Leverkusen – Beim deprimierenden 0:3 in der Champions League gegen den FC Porto konnte man einmal mehr Zeuge des Ausmaßes der Krise von Patrik Schick werden. Seit Wochen spielt der Tscheche wie eine schlechte Kopie des grandiosen Torjägers der Vorsaison. Er sieht so aus, auch die Bewegungsabläufe erinnern an den 24-Tore-Mann. Doch Körpersprache, Einsatzbereitschaft und Effizienz – also alles, was einen Stürmer ausmacht – ist in den wenigen trainingsfreien Wochen im Sommer auf mysteriöse Weise verschwunden.
Bei der Heimpleite gegen Porto kam Schick auf 30 Ballkontakte, zwei Torschüsse, bereitete keinen Abschluss vor und gewann nur 20 Prozent seiner Zweikämpfe. Katastrophale Werte für die wichtigste Anspielstation im Leverkusener Angriff. Zum Elfmeter, den auch Kerem Demirbay letztlich nicht verwandeln konnte, war Schick trotz der herausragenden Qualität seines linken Fußes nicht angetreten. Zu gering ist das Selbstvertrauen des tschechischen Nationalspielers. Schon im Hinspiel in Porto und im Länderspiel gegen Portugal zuvor war Schick an Keeper Diogo Costa gescheitert.
Patrik Schick stand in jedem Spiel in der Startelf
Der 26-Jährige stand bislang in jedem Saison-Pflichtspiel in der Startelf – das wird sich trotz anhaltender Formkrise (14 Einsätze/drei Tore) wohl so schnell nicht ändern. Denn Trainer Xabi Alonso hat im Sturmzentrum schlicht keine Alternative zu Schick. Sardar Azmoun fällt mit einer Muskelverletzung noch für den Rest des Jahres aus. Und Adam Hlozek konnte bislang weder körperlich noch taktisch das für die Bundesliga erforderliche Niveau nachweisen. Der junge Tscheche braucht noch Zeit.
Trainer Xabi Alonso bleibt deswegen nichts anderes übrig, als Schick stark zu reden und auf Licht am Ende des Tunnels zu hoffen. „Ich habe mit ihm gesprochen“, berichtete der Spanier am Freitag. „Er hat die Qualität. Wir vertrauen ihm und haben keine Zweifel, dass er noch einmal so stark wird wie im letzten Jahr.“ Leverkusens Trainer nahm auch die Mitspieler in die Pflicht, gerade in der Offensive: „Sie müssen ihm helfen.“
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In der vergangenen Saison hätte Bayer 04 in einer solchen Krisensituation noch anders reagieren können – auf der Bank saß damals immerhin noch der prominente Joker Lucas Alario. Doch der Argentinier war mit seiner Rolle als Nummer zwei im Sturmzentrum unzufrieden und wechselte im Sommer für sechs Millionen Euro Ablöse zum nächsten Gegner der Werkself, Eintracht Frankfurt. Dort hoffte Alario auf mehr Spielzeit, um seine Aussicht auf einen Platz im WM-Kader zu verbessern.
Gelohnt hat sich der Umzug nach Hessen für den 30-Jährigen bislang nicht. Erst zweimal stand Alario beim Europa-League-Sieger in der Startelf, ein Tor gelang lediglich im Pokal-Erstrundenspiel in Magdeburg. Gerade an Randal Kolo Muani kommt Alario nicht vorbei. Rafael Borré, Europapokal-Held der vergangenen Saison, ist ein weiterer Konkurrent.
Bayer 04 Leverkusen tritt bei Eintracht Frankfurt an
Von einer solchen Kaderbreite können Bayer 04 und Xabi Alonso nur träumen. In Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) sollen es in der Offensive wieder Schick im Zentrum sowie Callum Hudson-Odoi und Moussa Diaby auf den Flügeln richten. Der Coach erwartet jedoch mehr Zug zum Tor als gegen Porto: „Mehr Spieler müssen in den Strafraum und mehr Bälle hinein, statt drumherum zu spielen.“
Bei Leverkusen werden die in der Königsklasse gesperrten Robert Andrich und Jeremie Frimpong in die Startelf zurückkehren. Azmoun, Karim Bellarabi, Exequiel Palacios und Florian Wirtz stehen weiter nicht zur Verfügung. Die Eintracht muss auf den zuletzt formstarken Makoto Hasebe verzichten. Der Japaner hat sich beim Champions-League-Spiel gegen Tottenham (2:3) eine Innenbandverletzung im Knie zugezogen.