Sebastian Parrilla, einer der Assistenten von Xabi Alonso, besserte in Hoffenheim seine Statistik auf.
„Lässt sich immer was einfallen“Der Mann für die Standards bei Bayer 04 - nach viel Ärger endlich mal Jubel
Die größten Liebesbekundungen bei einem Torerfolg gelten in der Regel dem Schützen, in einigen Fällen gewiss auch noch dem Vorbereiter. Bei Bayer 04 Leverkusen bildete sich die größte Jubeltraube nach dem Treffer zum 2:0 beim 3:2 in Hoffenheim aber um einen anderen, um Sebastian Parrilla.
Der Name dürfte vermutlich nur eingefleischten Bayer-Anhängern und Fußball-Nerds ein Begriff sein. Der gebürtige Argentinier gehört seit Oktober 2022 dem Trainerstab der Werkself an. Chefcoach Xabi Alonso hatte ihn mitgebracht, kannte den 46-Jährigen schon aus seiner Zeit bei den Zweitvertretungen von Real Sociedad San Sebastian und Real Madrid. Zuvor war Parrilla mehr als zehn Jahre Co-Trainer bei der U17 der Königlichen.
Sein Spezialgebiet in Leverkusen sind die Standardsituationen, Alonso hat diese Thematik hauptverantwortlich an ihn übergeben. Für die Partie in Hoffenheim hatte sich Parrilla eine Flachpass-Variante für Ecken ausgedacht. „Er lässt sich immer etwas einfallen“, sagt Torhüter Lukas Hradecky. „Das haben wir vor dem Spiel noch geübt, für Donnerstag in der Europa League kommt dann wieder etwas anderes.“ Jonas Hofmann spielte den Ball scharf flach in den Rückraum des Strafraums, Granit Xhaka blockte einen Hoffenheimer Verteidiger zwischen Fünfmeterraum und Elfmeterpunkt und aus dem Rückraum lief Alejandro Grimaldo ein und schlenzte den Ball mit seinem feinen linken Fuß in den Winkel – 2:0 kurz vor dem Halbzeitpfiff.
Xabi Alonso lobt Sebastian Parrilla
Xabi Alonso, Geschäftsführer Simon Rolfes und weitere Staff-Mitglieder rannten zu Parrilla und herzten ihn. Alonso sagte dazu: „Es war ein schönes Tor und ich habe mich darüber gefreut, diesen Moment mit ihm zu feiern. Er macht sich jede drei Tage neue Gedanken zur Vorbereitung auf das nächste Spiel. Der gesamte Staff macht eine Top-Arbeit, Sebastian auch. Er macht die Standards, für uns und gegen uns. Wir haben diese Variante am Tag vor dem Spiel trainiert.“
Parrilla ist für die Anhänger im Stadion bei ruhenden Bällen stets leicht auszumachen. Denn bei jeder Standardsituation ist in der Leverkusener Coachingzone das gleiche Schauspiel zu beobachten: Xabi Alonso tritt ein paar Schritte zurück, oder setzt sich auf die Bank, während Parrilla ins vorderste Eck der erlaubten Zone marschiert, lautstark Spielern Anweisungen zuruft und auf Zehenspitzen gestikuliert, als würde er gerade ein Flugzeug einwinken. „Er gibt sich sehr viel Mühe. Er liebt das. Er ist ein wichtiger Teil der Mannschaft“, sagt Hradecky. Rolfes lobt ebenfalls: „Er ist ein guter Typ, akribisch, sehr engagiert, ein echter Teamplayer. Und dabei bringt er viele Emotionen mit.“
Rolfes legt aber auch scherzhaft den Finger in die Wunde, als er lachend sagt: „Er war natürlich unter Druck und musste vorne mal einen machen, aber er hat dem Druck standgehalten.“ Denn die womöglich einzige echte Schwäche im Leverkusener Spiel in dieser Situation ist die Verteidigung gegnerischer Standardsituationen. Sieben von bisher 14 Gegentoren in 15 Pflichtspielen fielen nach Freistößen oder Eckbällen. Das bemängelte auch Alonso zuletzt und forderte Besserung in diesem Bereich. „Die Defensiv-Standards waren bei uns ja auch zuletzt ein Thema, deshalb bin ich froh, dass wir auch mal vorne getroffen haben“, betonte Rolfes. „Es war ein wichtiger Moment, am Ende dieser Halbzeit das zweite Tor zu erzielen.“
Das Tor in Hoffenheim war das fünfte nach Freistoß oder Ecke von 54 Treffern in dieser Spielzeit. Auch diese Statistik will der ehrgeizige Parrilla noch verbessern. Die nächste Gelegenheit werden er und die Mannschaft am Donnerstag beim Auswärtsspiel in Baku gegen Karabach Agdam bekommen, wenn Bayer den Einzug ins Europa-League-Achtelfinale perfekt machen kann.