Das 3:2 in Hoffenheim passt zu einer Woche, in der die Werkself viele Widerstände überwand
„Sie sind auch bereit, hart zu arbeiten“Simon Rolfes lobt Mentalität bei Bayer 04
Xabi Alonso reagierte schlagfertig mit der ihm typischen Diplomatie. Darauf angesprochen, wem er denn nun beim Topspiel am Samstagabend zwischen den Bayern und Dortmund die Daumen drücken werde, sagte der Spanier nach dem 3:2-Erfolg bei der TSG Hoffenheim: „Ich habe keinen Favoriten. Wir schauen es im Bus – ganz entspannt. Mit dem Sieg im Rücken ist es einfacher.“ Dem Trainer von Bayer 04 Leverkusen war klar, dass allen Werkself-Fans eine Niederlage der Bayern lieber wäre. Er selbst hat aber eine Vergangenheit beim Rekordmeister und wollte seinem alten Arbeitgeber wohl einfach nichts Schlechtes wünschen.
Im Bus auf der A5 und der A3 sah der Leverkusener Tross dann einen beeindruckenden Münchner 4:0-Sieg. Umso beeindruckender ist daher aber die Konstellation in der Tabelle. Denn die führt nach dem zehnten Spieltag immer noch Leverkusen an – obwohl die Bayern einen Toreschnitt von 3,8 erzielten Treffern pro Partie und noch kein Spiel verloren haben. Bayer 04 hat aber eben auch noch keines verloren und nur beim 2:2 in München Punkte gelassen.
Und die Leistungen in der vergangenen Woche waren nun ein erneuter Fingerzeig Richtung München: In drei Begegnungen geriet die Werkself in Bedrängnis, doch drei Mal zeigte sie, dass sie auch Widerstände überwinden kann und ging jeweils als Sieger vom Platz. Im Kraichgau führte die Alonso-Elf scheinbar komfortabel mit 2:0, ehe zwei individuelle Fehler von Lukas Hradecky und Granit Xhaka innerhalb von 120 Sekunden zu einem 2:2 führten. Mit etwas Glück, viel Kampf und dem feinen linken Fuß von Alejandro Grimaldo reichte es aber dennoch zum 3:2-Sieg.
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Lukas Hradecky gibt Grimaldo einen Kuss
„Sehr schön, dass man solche Spiele noch drehen kann. Gerade nachdem ich ein kleines Feuer angezündet habe“, sagte Hradecky und räumte seinen Patzer vor dem 1:2 lächelnd ein: „Das hat uns nicht gutgetan.“ Ein Sonderlob vom Keeper bekam Grimaldo, der neben dem Siegtreffer auch das 2:0 mit einem herrlichen Schlenzer erzielte hatte: „Er hat schon einen Kuss bekommen. Nach diesen Schüssen schmeiße ich mich im Training erst gar nicht mehr.“ Geschäftsführer Simon Rolfes ergänzte: „Er hat eine fantastische Schusstechnik. Das ist kein Zufall, er kann das einfach.“
Aus dem Umfeld der Werkself waren Stimmen zu hören, die von einer weiterentwickelten Leverkusener Reife sprechen. Motto: Solche Spiele hätte die Werkself in den vergangenen Jahren noch vergeigt und wäre als Verlierer vom Platz gegangen. „Wir haben sehr schöne drei Punkte geholt“, sagte Xabi Alonso. „Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir Zusammenhalt auf dem Platz zeigen.“ Das hat seine Mannschaft allem Anschein nach verinnerlicht.
Denn bereits in den Tagen vor der Partie in Sinsheim hatte sie sich von Rückschlägen nicht umwerfen lassen. Beim 2:1 gegen den SC Freiburg hatte Leverkusen ebenfalls verdient 2:0 geführt, es ebenfalls verpasst, mit dem 3:0 den Deckel draufzumachen und war nach dem Anschlusstreffer der Breisgauer noch einmal in Bedrängnis geraten. Unter der Woche in der zweiten Runde des DFB-Pokals wehrte sich Drittligist SV Sandhausen mit allem, was er in die Waagschale werfen konnte. Bis zur 85. Minute stand es 2:2 und das Spiel auf der Kippe, ehe Leverkusen den Turbo zündete und auf 5:2 stellte.
Simon Rolfes lobt Arbeitsmoral
„Wichtig war, dass wir nicht weggeknickt sind, sondern dagegengehalten haben. Es gehört dazu, Schwierigkeiten zu meistern. Enge Spiele wird es in der Saison noch häufiger geben“, sagte Rolfes am Ende einer intensiven, aber erfolgreichen Arbeitswoche: „Wir haben wunderbare Kicker. Aber sie sind auch bereit, hart zu arbeiten.“
Der Lohn: Alonso stellte am Samstag mit seiner Mannschaft den nächsten Rekord ein. Ein Start in eine Bundesliga-Saison mit 15 Pflichtspielen ohne Niederlage war bei Bayer 04 zuvor nur Trainer Klaus Toppmöller mit seinem Team in der Saison 2001/2002 gelungen. Um alleiniger Rekordhalter zu werden, ist ein erfolgreicher Auftritt am Donnerstag erforderlich. Dann will Leverkusen in Baku gegen Karabach Agdam den Einzug ins Achtelfinale der Europa League fix machen. Sollte Molde FK im Parallelspiel bei BK Häcken nicht gewinnen, stünde sogar zwei Spiele vor Ende der Gruppenphase der Sieg in Gruppe H fest.