Durch den beeindruckenden 3:2-Sieg gegen Leipzig bleibt Leverkusen Tabellenführer. Einige Wehrmutstropfen bleiben nach dem Spiel aber.
Leverkusens Kader unter DruckDas Fehlen von Tah und Palacios bereitet Bayer-04-Trainer Alonso Probleme
Die Münchner hatten sich für 2024 vorgenommen, in alter Bayern-Manier Druck auf den großen Konkurrenten auszuüben – auf und natürlich auch neben dem Platz. Doch bereits nach zwei Spielen im neuen Jahr ist die Mission gescheitert. Vielmehr noch hat Bayer 04 mit zwei Last-Minute-Siegen den Druck auf die Bayern erhöht, die nach der überraschenden 0:1-Pleite gegen Bremen nun sieben Punkte – bei einem Spiel weniger – hinterherhinken.
Der 3:2-Erfolg durch ein Tor in der Nachspielzeit in Leipzig war ein erneuter Beweis für die Willensstärke und die Qualität der Werkself. Eindrucksvoll berappelte sich das Team von Trainer Xabi Alonso nach zwei Rückständen, um am Ende mit drei Punkten die Heimreise Richtung Leverkusen anzutreten.
Tah und Palacios fehlen gegen Mönchengladbach
Also alles in wunderbarster Ordnung? Nicht ganz. Denn durch die Verletzung von Mittelfeld-Allrounder Exequiel Palacios gerät der reichlich gelobte Kader nun doch unter Druck, zudem auch Abwehrchef Jonathan Tah durch seine Gelbsperre im Spiel gegen Mönchengladbach am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) auf der Tribüne Platz nehmen muss. In Kombination mit den drei abgestellten Spielern für den Afrika-Cup, offenbaren sich nun trotz Kadertiefe Lücken, die im Meisterschaftskampf entscheidend sein können. Mit gerade einmal 14 kassierten Toren in der Bundesliga stellt Leverkusen die beste Defensive Deutschlands.
Doch die Abstellungen von Odilon Kossounou (Elfenbeinküste) und Edmond Tapsoba (Burkina Faso) sind spürbar: Besonders in der ersten Hälfte gegen Leipzig musste sich die Abwehr bei Schlussmann Lukas Hradecky bedanken, dass es nicht mit 0:2 in die Halbzeitpause ging. Die Abwehr wirkte nicht eingespielt — sie vermittelte Unsicherheit und Unkonzentriertheit. Fehlpässe, verlorene Zweikämpfe, sowie Fehler von Josip Stanisic und Jonathan Tah in Pressing-Situationen kennzeichneten diese Hälfte. Auch im Augsburg-Spiel war dieses Problem bereits zu erkennen, doch der FCA nutzte seine Chancen nicht.
Bisher wurde Bayer 04 von Verletzungen weitgehend verschont. Nach Victor Boniface (Adduktoren-OP) ist die Zwangspause für Palacios (Muskelverletzung im rechten Oberschenkel) nun schon der zweite Ausfall 2024. Immerhin gab der Klub beim vor der Pause mit Unterschenkelschmerzen ausgewechselten Jeremie Frimpong Entwarnung.
Bayer-04-Trainer Xabi Alonso steht vor einer Herausforderung
Die Gelbsperre von Tah ist aber folgenreich, lässt sie doch die Frage aufkommen, wie Alonso seine Abwehr gegen Gladbach aufstellen wird? Normalerweise würde die Dreierkette durch den Tah-Ausfall aus Robert Andrich, Piero Hincapie und Josip Stanisic bestehen, doch durch die Verletzung von Palacios könnte Andrich, der eigentlich im zentralen Mittelfeld zu Hause ist, auch diese Lücke füllen. Damit wäre aber wieder eine Position in der Dreierkette vakant, für die es keinen nominellen Ersatz im Profikader mehr gibt.
Eine Umstellung auf eine Viererkette ist somit ebenso denkbar wie der Einsatz des jungen Kolumbianers Gustavo Puerta als Sechser neben Granit Xhaka. Fest steht, dass Alonso versuchen wird, gegen die konterstarke Borussia die passende Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden.
Bei der Werkself hoffen sie nun inständig, dass sich kein weiterer Verteidiger verletzen wird, da sonst ein bedrohlicher Engpass bis zur Rückkehr der Afrika-Cup-Verteidiger herrschen würde. In Timothy-Fosu Mensah ist zwar eine Option für die rechte Abwehrseite vorhanden, aber der bei Alonso und im gesamten Verein in Ungnade gefallene Niederländer hatte in dieser Saison bisher keinen einzigen Einsatz.
Schick überzeugt im neuen Jahr noch nicht – Kommt Iglesias?
Doch nicht nur die Defensive, auch die Offensive der Leverkusener leidet sichtlich unter den Ausfällen. Mit der Verletzung von Boniface ging der Werkself nicht nur Wucht in ihren Angriffen verloren, sondern auch Kreativität. Zwar ist Patrik Schick ein Top-Stürmer, wirkt aber noch nicht vollends in das Spielsystem integriert. Gegen Leipzig verbuchte der Tscheche eine gefährliche Chance, hing aber ansonsten in der Luft. Im Augsburg-Spiel vergab der 27-Jährige zwei Großchancen. Zudem ist die Verletzungsanfälligkeit des Stürmers, der über ein Jahr pausiert hatte und erst im Winter wieder in den Kader zurückkehrte, ein Thema. Ihn nicht entlasten zu können in den nächsten Wochen, stellt womöglich ein Risiko dar.
Aktuell befindet sich Amine Adli, der die Position im Sturmzentrum ebenfalls bekleiden kann, noch mit Marokko beim Afrika-Cup. Die andere Alternative, Adam Hlozek, überzeugte gegen Augsburg nicht. Daher droht auf der Stürmer-Position ein Engpass, den Borja Iglesias beheben könnte. Nach Berichten spanischer Medien zeigt Bayer 04 Interesse am 31 Jahre alten Nationalstürmer von Betis Sevilla, der Schick entlasten könnte.
„Wir haben Vertrauen in die Spieler. Sie haben dieses Vertrauen gerechtfertigt in den vergangenen Monaten“, sagt Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. „Trotzdem müssen wir nach der Verletzung von Victor Boniface schauen, ob es Optionen gibt, die Sinn ergeben, um auf seinen Ausfall bis Anfang April zu reagieren. Es müsste ein Spieler sein, der uns für die Rückserie sportliche Möglichkeiten gibt, aber gleichzeitig auch den Teamspirit mitbefeuert und nicht konterkariert.“