Granit Xhaka, zentrale Figur im Erfolgsteam von Bayer 04 Leverkusen, blickt ehrgeizig auf die kommende Saison. Außerdem äußert er die Hoffnung, dass Teamkollege Jonathan Tah trotz seiner Ambitionen, zum FC Bayern zu wechseln, beim Klub bleibt.
„Er weiß, dass wir Deutscher Meister sind“Xhaka hofft trotz Bayern-Interesse auf Verbleib von Tah bei Bayer 04
Zu viel Urlaub ist nicht gut für Granit Xhaka. „Nach 13, 14 Tagen hat es wieder angefangen, ein bisschen zu kribbeln. Zwei Wochen sind genug für mich“, erzählt der 31-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen, als er in einer Sitzecke des Hotels „Öschberghof“ in Donaueschingen die vergangene Erfolgssaison mit Bayer 04 Revue passieren lässt und mit funkelnden Augen über die anstehenden Aufgaben spricht.
Sage und schreibe 65 Pflichtspiele hat Xhaka in der vergangenen Saison für Leverkusen und die Schweizer Nationalmannschaft abgespult. Fast alle über die volle Distanz. Dass er erstmals Deutscher Meister wurde und das Pokalfinale gegen Kaiserslautern mit seinem Treffer entschied, ist für ihn eine schöner Erinnerung, aber schon jetzt Teil der Vergangenheit: „Der Trainer hat im ersten Training gesagt: Das, was war, ist weg. Davon können wir uns dieses Jahr nichts mehr kaufen. Neue Saison, neue Konkurrenz. Jeder soll Gas geben, ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen, die erste Elf auszusuchen. Ich bin genau seiner Meinung. Kein Mensch interessiert sich dafür, was du letztes Jahr gemacht hast oder vor zwei oder fünf Jahren. “
Xhaka hatte sich nach einer körperlich wie mental aufreibenden Spielzeit mit Bayer auch noch im EM-Viertelfinale gegen England aufgeopfert, trotz Muskelfaserisses im Oberschenkel gespielt, mit seiner „Nati“ aber im Elfmeterschießen ausgeschieden. Was für ein Profi Xhaka ist, zeigt sein Verhalten danach: Der gebürtige Baseler nahm Bayer-Physiotherapeut Sven Elsinger mit in den Urlaub, um schnellstmöglich fit zu werden. Im Trainingslager im Schwarzwald kann er deshalb wieder Vollgas geben. „Ich fühle mich fit, bin schmerzfrei“, sagt er. Das hören alle, die es mit Bayer 04 halten, naturgemäß sehr gerne. Xhaka galt in der abgelaufenen Rekordsaison als das Gehirn der Mannschaft, er orchestrierte das Leverkusener Spiel mit dem Fuß, den Händen und dem Mund.
Granit Xhaka hat Vertrag bis 2028
Dass er im Sommer 2023 den Schritt vom FC Arsenal nach Leverkusen vollzogen hatte, verstanden nicht alle Experten. „Für mich war es kein Schritt zurück, sondern eher zwei Schritte nach vorne“, betont er. „Weil ich genau das Gespür hatte bei den Gesprächen mit dem Trainer und mit Simon Rolfes, dass hier was Besonderes entstehen kann die nächsten Jahre.“ Mit dem Gewinn des Doubles ohne eine einzige Niederlage und dem Erreichen des Europa-League-Finals in der ersten Saison hat sich der Wechsel schon jetzt mehr als gelohnt.
Nun geht es darum, die Rekordsaison zu bestätigen. Xhaka hat noch vier Jahre Vertrag bis 2028. „Ich bin überzeugt, dass wir jetzt auch mal ein Spiel verlieren werden. Das gehört auch dazu. Aber wir wollen natürlich oben mitspielen, das ist sicher unser Ziel“, sagt Xhaka. „Dass der Druck jetzt höher ist, auf jeden Fall. Das muss uns auch bewusst sein – jedem einzelnen Spieler, dem Staff, dem Klub auch. Die Erwartungen sind definitiv gestiegen – dank uns. Die Leistung war fast perfekt vergangene Saison. Aber wir wollen noch mehr. Ich glaube, verbessern müssen wir uns tagtäglich, damit wir da oben auch mitspielen können.“
In diesen Tagen der Vorbereitung geht es deshalb neben aller taktischen Arbeit auch darum, womöglich vorherrschende Selbstzufriedenheit im Kader zu eliminieren. „Dafür braucht es auch uns, die erfahrenen Spieler, dass wir da die jungen Spieler natürlich auch mitziehen“, betont Xhaka. „Und nicht, dass man denkt, jetzt läuft alles von alleine. Sondern ich habe das Gefühl, dass wir noch mehr machen müssen als letztes Jahr.“ In den Zugängen Jeanuel Belocian, Aleix Garcia und Martin Terrier hat Bayer 04 noch mehr Qualität gewonnen. In Josip Stanisic, der nach seiner Leihe zum FC Bayern zurückgekehrt ist, hat der Klub bisher nur einen Spieler mit regelmäßigen Startelfeinsätzen verloren. „Vor allem jetzt mit den neuen Spielern können wir viel rotieren. Wir haben schon vergangenes Jahr sehr viel rotiert. Jeder bringt seine Qualitäten ein“, sagt Xhaka. „Wir müssen natürlich auch miteinander spielen, uns gegenseitig helfen. Aber ich bin überzeugt, dass es auch diese Saison sehr gut klappen wird.“
Xhaka sieht konzentrierten Tah
Ob in den kommenden Monaten dann auch wieder Jonathan Tah in der Reihe hinter ihm abräumen wird, ist allerdings noch nicht sicher. Der 28-Jährige will weiter zum FC Bayern wechseln, der Rekordmeister scheint aber weiter nicht bereit zu sein, ein Angebot von mindestes 30 Millionen Euro abzugeben. „Jeder weiß, dass Bayern ein sehr großer Verein ist. Und große Vereine wollen die größten Spieler. Das ist also auch eine Ehre für Jonathan“, betont Xhaka. „Wir wissen aber auch, dass er für unsere Mannschaft von Bedeutung ist. Er weiß auch, wo Leverkusen momentan steht. Er weiß auch, dass wir letztes Jahr Deutscher Meister geworden sind. Das ist seine Entscheidung. Wir würden ihn gerne bei uns behalten.“
Tah mache jedenfalls einen guten Eindruck in diesen Trainingstagen im Schwarzwald: „Er ist überhaupt nicht mit Gedanken irgendwo anders. Er ist sehr konzentriert. Genauso wie ich ihn auch vergangene Saison kennengelernt habe. Wir hoffen natürlich alle, dass er bei uns bleibt.“