Der Werksklub kann am nächsten Sonntag die Meisterschaft perfekt machen. Leverkusens Schweizer Mittelfeldstratege hat noch größere Pläne.
Bayer 04 LeverkusenGranit Xhaka schielt bereits aufs Triple
Schon am kommenden Wochenende könnte Bayer 04 Leverkusen die erste Ernte für eine beispiellos starke und der Perfektion nahen Saison einfahren: Nach dem 1:0-Arbeitssieg der Werkself am Samstag bei Union Berlin und dem peinlichen 2:3 des FC Bayern in Heidenheim beträgt Leverkusens Vorsprung auf München beeindruckende 16 Punkte.
Die Premieren-Meisterschaft der Vereinsgeschichte könnte somit bereits am 29. Bundesliga-Spieltag perfekt sein. Im Leverkusener Idealfall mit einem Heimsieg am Sonntagabend gegen den SV Werder Bremen (17.30 Uhr/Dazn). Der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt könnte. Bayer 04 sogar schon am Samstag zum Sofa-Meister machen.
Angesichts der triumphalen Aussichten fällt es den Leverkusener Verantwortlichen und Spielern zunehmend schwerer, die Vorfreude auf den größten Erfolg der Klubhistorie kleinzureden – auch wenn sich Xabi Alonso nach Kräften darum bemüht. „Wir sind sehr glücklich mit dem Vorsprung, den wir haben. Wir wollen etwas Geduld haben und nicht zu früh feiern. Wenn wir es schaffen, werden wir feiern. Aber noch nicht“, sagte der Meistertrainer in spe.
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Mit dieser Herangehensweise hatte der Baske in den vergangenen Wochen und Monaten für die nötige Ruhe in seinem Team gesorgt. Die inzwischen 41 Saisonspiele ohne Niederlage dienen als Beleg. An der Zurückhaltung möglichst lange festhalten zu wollen, ist nachvollziehbar. Vor allem, weil vor der möglichen Meister-Party noch die Europa League ansteht: Im Viertelfinal-Hinspiel ist am Donnerstagabend West Ham United zu Gast in der Bay-Arena (21 Uhr/RTL).
Forscher als sein Trainer äußerte sich Leverkusens Mittelfeldstratege Granit Xhaka. „Desto früher wir Meister werden, desto eher können wir uns noch mehr auf die Europa League konzentrieren“, sagte der Schweizer nach dem Sieg an der Alten Försterei. Bei 16 Punkten Vorsprung habe man es verdient, Deutscher Meister zu werden, fügte Xhaka an. „So viel Abstand zeigt natürlich, was für eine Saison wir spielen. Wir werden alles dafür tun, dass wir das Ding vor eigenem Publikum zu Ende bringen.“
45 Minuten hatte Union dem Leverkusener Druck standgehalten. Borja Iglesias und Alejandro Grimaldo vergaben gute Chancen, ehe Berlin seine Defensive auf die Bayer-04-Angriffe einstellen konnte. Zumindest bis in die Nachspielzeit der ersten Hälfte. Dann konnte der bereits verwarnte Robin Gosens den schnellen Nathan Tella nur mit einer deutlich zu späten Grätsche stoppen, der frühere Nationalspieler musste vom Platz.
Florian Wirtz verwandelt in Berlin den entscheidenden Elfmeter
Der folgende Freistoß führte zu Chaos im Berliner Strafraum und einem Abseitstor von Odilon Kossounou. Doch es gab noch mehr Material für den Videoschiedsrichter. Denn zuvor hatte Piero Hincapie aufs Tor geschossen, Christopher Trimmel lenkte den Ball mit einer absichtlichen Bewegung per Ellenbogen an den Pfosten. Folgerichtig gab es Handelfmeter, den Florian Wirtz sicher im Tor unterbrachte (45.+8).
Warum Unions Routinier wegen der irregulären Verhinderung eines Treffers nicht ebenfalls vom Platz musste, blieb unklar. Womöglich brachte Schiedsrichter Benjamin Brand es nicht übers Herz, die Berliner für eine ganze Halbzeit zu neunt gegen das aktuell vielleicht beste Team Europas antreten zu lassen. In Überzahl tat sich Bayer 04 nach dem Seitenwechsel schwerer als erwartet. Erst in der Schlussphase gab es klare Möglichkeiten nach Kontern.
Auf der anderen Seite kämpfte Union zwar aufopferungsvoll, kam aber zu keiner Großchance auf den Ausgleich. Leverkusen rettete das Ergebnis über die Zeit. „Es war nicht der schönste Fußball. Aber wir fahren mit drei Punkten nach Hause, das zählt“, resümierte Kapitän Lukas Hradecky. Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes sagte: „Wir hätten im Positionsspiel besser sein können, dann haben wir zu viele Bälle weggegeben. Nach der Halbzeit haben wir nicht das zweite Tor gemacht, um Ruhe zu haben. Am Ende musst du hier gewinnen und das haben wir verdient gemacht.“
Damit hat Bayer 04 alles angerichtet für einen perfekten Sonntag. Der aber nur der Anfang sein soll. „Wir hatten Ziele, die wir erreichen wollten. Das war das DFB-Pokalfinale – erreicht. Wenn wir nächste Woche gegen Bremen Deutscher Meister werden, ist Ziel Nummer zwei erreicht“, sagte Xhaka. „Und dann kommt hoffentlich Ziel Nummer drei, die Europa League.“
Adam Hlozek fällt mehrere Wochen aus
Adam Hlozek hat sich in Berlin derweil bei einem Zweikampf eine Sprunggelenksblessur zugezogen, der Tscheche musste in der 32. Minute ausgewechselt werden. Am Sonntag gab der Werksklub bekannt, dass der Angreifer aufgrund der Verletzung drei bis vier Wochen ausfällt.
Für Hlozek ist die Pause bitter. Zuletzt hatte der 21-Jährige einige Einsatz-Minuten mehr als zu Saisonbeginn erhalten, beim 3:2-Sieg gegen den SC Freiburg war ihm ein Tor gelungen. In den anstehenden englischen Wochen hätte Xabi Alonso dem Nationalspieler wohl auch weitere Chancen gegeben. Bayer 04 hatte Hlozek im Sommer 2022 für 13 Millionen Euro von Sparta Prag verpflichtet – einen Stammplatz konnte er sich seitdem nicht erarbeiten.
Entwarnung gab es derweil bei Nathan Tella. Der Nigerianer war beim 1:0-Sieg gegen Union in der 79. Minute vom Feld gehumpelt. Nach Angaben von Bayer 04 litt der 24-Jährige jedoch nur unter Muskelkrämpfen, eine Verletzung liegt demnach nicht vor.