Leverkusen – Dieser Tage hat Simon Rolfes gesagt, das Einzige, was gegen die Rolle von Bayer 04 als Bayern-Jäger in der Fußball-Bundesliga spreche, sei die Rolle des Bayern-Jägers selbst. Der Nachfolger von Rudi Völler in Leverkusen spielt auf die riesig gewordene Last des inoffiziellen Titels an. Nach einem Jahrzehnt der Ödnis in der Meisterfrage scheint kein Klub mehr in der Lage, sie alleine zu tragen.
In Leverkusen setzt man lieber Kaderplanung an die Stelle von Schlagworten. Mit der Verpflichtung des Tschechen Adam Hlozek bis 2027, die am Donnerstag verkündet wurde, hat der Werksklub eine Woche nach der Vertragsverlängerung mit Starstürmer Patrik Schick die Ernsthaftigkeit seiner Ambitionen unterstrichen. Noch am selben Abend stand Hlozek in der tschechischen Nationalmannschaft, die ohne den an der Leiste operierten Schick die Schweiz 2:1 schlug und deutete trotz eines krassen Fehlschusses an, warum halb Europa hinter ihm her war. In seinem 20. A-Länderspiel (!) überzeugte der 19-Jährige durch konsequentes Offensiv-Pressing und Disziplin auf der linken Seite eines Dreier-Angriffs.
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Aber das ist nicht der Endpunkt der Leverkusener Planungen. Mykhaylo Mudryk (21) ist der nächste Offensivspieler, mit dem die Verhandlungen weit gediehen sind. Der schnelle Linksaußen von Shakhtar Donezk hat in der vergangenen Saison mit neun Torbeteiligungen in elf Spielen sein Talent klar angedeutet und sich bereits vor Wochen zu Leverkusen mit den Worten bekannt: „Ich werde zu keinem anderen Klub wechseln.“ Derzeit ist er Teil der ukrainischen Nationalmannschaft, die in Wales um die EM-Teilnahme spielt. Beim Test gegen Borussia Mönchengladbach, den die Ukraine 2:1 gewann, hat er ein Tor erzielt.
Aber wie schon im Fall von Hlozek, dessen Ex-Verein Sparta Prag immer neue Forderungen stellte und die Verhandlungen in die Länge zog, wurde die Sache auch bei Mudryk kompliziert, als der Name Bayer 04 fiel. Die Wertsteigerungen junger Spieler beim Werksklub in der Vergangenheit wecken Begehrlichkeiten. Sparta hat sich offenbar neben der stattlichen Ablöse (bis zu 18 Millionen Euro) eine 30-prozentige Beteiligung an einem Weiterverkauf festschreiben lassen. Auch die erfahrenen Verhandler des ukrainischen Serienmeisters wollen hier das Maximum. Sie fordern weit mehr Ablöse als den derzeit mit neun Millionen Euro angegebenen Marktwert des jungen Stürmers. Aber der Wille des Spielers und des Werksklubs sind eindeutig definiert.
Mudryk wäre wie Hlozek ein wichtiges Angriffs-Puzzlestück für die Zeit nach Moussa Diaby (22), der womöglich schon diesen Sommer in die Premier League wechseln wird. Saudi-Klub Newcastle United gilt als Interessent, der bereit wäre, für einen Transfer des bis 2025 an Bayer gebundenen Franzosen tief in die Tasche zu greifen. Aber auch ohne diese Millionen, die eines Tages sowieso fließen werden, würde Bayer 04 gut über den Sommer kommen.
Lucas Alario (29) wird den Klub dank einer festgeschriebenen Klausel von knapp sieben Millionen Euro verlassen. Es gibt einen großen Markt für den argentinischen Mittelstürmer, der nur noch die Nummer drei auf seiner Position ist. Auch Paulinho (Vertrag bis 2023), der nicht mehr ins Leverkusener Schnelligkeitsprofil passt, gilt als Transferkandidat, der noch Millionen einbringen wird. Charles Aránguiz (33) würden die Leverkusener gern behalten, aber den Ex-Kapitän (Vertrag bis 2023) zieht es zurück nach Südamerika. Ex-Verein Porto Alegre hat Interesse, würde aber dafür eine Ablöse bezahlen müssen. Das trifft auch auf Dailey Sinkgraven, Linksverteidiger Nummer drei, zu. Er wird womöglich in seine Heimat Niederlande zurückkehren.