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„Vor einigen Jahren wäre ich sehr sauer gewesen“Bayer-Profi Grimaldo enttäuscht von Spanien-Ausbootung

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Trainer Xabi Alonso (l) und Alejandro Grimaldo liegen sich nach der Partie gegen Köln in den Armen.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso (l) und Alejandro Grimaldo liegen sich nach der Partie gegen Köln in den Armen.

Leverkusen-Zugang Alejandro Grimaldo spricht über die Nationalelf, seine Freistöße und Titelchancen mit Bayer 04.

Alejandro Grimaldo ist am Dienstagmittag sichtlich bemüht, das Richtige zu sagen. Der Zugang von Bayer 04 Leverkusen möchte Enttäuschung und vielleicht sogar etwas Unverständnis zum Ausdruck bringen, ohne dabei mit seinen Aussagen Türen zuzuschlagen. Und so sagt der 28-Jährige zur erneuten Nicht-Nominierung für die spanische Fußball-Nationalmannschaft: „Vor einigen Jahren wäre ich darüber wahrscheinlich noch sehr sauer gewesen, aber jetzt mit dem gestiegenen Alter ist das Gegenteil der Fall: Es motiviert mich, härter zu arbeiten, damit es vielleicht mal klappt.“

Der spanische Nationaltrainer Luis de la Fuente hatte den linken Außenverteidiger zwar in das vorläufige Aufgebot berufen, doch schließlich wieder von der Liste für die EM-Qualifikationspartien gegen Schottland und in Norwegen in der aktuellen Länderspielphase gestrichen. „Spanien hat viele großartige Spieler. Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich eingeladen werde, weil ich aktuell in toller Form bin“, sagt Grimaldo. „Aber dann arbeite ich eben weiter an mir, um das mal zu erreichen.“

An Werbung für seine Nominierung hatte es nicht gemangelt. Leverkusens spanischer Trainer Xabi Alonso hatte sich gleich zwei Mal öffentlich zu diesem Thema geäußert. „Es ist meine große Empfehlung, dass er die Möglichkeit bekommt, für die Nationalmannschaft zu spielen. Das wäre total verdient für ihn“, sagte der 41-Jährige.

Für Nationalteam keine Option

Für Grimaldo ist es allerdings nichts Neues, ignoriert zu werden. Schon zu seiner Zeit bei Benfica Lissabon wurde er trotz internationaler Topleistungen nicht ein einziges Mal zur Nationalelf eingeladen. Alonso: „Ich kann es nicht erklären.“ Zwei Mal hatte es in jungen Jahren für U21-Einsätze gereicht, danach hatte Grimaldo vor allem ein Problem: Jordi Alba. Der Starspieler vom FC Barcelona (jetzt Inter Miami) war gesetzt, an ihm war kein Vorbeikommen. Aktuell bevorzugt De la Fuente in Alejandro Balde (19, FC Barcelona) und Fran Garcia (24, Real Madrid) wieder zwei Spieler von den spanischen Vorzeigeklubs.

Dabei hatte nicht nur Alonso Werbung für Grimaldo gemacht, sondern vor allem er selbst. Bei der Werkself ist er, der von allen Begleitern als absoluter Musterprofi gepriesen wird, nach seinem ablösefreien Transfer im Sommer unangefochtener Stammspieler. In seinen ersten sieben Bundesligaeinsätzen legte er bereits vier Treffer auf. Hinzu kamen zwei sensationelle Freistoßtreffer beim 2:2 in München und beim 3:0 in Mainz. „Aufgrund der Situation war das Tor bei den Bayern noch wichtiger, um der Mannschaft zu helfen. Seit 15 Jahren arbeite ich an dieser Technik, also habe ich eine gewisse Routine bei den Freistößen“, erklärt er. „Meine Vorbilder in dieser Hinsicht waren Gareth Bale, Cristiano Ronaldo und Juninho.“

Grimaldo war auch am vergangenen Sonntag beim 3:0-Derbysieg gegen den 1. FC Köln kaum zu stoppen. Gegenspieler Rasmus Carstensen dürfte in der Nacht auf Montag weniger gut geschlafen haben. „Die Atmosphäre im Derby war toll. Das war schon sehr vergleichbar mit den Spielen von Benfica gegen Sporting“, sagt er. „Wir haben auf dem Platz gespürt, dass wir besser als Köln sind.“

Generell begeistern ihn die Stadien und die Zuschauer in Deutschland. „Das ist fast schon unglaublich, dieses Ambiente, diese Emotionen, das gefällt mir richtig gut“, sagt der 1,71-Meter-Mann. Dass er so gut mit der Umstellung von der portugiesischen Liga auf die Bundesliga klarkommt, überrascht ihn hingegen weniger: „Ich habe mich gut vorbereitet gefühlt auf diese Aufgabe, da gibt es keinerlei Probleme.“

Hoffnungen der Fans geweckt

Davon können sich Zuschauer wie Gegner auch Woche für Woche überzeugen. Grimaldo ist dabei ein Rädchen in einer wie ein Uhrwerk laufenden Bayer-Mannschaft, die den besten Start in eine Saison in der Vereinsgeschichte hingelegt hat. Das weckt natürlich Hoffnungen bei den Leverkusener Fans. „Wir haben eine sehr gute Mannschaft, wenn wir so weitermachen und weiter so gut spielen, haben wir auch gute Chancen, einen Titel zu holen“, sagt Grimaldo. „Aber: Natürlich stehen wir jetzt auch im Fokus der anderen. Es ist eine lange Saison, es gibt viele starke Mannschaften – vor allem Bayern München. Aber wir sind stark genug, um uns auch oben in der Tabelle halten zu können.“

Und sollte es wirklich mit der Meisterschaft klappen, würde womöglich auch Luis de la Fuente endlich für das Debüt in der spanischen Nationalmannschaft sorgen — Grimaldo kennt immerhin die Atmosphäre in den deutschen EM-Stadien.