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Bayer 04 rutscht in die KriseLeverkusen ist zurück auf der Achterbahn

Lesezeit 4 Minuten
19.02.2023, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Fußball: Bundesliga, Bayer Leverkusen - FSV Mainz 05, 21. Spieltag, in der BayArena: Leverkusens Jonathan Tah (M) steht nach dem Spiel auf dem Platz, während die Mainzer ihren 2:3-Auswärtssieg feiern. Foto: Federico Gambarini/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++

Enttäuscht: Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah (Mitte)

Nach der chaotischen Pleite gegen Mainz tritt die Werkself am Donnerstag in Monaco an.

Beim FSV Mainz 05 ertönte noch am Sonntagabend der Fassenacht-Befehl. „Jetzt geht die Party weiter. Bis Mittwoch oder bis zum nächsten Spiel“, sagte Sportdirektor Martin Schmidt in seinem fröhlich-kauzigem Schweizer Dialekt nach dem spektakulären 3:2 in Leverkusen. Für Bayer 04 war es hingegen ein vorgezogener Aschermittwoch. Karneval fiel in diesem Jahr weitgehend flach für die Werkself – nicht nur, weil der „Schwadbus“, der klubeigene Doppeldecker-Oldtimer, am Samstag beim Zug in Schlebusch einen Schaden erlitten hatte und nicht weiter eingesetzt werden konnte. Vielmehr könnte für Bayer 04 die ohnehin schon missratene Saison binnen weniger Tage noch größeren Schaden nehmen: Einen im Gegensatz zum „Schwadbus“ irreparablen, in Bundesliga und Europapokal.

Mit einem Sieg hätte Leverkusen zum absoluten Minimalziel Platz sieben, der voraussichtlich zur Teilnahme an der unterklassigen Conference League berechtigt, aufschließen können. Doch so steckt die einst hochambitionierte Werkself mittendrin im großen Verfolgerfeld, dem Niemandsland der Tabelle. Knapp vor Köln und Bremen sowie hinter Wolfsburg, Gladbach und Mainz. In der Europa League droht am Donnerstag bei der AS Monaco im Rückspiel (18.45 Uhr/RTL+) das Aus in der Zwischenrunde – auch hier hatte es vor eigenem Publikum ein wildes 2:3 gegeben.

Vier Pleiten in den letzten fünf Spielen für Bayer 04

In Folge dessen hatte Xabi Alonso die Werkself auf sechs Positionen verändert und fast alle Leistungsträger gegen Mainz geschont, sein Fokus liegt offenbar auf dem internationalen Geschäft. Anthony Caci (26.) und Leandro Barreiro (45.+4) brachten die Mainzer zweimal in Führung. Nadiem Amiri (32.) und der eingewechselte Patrik Schick (58.) glichen jeweils aus. Mainz-Torhüter Finn Dahmen hatte zuvor einen Foulelfmeter nach Videobeweis gegen Edmond Tapsoba (23.) pariert – für Bayer 04 war es der siebte Fehlschuss in den vergangenen acht Versuchen. In der Schlussphase bewies Marcus Ingvartsen, dass ein verwandelter Strafstoß keine Hexerei ist (82.), nachdem Amine Adli wegen einer Notbremse Rot gesehen hatte (80.).

Die über den Jahreswechsel fünf Siege in Serie wurden nun von vier Pleiten aus den letzten fünf Pflichtspielen abgelöst. Die von Trainer Xabi Alonso zurückgeglaubte defensive Stabilität, das Fundament aller Hoffnungen auf eine mittelfristige Stabilisierung der Leistungen, hat sich als vorschnelle Erkenntnis entpuppt – sechs Gegentore in den vergangenen beiden Heimspielen sprechen Bände. Gegen Mainz hatte Leverkusen das 0:1 nach einem Einwurf und das 1:2 nach einem Schiedsrichterball kassiert, jeweils ohne nennenswerte Gegenwehr. Die Partien erinnerten an den Saisonstart unter Gerardo Seoane.

Zumindest Patrik Schick macht Hoffnung

„Als ich herkam, war es eine Achtbahnfahrt“, sagte Xabi Alonso, der den Schweizer Anfang Oktober abgelöst hatte. „Wir hatten sie angehalten, waren stabiler. Jetzt brauchen wir wieder mehr Stabilität. Wenn wir denken, dass wir immer nur angreifen – das ist nicht Fußball. Wir finden einfach nicht die Balance und Konstanz. Das ist ein großes Thema bei uns.“ Amiri, gegen Mainz der engagierteste Leverkusener Profi und dennoch nach 55 Minuten ausgewechselt, kritisierte: „Wir verteidigen als Kollektiv zu unkonzentriert. Wir können uns nicht immer auf vorne verlassen.“ Der Verlauf der Partie sei „typisch unsere Mannschaft“. Vor der WM-Pause „haben wir es richtig gut gemacht und wenig Gegentore bekommen“, sagte der frühere Nationalspieler. „Dann wurden wir auch besser. Aber das Spiel nach vorne hatte darunter gelitten. Jetzt ist es vom Gefühl her wieder genau andersherum.“

Einen Auftritt wie gegen Mainz darf sich die Werkself am Donnerstag an der Côte d’Azur nicht erlauben, sonst ist das Achtelfinale der Europa League außer Reichweite. Mut macht immerhin das Tor von Patrik Schick. Der Tscheche hatte in der dritten Minute seines Comebacks nach überstandener Adduktorenverletzung getroffen. „Sein Tor war wichtig, leider konnten wir dadurch kein gutes Ergebnis holen. Aber es war gut, nach der Niederlage wenigstens eine positive Sache zu haben“, sagte Xabi Alonso, der seinem Topstürmer „20 bis 30 Minuten“ Spielzeit zutraut.

AS Monaco sammelt noch mehr Selbstvertrauen

Neben ihm werden in Monaco die Hoffnungen auf den zu erwartenden Startelf-Rückkehrern Wirtz und Frimpong ruhen. „Es war ein offenes Spiel am letzten Donnerstag. Es ist ein enges Ding, gegen eine gute Mannschaft. Aber da können wir auch gewinnen. Wir haben alle Möglichkeiten“, sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes.

Im Gegensatz zu Leverkusen konnte Monaco in der Liga beim 2:1 in Brest am Sonntag ein weiteres Erfolgserlebnis feiern und gleichzeitig Leistungsträgern wie Breel Embolo eine Pause gönnen: Beim formstarken Tabellendritten Frankreichs war der Rotations-Plan von Trainer Clement Philippe aufgegangen. Er hatte fünf Bayer-04-Besieger aus der Startelf genommen.