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Bayer 04 und FC BayernTah-Wechsel wird immer mehr zur Posse – die Lage bei den drei Parteien

Lesezeit 3 Minuten
Test am Mittwoch: Kai Havertz vom FC Arsenal (l.) und Jonathan Tah von Bayer 04 Leverkusen.

Test am Mittwoch: Kai Havertz vom FC Arsenal (l.) und Jonathan Tah von Bayer 04 Leverkusen.

Jonathan Tahs geplanter Wechsel von Bayer 04 zu Bayern München entwickelt sich zur Posse. Trotz früher Einigung zwischen Spieler und neuem Verein, droht der Deal zu platzen.

Der Transferfall Jonathan Tah wird immer mehr zur Posse. Stand Freitagabend wird es nicht zum Wechsel von Bayer 04 Leverkusen zum FC Bayern München kommen. Ein abschließendes Wort ist aber noch nicht gesprochen. Das Thema könnte die Bundesliga noch bis zur Schließung des Sommertransferfensters Ende August beschäftigen – wir beleuchten die Lage der drei beteiligten Parteien.

Jonathan Tah

Der Spieler kokettiert schon länger mit einem Weggang von Bayer 04. Im vergangenen Sommer war sein Ziel die Premier League, um sich „einen Traum“ zu erfüllen. Doch kein großer Klub biss an, Tah blieb und feierte als Führungsspieler das Double mit der Werkself. Jetzt – nach neun Jahren im Verein – sei die Zeit aber wirklich reif für einen Tapetenwechsel. Schon Anfang 2023 hatte sich Tah für einen neuen Berater entschieden: Pini Zahavi, der unter anderem den Transfer von Robert Lewandowski zum FC Barcelona eingefädelt hatte. Zahavi und der Sportvorstand des FC Bayern, Max Eberl, hatten sich dann auch frühzeitig in diesem Sommer auf einen Fünfjahresvertrag geeinigt.

Tah und Zahavi hinterlegten daraufhin noch vor der EM Anfang Juni bei Leverkusens Sportgeschäftsführer Simon Rolfes den Wechselwunsch. Seitdem wartet Tah auf eine Einigung zwischen den Klubs. Sollte der Wechsel nun platzen, müsste der gebürtige Hamburger damit leben, dass er sich vor allem beim harten Kern der Leverkusener Anhänger einigen Kredit verspielt hat. Allerdings könnte die Ausgangslage schlimmer sein. Bei Bayer hat er intern ein Umfeld, das er kennt, das ihm vertraut. Trainer Xabi Alonso würde weiter voll auf Tah setzen. Und im kommenden Sommer könnte der Nationalspieler dann ablösefrei samt stattlichem Handgeld wechseln. Allerdings soll Berater Zahavi weiter auf einen Wechsel in diesem Sommer pochen, hofft, den Deal im August noch abschließen zu können.

Bayer 04 Leverkusen

Nachdem Tah und Zahavi den Wechselwunsch hinterlegt hatten, gab es eine klare Ansage der Leverkusener Verantwortlichen: Wir stimmen dem Wechsel zu, aber nur zu unseren Bedingungen. „Es gab ja nie eine Problematik zwischen Jona und mir oder zwischen Jona und dem Verein, den Verantwortlichen, Xabi und den Mitspielern. Das ist ja überhaupt nicht der Fall“, hatte Rolfes in der vorvergangenen Woche im Trainingslager in Donaueschingen gesagt. Zudem: „Es gibt keinen neuen Stand. Es ist weiter der Stand, dass es keine Anfrage oder ein Angebot von irgendeinem Verein gibt, das für uns akzeptabel ist – kein Angebot, von dem wir überzeugt sind, dass es seinem Wert entspricht, weil er ein ganz wichtiger Spieler für uns ist.“

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ war für die Bayer-Verantwortlichen von Beginn an wichtig, dass das Gesamtvolumen des Transfers mindestens 30 Millionen Euro beträgt. Zudem gab es eine Deadline, die auf die aktuelle Woche terminiert war und dem Vernehmen nach bereits abgelaufen ist. Bayer 04 hatte dieses Ultimatum aufgestellt, um selbst möglichst schnell Planungssicherheit zu haben. Nun geht man dort von einem Verbleib von Tah ohne Nebengeräusche aus.

FC Bayern München

Das größte Problem in diesem Transfertheater scheint das Führungschaos beim Rekordmeister. Eberl, Uli Hoeneß, Karlheinz Rummenigge, Jan-Christian Dreesen, Herbert Hainer, Michael Diederich – zu viele Köche verderben den Brei. Für Eberl und Neu-Coach Vincent Kompany war und ist Tah einer der Wunschkandidaten für die Innenverteidigung. Die restlichen Gremien sollen von diesem Transfer nicht überzeugt sein und verbreiteten ihre Meinung auch über ihre Drähte in der Öffentlichkeit.

Zudem sind Eberl die Hände gebunden, das Budget ist aufgebraucht, erst müsste ein Spieler den Verein verlassen, ehe er weiter einkaufen darf – das betonte Hoeneß unlängst. Fraglich ist aber auch, ob der Aufsichtsrat ganz generell einen Transfer von Tah absegnen würde. Eberl und Zahavi sollen aber weiter in Kontakt stehen. Die Posse dürfte somit noch weitergehen.