere entwickelten Wut. Zum Beispiel Leon Bailey, der nach Vorarbeit von Alario einen Freiburger ins Leere laufen ließ und den Ball wuchtig zum Anschluss ins Netz jagte (70.). Zu mehr reichte es trotz Schlussoffensive nicht – die üblen Defensiv-Fehler ließen sich nicht mehr ausbügeln.