Leverkusen – Peter Bosz ist ein Trainer, der am liebsten nur Fragen über Fußball beantworten würde. Die Umstände erfordern es jedoch, dass er sich zuweilen auch zum Leben darum herum äußern muss. Im Europa-League-Spiel von Bayer 04 Leverkusen gegen den FC Porto (Donnerstag, 21 Uhr) spiegelt sich ein Paket von Themen, das nicht ignoriert werden kann: Der Sport, der Karneval und der Umgang mit Rassismus im Fußball.
Europa-League-Titel laut Bosz möglich
Der Niederländer Bosz verweigert sich den Antworten nicht. Zur Europa League, deren erste K.o.-Runde Bayer 04 durch den Abstieg als Gruppendritter aus der Champions League erreicht hat, sagt Bosz: „Ja, wir können sie gewinnen. Das ist möglich.“ Zum Karneval erklärt er: „Letztes Jahr habe ich an diesem Tag gefeiert. Dieses Jahr werde ich das nicht.“ Und zum Thema Rassismus erklärt er: „Wir akzeptieren das nicht.“
Die Aktualität der Frage rund um diese Partie hat zu tun mit dem rassistischen Angriff auf Portos Torjäger Moussa Marega im jüngsten Liga-Spiel in Guimaraes. Nach wiederholten rassistischen Beleidigungen versuchte Marega in der 73. Minute entnervt, das Spielfeld zu verlassen. Mitspieler und Trainer versuchten jedoch entschlossen, ihn davon abzuhalten. Erst nach mehrminütigem Kampf gegen das eigene Team gelang es Marega, beim Stand von 2:1 für sein Team, vom Platz zu kommen. „Ich habe mich gefühlt wie ein Stück Scheiße“, sagte der in Frankreich aufgewachsene Stürmer aus Mali. Porto hat das Spiel 2:1 gewonnen und blieb Tabellenführer Benfica in der portugiesischen Liga auf den Fersen.
Peter Bosz erklärte, wie er in einem solchen Fall als Trainer reagieren würde: „Dann gehen wir alle mit.“ Auf Nachfrage wiederholte der Niederländer, dass er mitsamt seiner Mannschaft und ohne Rücksicht auf die Folgen den Platz verlassen würde, sobald einer seiner Spieler rassistisch beleidigt wird. Sein Credo: „Wie einer aussieht, spielt keine Rolle. Wir sind alle gleich.“
Charles Aránguiz vor Rückkehr in die Startelf
Ähnlich konkret sieht Bosz die sportlichen Verhältnisse. „Wir sind eine sehr gute Mannschaft, aber leider zeigen wir das nicht immer. Wenn wir das aber zeigen, wie gegen Dortmund, können wir auch Klassemannschaften schlagen.“ Eine ähnlich wilde Angelegenheit wie beim 4:3 über den BVB ist im Hinspiel gegen Porto (Rückspiel am 27. Februar, 18.55) nicht zu erwarten. „Es gibt aber auch taktische Spiele mit viel Toren, das wünsche ich den Zuschauern“, sagt Bosz, der nicht sehr viel am zuletzt erfolgreichen Personal ändern wird. Sicher scheint die Rückkehr von Charles Aránguiz in die Startelf.
27.000 Zuschauer erwartet
Den karnevalistischen Aspekt des Spieles blendet Bosz aus. Bayer 04 hat es geschafft, den Ticketverkauf durch ein Sonderangebot in Verbindung mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen Augsburg (Sonntag, 15.30 Uhr) auf knapp 27.000 Zuschauern anzukurbeln. Närrische Verkleidung ist ausdrücklich erlaubt. Bosz interessiert das alles nicht: „Wir haben unsere normalen Abläufe. Ich sehe da kein Problem.“ Das Problem ist eher der Gegner: „Porto ist physisch sehr stark und hat hervorragende Fußballer. Eine sehr gefährliche Kombination.“